Wo niemand dich findet
Vielleicht suchte der Kerl ein Haus? Allerdings hatte Alex keine
Verkaufsschilder gesehen. Außerdem lagen die Immobilienpreise dort noch immer deutlich über dem Budget eines Polizisten, selbst wenn der gerade befördert worden war.
In der Einfahrt zur Tiefgarage warf Alex einen Blick auf ihr Haus. Der bläuliche Schimmer eines Fernsehers verriet ihr, dass Thelma heute Abend zu Hause war und nicht bei ihren Freundinnen. Sie lief die Metallstufen zu ihrer Wohnungstür hinauf und stieg dabei über eine Katze, die sich auf der Fußmatte zusammengerollt hatte. Als Alex die Tür aufsperrte, erhob sich Sugarpotamus, machte einen Buckel und streckte sich. Sie schnupperte an Alex’ Abendessenstüte und miaute kläglich. Thelma fütterte ihn ständig, sogar bei Tisch. Kein Wunder, dass das arme Tier beinahe acht Kilo wog.
»Das ist nichts für dich«, ermahnte sie die Katze. »Du musst abnehmen.«
Alex stieß die Tür auf. Sugarpotamus huschte vor ihr hinein.
Endlich zu Hause! Die Ruhe hatte sie sich verdient! Doch da entdeckte sie die Cowboystiefel neben ihrem Sofa.
7
»Wie bist du reingekommen?«, platzte sie heraus.
Troy Stockton lümmelte auf dem Sofa und blickte selbstzufrieden zu ihr hoch. Dann verzog er seinen Mund zu einem Grinsen. »Ich weiß doch noch, wo du deinen Ersatzschlüssel versteckst.«
»Aber die Alarmanlage war an!«
»Den Code für eine Alarmanlage vergesse ich auch nicht.«
Mit einem Blick auf den Tastenblock der Anlage neben der Tür erkannte Alex, dass er tatsächlich den Code eingegeben haben musste. Sie schlug die Tür zu und legte ihre Handtasche und die Essenstüte auf den Tisch.
Dabei störte es sie gar nicht so sehr, dass er einfach in ihre Wohnung gekommen war. Noch weniger kümmerte es sie, dass er es sich auf ihrem Sofa gemütlich gemacht hatte und sich vergnügt und zufrieden darauf räkelte, während sie müde und abgekämpft war. Vielmehr hatte sie sich ihre nächste Begegnung anders vorgestellt und sich schon unzählige Male in den immer gleichen Farben ausgemalt: Ja, sie sähe hinreißend aus und wäre – idealerweise in einer Bar – von Männern umschwärmt, aber ganz cool und lässig. Troy dagegen hatte eine Leidensmiene aufgesetzt und würde alles tun, um sie zurückzugewinnen.
»Ich hab doch gesagt, du sollst mich anrufen, statt hier einfach reinzuplatzen.« Sie marschierte in die Küche. In der Glastür der Mikrowelle sah sie ihr Spiegelbild. O Gott. Noch schlimmer als befürchtet.
Troy schlenderte mit dem sportlichen Gang, den sie nur zu gut kannte, zu ihr in die Küche. Sie hätte ihn nicht anrufen sollen. Aber sie hatte ja nur am Telefon mit ihm sprechen wollen, nicht gleich bei sich zu Hause.
Er lehnte sich mit einer Schulter gegen die Wand und verschränkte die Arme. »Drei Nachrichten auf der Mailbox«, sagte er. »Alle dringend. Hast du erwartet, dass ich nicht darauf reagiere?«
Sie wandte ihm den Rücken zu, schepperte im Spülbecken herum und ließ Wasser in ein Schüsselchen laufen. Dass sie noch immer seine Aufmerksamkeit erregen konnte, löste ein komisches Gefühl in ihr aus. Zugegeben, es fühlte sich gut an. Aber es war auch ein bisschen unangenehm.
»Ich wollte was mit dir besprechen.« Sie lockte Thelmas Katze wieder vor die Tür und stellte das Schüsselchen neben den Fußabstreifer. »Hat was mit einem Fall zu tun.«
Troy lächelte leise und seufzte laut. »Als du das Delphi Center erwähnt hast, hab ich mir schon so was gedacht.«
Seine Enttäuschung war gespielt. Er musste sich darüber im Klaren sein, dass es größerer Anstrengungen bedurfte, wenn er sie zurückhaben wollte. Sie wünschte sich das zwar auch, weil sie ihn vermisste; allerdings nur als Freund. Zweimal würde sie sich an ihm nicht die Finger verbrennen.
»Also, raus mit der Sprache«, forderte er. »Du wolltest mich um einen Gefallen bitten?«
»Stimmt.« Alex nahm zwei Teller aus dem Küchenschrank und trug sie zum Tisch. Danach holte sie den Cheeseburger und die Pommes aus der Tüte. »Bringst du bitte ein Messer mit?«
Wie selbstverständlich griff er in die Schublade neben dem Herd und nahm eines heraus. Doch sie ließ sich nicht davon beeindrucken, dass er sich selbst daran erinnerte, obwohl er nur wenige Male in ihrer Küche gewesen war.
Sie schnitt den Burger in zwei Teile und gab ihm eine Hälfte. Troy ließ sich auf einen Stuhl fallen. Als der unter seinem Gewicht ächzte, stöhnte sie innerlich auf. Aber warum sollte sie sich für ihre Versandhausmöbel
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