Wo mein Herz zu Hause ist
leise.
Sie blickte an ihm vorbei aus dem Fenster. „Es stürmt nicht mehr. Ich muss in mein Haus zurück.“
Aber sie blieb reglos im Türrahmen stehen.
„Es gibt frischen Kaffee“, bemerkte er und schenkte ihr eine Tasse ein.
Sie rührte sich nicht.
Obwohl sein Herz heftig schlug, gelang es ihm, die Hände ruhig zu halten, als er einen Schuss Milch in ihren Kaffee gab und ihr die Tasse brachte.
„Kein Wunder, dass sie nicht so richtig über deine Bienengiftallergie Bescheid wusste, als sie mit uns zu den Stöcken gefahren ist.“
Er schüttelte den Kopf. „Na ja, wir lernen noch, eine richtige Familie zu sein.“
„Und zu alledem komme ich jetzt ins Spiel.“ Addie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und griff auch nicht nach der Tasse. Stattdessen schaute sie sich über die Schulter zur Treppe ins Obergeschoss um. „Am liebsten würde ich raufrennen, sie in die Arme nehmen und nie wieder loslassen.“ Ihre Stimme klang gepresst. „Ich möchte so tun, als ob dies alles nicht passiert wäre. Nein, noch besser, ich möchte die Zeit vorspulen und das alles schon hinter mir haben und wissen, dass es gut ausgegangen ist. Ich will …“ Sie schloss die Augen. „Ich will, dass sie mich lieb hat“, schloss sie flüsternd.
„Aber das wird sie, Liebes“, sagte Skip zärtlich.
Fast bittend sah Addie ihn an. „Meinst du?“
Die Sehnsucht in ihrer Stimme schnitt ihm ins Herz. „Natürlich. Wieso sollte sie dich nicht lieben?“
Kopfschüttelnd ging sie an ihm vorbei zur Terrassentür und starrte hinaus. „Ich habe sie schließlich zur Adoption freigegeben. Ich, nicht du. Neun Monate war ich schwanger mit ihr, habe sie zur Welt gebracht … und dann habe ich diese verdammten Papiere unterschrieben und zugelassen, dass man sie wegbringt wie schmutzige Wäsche. Ich habe nie nach ihr gesucht. Ich habe sie nicht aus der staatlichen Fürsorge gerettet. Zwölf Jahre lang habe ich überhaupt nichts unternommen.“
„Ich verrate dir mal etwas.“ Skip trat hinter sie. „Becky hat mich die ersten zwei Monate lang gehasst. Sicher, sie war froh, aus der Pflegefamilie wegzukommen, aber sie hat mich dafür verantwortlich gemacht, dass sie überhaupt dort gelandet ist. Zwar hat sie es nicht oft offen gezeigt – sie ist wirklich gut darin, ihre Gefühle zu verbergen.“ Er lächelte. „Das hat sie von dir. Wenn es hart auf hart kommt … ich will es nicht beschönigen – es war hart für sie.“ Er seufzte. „Wenn sie sich bedroht fühlte oder verletzt war oder sauer auf mich, dann hat sie sich in ihr Zimmer eingeschlossen und ist tagelang nicht wieder rausgekommen. Jede Kleinigkeit konnte das auslösen. Das letzte Mal ist es passiert, als ich sie gebeten habe, die Zahnpastatube zuzudrehen. Und manchmal ertappe ich sie dabei, wie sie mich beobachtet. Sie hat noch einiges mit ihrer Therapeutin aufzuarbeiten, aber es wird langsam besser. Wir beide haben eine starke Tochter.“
Er wartete, bis sie das verdaut hatte.
Langsam drehte Addie sich zu ihm um. „Hat sie je … du weißt schon … gefragt?“
„Ein einziges Mal“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Als ich ihr erzählt habe, dass wir nach Firewood Island ziehen. Sie weiß, dass ich hier aufgewachsen bin, und da hat sie gefragt, ob ihre leibliche Mutter auch von der Insel stammt.“
„Und was hast du gesagt?“
„Dass es so ist.“ Er verschwieg jedoch, dass dies ein weiterer Zwischenfall gewesen war, nach dem sich Becky in ihr Zimmer eingeschlossen hatte. Dass es anderthalb Tage gedauert hatte, bis er sie wieder herauslocken konnte, und dass sie danach nicht wieder gefragt hatte. Doch er wusste auch, dass sie diese Information für einen anderen Zeitpunkt gespeichert hatte – wenn sie emotional in der Lage war, sie zu verarbeiten. Ganz sicher konnte er nicht sein, dass es so weit war – aber jetzt ließ sich nichts mehr daran ändern. Addie wusste Bescheid, und sie mussten einfach sehen, was sich daraus entwickelte.
„Warum gerade jetzt?“, fragte sie. „Warum hast du es mir überhaupt gesagt? Und warum, um alles in der Welt, mitten in diesem Sturm, der mein halbes Haus zerstört hat?“
Skip schaffte es nicht, sie anzusehen – der Schmerz in ihren Augen tat ihm selbst zu weh.
„Es fühlte sich einfach falsch an, dir die Wahrheit zu verschweigen“, erwiderte er nach einer Weile und hob den Kopf. „Ich hatte sowieso schon Schuldgefühle, aber als du dann hier im Haus warst, unter meinem Dach, da musste ich es einfach
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