Wo niemand dich findet
lieber eine Dose Red Bull. Auf dem Weg zum Kühlschrank blickte er in den Spiegel über der Kasse. Und entdeckte Britney.
Sie trug eine rote Jacke mit Kunstpelzkragen, der farblich zu ihrem blonden Pferdeschwanz passte. Nathan beobachtete, wie sie eine Schachtel Zigaretten kaufte. Danach ging er selbst zur Kasse. Als er kurz darauf aus dem Laden trat, war sie bereits einen halben Straßenzug entfernt. Im Gehen saugte sie gierig an einer Zigarette.
Nathan rief kurz Hodges an, ehe er den Taurus wendete und Britney einige Blocks nördlich beim Überqueren
einer kleinen Straße abfing. Er ließ das Fenster runter, worauf sie abrupt stehen blieb.
»Hi Britney, wie geht’s?«
Sobald der erste Schrecken aus ihrem Gesicht verschwunden und einem Ausdruck leichter Besorgnis gewichen war, setzte sie ihren Weg fort. Nathan stieß die Tür auf und stieg aus. »Mach es uns nicht schwerer als nötig«, rief er ihr hinterher.
Ihre hohen schwarzen Stiefel blieben kurz vor der anderen Straßenseite stehen, und sie drehte sich um.
»Ich hab dir nichts zu sagen.« Sie blickte umher, doch die Straße war nahezu menschenleer.
»Dann rede eben nur ich.«
»Ich komm aber nicht mit auf diese Scheiß-Wache.«
»Hab ich dich je dahin gebracht? Lass uns einfach eine Runde drehen.« Er öffnete die Hintertür für sie und wartete. Nach einem weiteren unsicheren Blick kam sie zum Wagen und stieg auf den Rücksitz.
Er fuhr rückwärts aus der Gasse und kutschierte sie über Seitenstraßen zur Interstate 35, die wie eine Trennlinie durch die Stadt schnitt. Im Rückspiegel behielt er sie die ganze Fahrt über im Auge.
»Wie geht’s?«
Statt einer Antwort beugte sie sich vor und drückte die Zigarette auf der Fußmatte aus. Gleich darauf holte sie die Schachtel aus ihrer Jacke und zündete sich eine neue an.
Nathan fuhr unter der Autobahn durch und bog nach Süden ab. Sie warf ihm einen hasserfüllten Blick zu, bis er an der Abzweigung zur Polizei von Austin vorbeifuhr und sie in eine normale Wohngegend kamen. Dort bog er
in den Parkplatz eines die ganze Nacht geöffneten Fast-Food-Restaurants.
»Hungrig?«, fragte er.
»Nein.«
»Ich schon.« Am Drive-in-Schalter war keine Schlange, und Nathan bestellte gleich eine ganze Tüte voll Essen. Danach fuhr er zu einem Park einige Blocks südlich.
Er öffnete Britney die Tür. Sie nahm einen letzten Zug von ihrer Zigarette und zertrat den Stummel beim Aussteigen mit dem Stiefel. Die Nacht war feucht und kühl. Sie zog ihre Jacke enger, so als würde sie sich in sie schmiegen. Eine seltsam kindliche Geste, fand er. Nathan geleitete sie zu einem Picknicktisch. Dort setzte er sich und holte zwei warme, in Papier eingeschlagene Tacos aus der Essenstüte.
»Bitte, für dich.« Er legte einen Taco auf die andere Seite des Tisches. Widerwillig nahm nun auch Britney Platz.
»Tut mir leid wegen Tammy«, sagte er.
»Du hast sie doch nicht umgebracht.«
Ohne Britney aus den Augen zu lassen, riss Nathan seine Red-Bull-Dose auf. Das Licht des nahen Parkplatzes erlaubte ihm, in ihrer Miene zu lesen, während sie miteinander sprachen. »Hast du einen Verdacht, wer’s gewesen sein könnte?«
Sie sah zur Seite.
Er wickelte seinen Taco aus und biss hinein. Britney, die aus San Antonio stammte und eigentlich Deanna Perry hieß, sich aber vermutlich wegen ihrer langen blonden Haare Britney nannte, nahm eine weitere Zigarette aus ihrer Schachtel und zündete sie an.
»Ihr arbeitet doch beide für Little J, oder?«
Achselzuckend blickte sie ihm wieder ins Gesicht.
»Sind Tammy und er in letzter Zeit denn miteinander klargekommen?«
Ihre schmalen Augen auf ihn gerichtet, inhalierte sie den Rauch. Sie war erst zweiundzwanzig, und schon zeigten sich auf ihrem Gesicht die ersten Krähenfüße. Doch ihre bereits verblühende Schönheit dürfte das geringste ihrer Probleme bleiben, wenn sie so weitermachte wie bisher.
»J kommt mit niemandem klar«, sagte sie. »Er ist ein Arschloch.«
Sie wandte sich ab, um den Rauch zur Seite auszuatmen. Nathans Blick wanderte über die kleinen fleischigen Narben, die ihren Nacken überzogen. Die Frau, deren Körper gestern Abend vor seinen Augen in einen Leichenwagen gehievt worden war, hatte ähnliche Verletzungen gehabt. Nathan vermutete, dass Little J seinen Mädchen beim Oralsex mit der Zigarette kleine Brandzeichen verpasste.
»Ist er ein solches Arschloch, dass er einer Frau aus der Nähe in den Kopf schießen und sie auf den Müll werfen würde?«
Sie warf
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