Wo mein Herz zu Hause ist
der Couch schlafen.“
„Aber hier bist du näher bei Michaela, falls sie dich heute Nacht braucht.“
Da hatte er nun auch wieder recht. Die beiden Mädchen schliefen in Beckys breitem Bett, und Michaela war aufgeregt und völlig überdreht.
„Na gut.“ Misstrauisch schaute sich Addie in dem L-förmigen Raum um. Die große Fensterfront ging auf den Wald hinaus, vor dem offenen Kamin standen eine Zweiercouch und ein Schaukelstuhl.
„Das Bad ist hier.“ Er deutete auf eine Tür neben dem riesigen Wandschrank. „Bedien dich bei den Handtüchern und dem Duschgel … nimm dir, was du brauchst.“
Allein der Gedanke, in derselben Dusche zu stehen wie Skip heute Morgen …
„Ich muss nach Michaela sehen“, sagte sie und ging mit großen Schritten hinaus. Am Ende des Flurs schlüpfte sie leise in Beckys Zimmer, das von einem freundlichen Nachtlicht etwas erhellt wurde.
„Hi, Mrs. Malloy“, flüsterte Becky, als Addie auf die beiden Formen unter der Bettdecke hinunterschaute – eine klein, zur Kugel zusammengerollt, die andere groß und schlank.
„Hi, Becky“, gab Addie lächelnd zurück. „Dein erster Übernachtungsgast ist ja nicht sehr unterhaltsam, was?“
„Sie wollte unbedingt wach bleiben, aber als ich ihr eine Geschichte vorgelesen habe, ist sie sofort eingeschlafen. Ich glaube, die ganze Aufregung hat sie ziemlich müde gemacht.“
„Na, dann schlaft mal schön. Und wenn sie heute Nacht aufwacht und nicht wieder einschlafen kann, holst du mich einfach.“
„Das mache ich. Gute Nacht.“
Addie beugte sich über Becky hinweg und küsste Michaela auf die Wange. Dann gab sie einem plötzlichen Impuls folgend auch Becky einen Kuss auf die Stirn. „Träum etwas Schönes“, flüsterte sie.
Auf Zehenspitzen ging sie hinaus und schloss leise die Tür hinter sich.
Becky lag im Bett und starrte auf die Wand gegenüber.
Wann hatte ihre Mutter ihr zum letzten Mal einen Gutenachtkuss gegeben? War das in der Nacht, bevor ihre Mom und Jesse sich so schrecklich stritten? Die Nacht, in der dieser schreckliche Unfall passiert war?
Würde sie diese Momente denn nie vergessen? Den heftigen Streit, Jesses Drohungen, die Panik ihrer Mutter …
Denk an etwas Schönes . Das hatte ihr die Schulpsychologin immer geraten, wenn die Bilder zu schrecklich wurden.
Zitternd tastete sie nach Michaela und berührte ihren Arm. Michaela war ein süßes kleines Mädchen mit einer lieben Mutter. Sie hatte ihre Barbies und ihre Bienen, und ein bisschen färbte Mrs. Malloys Fürsorge ja auch auf sie ab … wie gerade bei dem Gutenachtkuss.
Mit diesem Gedanken schlief Becky schließlich ein.
6. KAPITEL
Als Addie in Skips Schlafzimmer kam, stellte sie erleichtert fest, dass Skip gegangen war. Sie zog die Vorhänge zu und streifte die Jogginghose und das Sweatshirt ab, die Becky ihr geliehen hatte. Auf dem Kopfkissen lag ein Flanellpyjama. Hatte Skip ihn ihr hingelegt oder Becky?
Das ist doch egal. Zieh ihn an, und geh endlich schlafen.
Doch so egal war es auch wieder nicht. Wenn Skip ihr den Schlafanzug hingelegt hatte, bedeutete das, dass er wusste, was sie in seinem Bett anhaben würde.
Na und? Glaub doch nicht, dass er überhaupt an dich denkt! Bestimmt schläft er schon tief und fest auf der Couch.
Im Bad fand sie eine noch verpackte Zahnbürste und weiche Handtücher. Es war schon nach elf, als sie endlich todmüde ins Bett fiel.
Doch schlafen konnte sie nicht. Im Haus war alles still, aber draußen tobte noch immer der Sturm. Sie versuchte, nicht daran zu denken, in wessen Bett sie lag, versuchte, sich nicht vorzustellen, dass er im Zimmer neben ihr war.
Addie hatte ihn nur einmal nackt gesehen, damals, als er in den Weihnachtsferien vom College nach Hause kam. Es war der Tag nach Neujahr, als sie das Haus für sich allein hatten, weil ihre Eltern und Schwestern Freunde auf dem Festland besuchten.
Sie hatte ihnen nachgewinkt, als die Fähre ablegte, und war dann wie der Blitz nach Hause zurückgeradelt, wo Skip schon an der Hintertür wartete. Noch in der Küche waren sie sich in die Arme gefallen und hatten sich auf dem Weg zu ihrem Zimmer gegenseitig ausgezogen. Und als sie beide nackt waren, stand sie vor ihm und lächelte ihn schüchtern an.
„Das ist das erste Mal, dass wir uns so sehen“, flüsterte sie.
„Und du bist so schön, dass ich weinen könnte“, erwiderte er zwischen Küssen.
Sie hatten sich den ganzen Nachmittag lang geliebt und dabei die drei Kondome, die er mitgebracht hatte, alle
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