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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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doppelter. Ich dachte, dass du vielleicht ein bisschen müde bist. Kommst du jetzt oder nicht?«
    Nathan sah sie kurz an. Sie schien nicht mehr sauer zu sein. Das war schon mal was. Dennoch gab es einen großen Unterschied zwischen nicht mehr sauer sein und mit ihm ins Bett gehen wollen. Vor ihm lag noch ein gutes Stück Arbeit.
    »Wenn’s nicht zu lange dauert«, sagte er. »Ich hab um zwei Uhr einen Gerichtstermin.«
    »Das müsste passen.«
    »Und ich muss vorher duschen.«
    »Ich warte solange im Auto.«
     
    Alex fuhr von der Autobahn ab und sah in den Rückspiegel.
    »Gibt’s einen Grund, warum du so oft nach hinten siehst?«
    »Nö«, erwiderte sie.
    Er blickte über den Rand seiner Fliegerbrille. Woher wusste er nur immer, wann sie log?
    »Jemand verfolgt mich.«
    Er sah in den Spiegel auf der Beifahrerseite.
    »Jetzt aber nicht.«
    »Wann dann?«
    »Gestern Abend«, sagte sie. »Und ein paar Mal davor.«
    »Ist er dir von Eli’s bis nach Hause gefolgt?«
    »O nein, ich hab ihn abgehängt.«
    Nathan schüttelte den Kopf. Diese Neuigkeit machte
ihm sichtlich zu schaffen. »Hast du die Nummer gesehen?«
    »Nein«, gestand sie. »Meistens ist es eine Limousine. Amerikanisches Fabrikat. Möglicherweise ein Taurus. Einmal war’s auch ein Explorer.«
    »Könnte ein Polizeifahrzeug sein. Glaubst du, es ist Coghan?«
    »Gestern Abend jedenfalls nicht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er war im Smokin’ Pig. Oder jedenfalls sein Auto.«
    Wieder sah er sie über den Sonnenbrillenrand an. Nun war die Spannung im Wagen fast mit Händen zu greifen.
    »Was denn?«, fragte sie.
    »Hast du etwa eine Wanze unter Coghans Wagen gepflanzt?«
    Nun, eigentlich hatte sie sie im Wagen versteckt, aber sie hatte den Eindruck, dass sie dieses Detail besser verschwieg.
    »Willst du den Kerl eigentlich mit Absicht wütend machen?«
    »Ich versuche nur, mich zu schützen. So kann ich mit meinem Handy seine Bewegungen aus sicherer Entfernung verfolgen.«
    Erneut schüttelte er den Kopf. »Ich hab’s dir schon mal gesagt, du unterschätzt ihn, Alex. Er ist nicht dumm. Wenn er dir bisher noch nicht auf die Schliche gekommen ist, dann bald. Und dann hast du ganz andere Sorgen als Melanies Verbleib.«
    Alex seufzte. Sein belehrender Ton begann sie zu ärgern. Und es machte die Sache nicht besser, dass er wahrscheinlich recht hatte.

    Die Einfahrt zum Delphi Center kam in Sicht. Froh um die Abwechslung, fuhr sie an das schmiedeeiserne Tor heran und nannte ihren Namen. Sie verspürte einen Anflug von Panik, als der Wachposten die Blätter auf seinem Klemmbrett durchsah, um Nummernschilder und Führerschein zu überprüfen. Schließlich nickte er ihr zu und öffnete das Tor.
    Alex folgte der sich durch die Hügellandschaft windenden Straße. Wenn sie nicht alles täuschte, waren es nun noch zwei, drei Kilometer.
    »Kennst du eigentlich die Entstehungsgeschichte des Delphi Centers?« Sie wollte das Gespräch auf ein unverfänglicheres Thema lenken.
    »Hat was mit diesen Ölbaronen zu tun«, meinte er. »Eine reiche Jones-Erbin hat die Sache finanziert.«
    Alex ließ die Augen über die vereinzelten Mimosenbäume und Feigenkakteen schweifen. Eine kleine Schar Truthahngeier kreiste in einiger Entfernung am Himmel. Bei ihrem Anblick fiel ihr wieder ein, was Mia über die Body Farm gesagt hatte.
    »Sie hat ein Kind verloren, nicht?«
    »Ihre Tochter«, sagte Alex, als sie eine große Eiche mit ausladender Krone umkurvten. »Vanessa Hayley Jones. Sie war Studentin an der University of Texas. In den Sommerferien, die sie bei ihrer Mutter in Houston verbrachte, ging sie eines Morgens joggen und kam nicht mehr zurück. Erst zwei Wochen später fand man ihre Leiche. Sie trieb im Buffalo Bayou.«
    »Sie wurde erdrosselt, oder?«
    »Und vergewaltigt.« Alex’ Blick folgte den Geiern. »Die Mutter ist verwitwet. Und immens reich. Sie hat
Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit der Täter von der Polizei dingfest gemacht wurde. Schließlich hat man diesen Wayne Korbin verhaftet. Es stellte sich heraus, dass er bereits wegen Sexualstraftaten verurteilt war.«
    »Ich erinnere mich an den Prozess«, merkte Nathan an. »War von einem wahnsinnigen Medienrummel begleitet. Trotzdem blieb das Todesurteil aus.«
    »Lebenslänglich gab’s, ohne Bewährung«, ergänzte Alex. »Für die Geschworenen blieben ein paar Sachen unklar. Allerdings hat sich ein Wissenschaftler im staatlichen forensischen Labor die jahrealte Probe eines Vergewaltigungsfalls angesehen.

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