Wo mein Herz zu Hause ist
Ehe nicht … stabil war. Ich wollte mich da nicht einmischen und alles noch schlimmer machen. Für dich und für Michaela.“
„Schlimmer? Wie könnte es noch schlimmer sein? Wenn Becky mein Kind ist, mein Kind …“
Wieder sah Addie zur Tür. „Weiß sie, wer ich bin?“
„Nein“, sagte er leise. „Ich habe es ihr noch nicht gesagt.“
„Und wie viel weiß sie?“
„Dass sie auf dieser Insel zur Adoption freigegeben wurde. Dass ich ihr biologischer Vater bin. Bevor mein Vater vor anderthalb Jahren starb, hat er mir gestanden, dass er etwas von dem Rechtsanwalt gehört hatte, der damals die Adoption betreute – über unser Kind. Da habe ich angefangen, nach ihr zu suchen.“
Er seufzte tief.
„Ich habe sie bei einer Pflegefamilie in Seattle gefunden. Sie stand seit vier Jahren unter staatlicher Fürsorge. Ihr ursprünglicher Adoptivvater war von seinem Sorgerecht zurückgetreten, und der Staat brachte sie in wechselnden Pflegefamilien unter, während sie neue Adoptiveltern suchten.“
Entsetzt schrie Addie auf.
Skip machte einen Schritt auf sie zu, als wolle er sie in den Arm nehmen. „Becky hatte inzwischen versucht, ihre leiblichen Eltern zu finden. Mein Vater hatte irgendwie davon gehört – ich glaube von jemandem beim Adoptionsbüro. Jedenfalls rief er mich an. Ich habe mir einen Anwalt genommen, den DNA-Test gemacht …“ Er fuhr sich durchs Haar. „Na ja, und so kamen wir zusammen.“
Addie wurde eiskalt. „Ihr Adoptivvater ist vom Sorgerecht zurückgetreten? Was ist mit ihrer Mutter passiert?“
Wieder kam Skip einen Schritt näher. „Lass uns morgen darüber reden. Es ist schon nach Mitternacht.“
Sie wich zurück. „Du lässt mitten in der Nacht diese Bombe platzen, und dann willst du einfach schlafen gehen? Nein, du kannst dich nicht davor drücken. Und ich bin auch kein Kind mehr, das man einfach vertrösten kann. Ich habe ein Recht, alles zu erfahren. Was ist mit ihren Adoptiveltern passiert?“
Mit hängenden Schultern ging Skip zur Tür und schloss sie leise. Dann lehnte er sich dagegen und sagte: „Ihr Stiefvater war gewalttätig – vor allem gegen ihre Mutter. Eines Abends hat er sie im Streit mit einem Messer bedroht. Sie ist in Panik mit dem Auto geflohen. An einer Kreuzung kam es zu einem Unfall. Sie war sofort tot. Danach hat Jesse das Sorgerecht für Becky abgegeben, mit dem Argument, dass er nie ein Kind wollte und nun, wo seine Frau tot sei, keine Verantwortung mehr übernehmen wolle.“
Jesse . So hieß also der Mann, den ihre Tochter Dad genannt hatte.
„Becky?“, brachte sie mühsam hervor.
Gequält sah Skip sie an. „Lass uns das doch …“
„Verdammt, wo war Becky?“
„Sie hat den Streit miterlebt. Und sie ist hinter dem Auto her gerannt, um ihre Mutter aufzuhalten. Sie … sie hat den Unfall gesehen.“
Addie starrte Skip entsetzt an. Sie wollte etwas sagen, etwas tun, doch die Stimme versagte ihr. Die dunklen Punkte vor ihren Augen wurden immer größer, und das Zimmer verschwamm. Das Letzte, was sie mitbekam, waren seine starken Arme, die sie auffingen, und dass er besorgt ihren Namen rief.
Skip trug Addie zum Bett und deckte sie zu. Dann ging er ins Bad und ließ mit zitternden Händen kaltes Wasser über zwei Handtücher laufen. Er ging zum Bett zurück, setzte sich auf die Kante, wickelte Addie ein Handtuch ums Handgelenk und legte ihr das zweite auf die Stirn.
„Addie“, flüsterte er besorgt. Als sie sich nicht regte, tupfte er ihre Schläfen ab, zog die Bettdecke zurück und schob ihr ein Kissen unter die Knie. „Komm, Liebes, wach auf.“
Endlich flatterten ihre Augenlider, und sie sah ihn an. Einen Moment lang war er erleichtert. Wenigstens körperlich war wieder alles in Ordnung. Was das Seelische anging … das würde wohl länger dauern.
„Skip?“
Er zwang sich zu einem Lächeln. „Ich bin hier, Liebes.“
„Ich hatte einen schrecklichen Traum.“
„Du bist ohnmächtig geworden.“ Vorsichtig nahm er die Handtücher wieder weg. „Erinnerst du dich, worüber wir gesprochen haben?“
Ihre Augen weiteten sich. Also erinnerte sie sich an alles. „Es stimmt also? Sie ist wirklich …?“
Als er nickte, wurde ihr Blick kühl. „Und wann hattest du vor, es mir zu sagen?“
„Zum richtigen Zeitpunkt. Ich wollte warten, bis ihr euch angefreundet habt. Deshalb bin ich ja hierher zurückgekommen. Hey“, sagte er, als sie schließlich die Fassung verlor und die Hände vors Gesicht schlug, „komm, ich mache dir erst
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