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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Rest geblieben? Die schönen Worte? Die Verführung? Der Mann wusste doch, wie man Frauen verführte, und seine Chancen bei ihr standen nicht so schlecht. Ein Teil von ihr wünschte es sich sogar, dass er es versuchte.
    Ein anderer Teil dachte jedoch an Nathan. Ihr ging das Bild nicht aus dem Kopf, wie er an jenem Abend in seinem schweißnassen T-Shirt vor ihr niedergekniet war und die Wunde an ihrem Bein gesäubert hatte, ohne darauf zu achten, dass sie ihn wüst beschimpfte.

    Plötzlich fühlte sie sich beinahe schuldig, weil sie hier stand und drauf und dran war, Troy zu sich einzuladen. Woher kam dieses Gefühl?
    Troy küsste sie auf die Stirn. »Gute Nacht, Alex. Schließ gut ab.« Damit ging er zurück zu seinem Wagen und stieg ein.
    Alex stand an der Tür und sah, wie er rückwärts aus der Parklücke stieß. Und blieb stehen, bis der Klang des Motors von der Nacht verschluckt worden war.
     
    Der Ferrari 360 Modena bog um die Ecke, und Nathan beobachtete Alex, wie sie ihm hinterhersah. Als sie endlich in ihre Wohnung ging, blieb er noch ein paar Minuten in seinem Mustang sitzen, um seine Gedanken zu ordnen.
    Genauer gesagt, wollte er erst mal seinen Ärger verrauchen lassen, dass Alex sich mit einem reichen Schnösel einen schönen Tag gemacht hatte, während er sich den Arsch aufgerissen hatte, um sie zu finden.
    Er stieg aus dem Wagen und schlug die Tür zu. Ein Hund begann zu bellen. Er überquerte die baumbestandene Straße und schritt auf die kleine Villa in Hyde Park zu, in der Alex eine Einliegerwohnung gemietet hatte. Im Laufe des Tages hatte er ein paar Erkundigungen zu Alex’ Wohnsituation eingezogen. Es war ihm jedoch nicht klar geworden, warum eine Frau, die einen nagelneuen Mercedes und einen prima erhaltenen Ford Sunliner, Baujahr 1960, in der Garage stehen hatte, sich überhaupt eine Mieterin ins Haus nahm. Nathan ging zum Garagenanbau und lugte durch ein staubiges Fenster. Allein der Sunliner dürfte mehr wert sein, als Alex
in vier, fünf Jahren Miete zahlte. Aber vielleicht wollte diese reiche alte Dame, von der Alex die Wohnung gemietet hatte, einfach etwas Gesellschaft?
    Nathan trampelte die Stufen hinauf. Wie er erwartet hatte, wurde hinter der Fensterscheibe ein Vorhang zurückgeschoben. Alex guckte ihn an. Gleich darauf ging die Tür auf.
    Sie hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt, als er vor sie trat. Irgendwie hatte sie in den drei Minuten, seit sie nach Hause gekommen war, eine blaue Satin-Pyjamahose und – Gott steh ihm bei! – ein hautenges Trägerhemd angezogen.
    Er zwang sich, in ihr Gesicht zu blicken. »Hi.«
    Mit einem Seufzer bat sie ihn herein und schloss die Tür. »Entschuldige mich kurz, aber ich muss mal telefonieren und meine Assistentin entlassen.« Sie drehte sich um und holte ihr Handy aus der Handtasche.
    Nathan ergriff ihr Handgelenk. »Von ihr hab ich deine Adresse nicht.«
    »Wie hast du mich sonst gefunden?«
    Er zog die Augenbrauen hoch. Einfach war es nicht gewesen. Alex hatte umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen getroffen, und alle persönlichen Informationen hatten ihn zur Büroadresse geführt.
    »Ich muss das wirklich wissen«, sagte sie.
    »Mit deinem Call-a-Pizza-Trick.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bestelle nie Pizza.«
    »Nein, aber du magst das Hunan Café.«
    Sie verdrehte die Augen und ging in die Küche. Dort öffnete sie den Kühlschrank und nahm sich eine Cola aus
dem obersten Fach. Daneben stand ein halbleerer Karton mexikanisches Bier.
    Sofort kehrte Nathans schlechte Laune zurück. »Wo warst du denn den ganzen Tag?«
    Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Ausdruck amüsierten Erstaunens aus. »Nicht da.«
    »Du bist auch nicht ans Telefon gegangen.«
    »Ich hatte zu tun«, sagte sie. »Möchtest du was trinken.«
    »Nein.«
    Sie öffnete die Cola und trank einen Schluck.
    Nathan zwang sich, ruhig zu bleiben. Es ging ihn überhaupt nichts an, wie sie ihren Tag verbracht hatte. Genauso wenig wie ihr Privatleben. Oder dass sie im Kühlschrank Bier hatte, obwohl sie es nicht mochte.
    Er inspizierte die Wohnung. Auf einem leeren Bücherregal stand ein Flachbildfernseher, gegenüber ein blaugestreiftes Sofa. Der Couchtisch war nichts weiter als eine abgewetzte schwarze Reisetruhe. An der Wand unter den beiden Fenstern waren Kartons aufgereiht, was ihn ein wenig an ihr Büro erinnerte, ehe sich die neue Assistentin der Räume angenommen hatte. Die ganze Wohnung wirkte, als sei sie erst kürzlich bezogen worden. Doch das

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