Wo niemand dich findet
bist?«
»Troy kennt dort jemand, der Gentests macht.«
»Ja? Und was hat er gesagt?«
»Es ist eine Sie. Und sie sagt, ich soll morgen vorbeikommen, dann erläutert sie mir die Ergebnisse.«
Erneut ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Sobald er sich wieder ihr zugewandt hatte, sagte er: »Ich hab nach diesem Unfallbericht gesucht, aber nichts gefunden. Ich habe auch ein bisschen herumtelefoniert. Kein Abschleppdienst in der Stadt weiß was davon.«
»Die Zeugin hat aber angegeben, dass sie einen Abschleppwagen gesehen hat.«
Nathan gab keine Antwort.
»Glaubst du, dass Coghan vielleicht – tja, ich weiß nicht – jemanden dazu gebracht hat, das schwarz zu machen?«
»Schon möglich.« Er brachte die Eiswürfel in seinem Glas zum Klirren. »Aber du weißt nicht mit Sicherheit, dass Coghan dort war, oder?«
»Die Frau hat den Pick-up gesehen …«
»Die konnte sich nicht mal an die Farbe erinnern«, fiel ihr Nathan ins Wort.
»Na ja, aber es hat auch geregnet. Und sie hat gesagt, dass sie erkältet war und Medikamente genommen hatte.«
»Damit ist sie ja eine prima Zeugin«, spottete er. »Ich hab außerdem überprüft, was Coghan an jenem Abend gemacht hat. Unsere Einsatzprotokolle sagen, dass er zu der Zeit, als deine Zeugin die Autos am Unfallort gesehen haben will, bei einer Drogenrazzia in der East Fifth Street war.«
Coghan hatte ein Alibi. Alex hätte darauf gefasst sein müssen, dennoch war sie über diese Nachricht enttäuscht.
»Vielleicht hat er jemand in der Einsatzzentrale, der
für ihn gelogen hat?«, mutmaßte sie. »Vielleicht ist alles nur Tarnung?«
Nathan hob die Augenbrauen. In Alex wallte Zorn auf. Nun hatte sie wirklich genug von seiner Skepsis.
»Wie viele Beweise willst du denn noch, um zu kapieren, dass hier was oberfaul ist?« Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tresen. »Melanie ist verschwunden. Ist es denn völlig unerheblich, dass man in der Nähe ihres Hauses eine Leiche gefunden hat? Und was ist mit dem geschrotteten Wagen?«
»Okay.« Er legte den Kopf zur Seite. »Wie lautet deine Theorie?«
Alex ließ den Kopf hängen. »Ich … ich weiß es nicht. Im Haus muss wohl eine Art Kampf stattgefunden haben. Daher das Blut. Vielleicht hat Coghan Melanie entführt. Und womöglich hatte sie einen Liebhaber, der ihnen in dem Blazer hinterhergefahren ist, und Coghan hat ihn auch getötet und sie beide in den See geworfen.«
»Was ist mit seinem Alibi?«
»Ich weiß es nicht, okay?« Sie glitt von ihrem Barhocker. Troy hatte genug Geld dagelassen, um ihrer beider Rechnung zu begleichen. So hob sie ihre Handtasche vom Boden auf und lief zum Ausgang.
Als sie über den vollen Parkplatz zu ihrem Wagen ging, hörte sie Nathans Schritte hinter sich. Sie holte den Autoschlüssel aus der Handtasche und drückte auf Öffnen. Mit einem Klacken sprang die Zentralverriegelung auf. Sie wollte gerade nach dem Türgriff greifen, als Nathan die Hand auf die Tür legte.
»Warte mal«, sagte er.
»Wozu denn?« Sie wirbelte herum. »Du glaubst mir
sowieso nicht. Es ist völlig egal, wie viele Beweise ich dir vor die Nase halte, ich liege jedes Mal falsch. Aber klar, wie kann man nur auf die Idee kommen, dass ein Kumpel von dir, noch dazu ein Polizist, seine Frau umbringt.«
»Darum geht es doch gar nicht.«
»Du willst es doch nicht mal in Erwägung ziehen«, warf sie ihm vor. »Nicht, wenn es um jemand geht, der eine Polizeimarke am Gürtel hat.«
»Auch das ist nicht wahr.«
Ruhig sah er ihr in die Augen. Obwohl sie ihn anfunkelte, lag seine Hand schwer auf ihrem Wagen. Als er ihr etwas näher kam, schien die Zeit kurz stillzustehen. Er war ihr so nahe, dass er ihren Zorn fühlen konnte. Er spürte sogar, wie wild ihr Herz schlug.
Auf einmal fuhr seine Hand in ihr Haar. Sie hielt den Atem an. War wie elektrisiert. Und sie schien es mit jeder Faser ihres Körpers aufzunehmen, als er sich ganz nah zu ihr beugte.
11
Eine Welle der Erregung durchflutete sie. Sein Mund war warm und fest. Seine Bartstoppeln kratzten leicht, als er den Kopf zur Seite neigte und sie küsste. Er schmeckte herb, ein wenig nach Alkohol, und das Entfachen männlicher Leidenschaft ließ sie schwindeln.
Das Grummeln von Lastwagen und Motorrädern im Hintergrund nahm sie kaum wahr. Auch das leichte Vibrieren des Bodens unter ihren Füßen und das kühle Blech des Autos, gegen das er ihren Rücken presste, bemerkte sie kaum. Stattdessen spürte sie seine breite, kräftige Brust, während seine
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