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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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über den Nacken. Selbst mit Make-up machten sie Melanie befangen. Die etwas erhöhten rosafarbenen Kreise erinnerten sie immer an die entwürdigendsten Momente ihres Lebens, und wie Craig mit seinem widerlichen, verkommenen Charakter jeden ihrer Schritte kontrolliert hatte.
    Und das tat er immer noch. Nach dem, was Joe zugestoßen war, wusste Melanie, dass sie gar nicht weit genug davonlaufen konnte. Solange Craig lebte, würde sie
immer Angst vor ihm haben. Sie saß ihr auf ewig im Nacken. Und eines Tages würde er da sein und auf sie warten.
    Das durfte nicht geschehen.
    Melanie straffte die Schultern und sah in den Spiegel. Die Frau, die sie daraus anblickte, hatte ein hartes Glitzern in den Augen. Sie war nicht mehr schön, nicht einmal mehr hübsch. Aber darauf kam es nicht an, und Melanie wurde allmählich klar, dass es nie darauf angekommen war. Die Frau im Spiegel sah entschlossen aus. Sie sah aus, als könnte sie das durchziehen.
    Poch.
    Melanie wirbelte herum. Durch die geschlossene Tür und trotz der laufenden Dusche hatte sie etwas gehört…
    Poch, poch, poch.
    Jemand war an der Tür.
    Melanie nahm die Pistole. Den Griff fest umklammert, ging sie in eine Ecke das Badezimmers und wartete.

20
    Alex rüttelte erneut am Türknauf. Das Schloss war erbärmlich. Und die Tür war ebenfalls ein Witz. Doch das war vermutlich genau der Punkt. Ein Mann wie Craig Coghan bräuchte nur einmal husten, und sie flöge aus den Angeln.
    »Melanie!« Sie pochte wieder gegen die Tür. Dabei stand sie etwas seitlich, weil sie unsicher war, was dahinter auf sie wartete. »Ich bin’s, Alex! Mach auf!«
    Sie lauschte. Nichts außer dem gedämpften Rauschen des Verkehrs auf dem Airline Drive. Alex drehte sich um und blickte auf ihren Saturn, der genau vor der Tür parkte. Das war auffällig, da das All Saints Motel alles andere als ausgebucht war. Der Parkplatz jedenfalls war nahezu leer.
    Alex öffnete die Handtasche und holte die SIG heraus.
    »Melanie, ich bin’s, Alex! Bist du da drin?« O Gott, was wenn Coghan schon da war?
    »Melanie!« Sie schlug mit der Faust gegen die Tür. »Mach die Tür auf!«
    Da wurde die Tür geöffnet. Melanie stand mit einer Pistole in der Hand vor ihr. »Was machst du denn hier?«
    Alex lief einfach an ihr vorbei. »Für wie blöd hältst du mich eigentlich?«

    Melanie blickte auf die SIG in Alex’ Hand. »Warum bist du nicht im Hyatt?«
    Alex schlug die Tür zu und schob den Riegel vor. Die Luft in dem schummrigen Motelzimmer war abgestanden und muffig, der Raum schien erfüllt vom Geruch von tausenden klammheimlicher Verabredungen. Die Dusche lief. Wenn Coghan hereinkäme, musste er denken, dass seine Frau da drin war. Ahnungslos. Wehrlos.
    »Das ist ja mal eine clevere Falle«, schnauzte Alex sie an. »Hast du auch nur eine Sekunde nachgedacht, wie gefährlich das ist?«
    »Du kannst nicht hierbleiben.« Melanie stürzte auf sie zu. »Du musst gehen. Jetzt gleich.«
    »Wir beide müssen weg.« Alex bückte sich und hob Melanies Rucksack auf, der neben dem Nachttisch stand.
    »Ich kann nicht. Er kommt jeden Augenblick.« Sie drehte sich um und warf einen panischen Blick zur Tür, die Alex eben verriegelt hatte. »Du musst gehen. Ich habe einen Plan und …«
    »Toller Plan.« Alex zog den Reißverschluss des Rucksacks zu und reichte ihn ihr. »Uns beide als Köder verwenden? Um einen Mord zu begehen und den Rest des Lebens hinter Gittern zu schmoren?«
    »Er kann jeden Augenblick kommen!« Mit ihrer freien Hand packte Melanie Alex am Arm und zerrte sie in Richtung Tür. »Du musst hier weg.«
    »Und du kommst mit.«
    »Nein!«
    »Doch.« Alex schüttelte die Hand ab und schlang sich den Rucksack über die Schulter. Sie versuchte, aus Melanies Miene schlau zu werden. Sie wirkte verzweifelt,
verzweifelter als Alex sie je erlebt hatte. Alex musste sie beruhigen und von ihrem Vorhaben, was immer das sein mochte, abbringen. Aber sie hatte nicht viel Zeit.
    »Wirf dein Leben nicht weg«, sagte sie bestimmt. »Das ist er nicht wert, Mel. Ich kann dich außer Landes bringen, da bist du in Sicherheit.«
    »Das geht nicht.«
    »Natürlich kannst du. Es ist alles vorbereitet …«
    »Es geht nicht nur um mich.«
    Alex’ Blick sprang über Melanies Schulter. Da bewegte sich etwas … Die Tür. Zum Nachbarzimmer.
    Peng! Peng!
    Noch ehe die Schüsse verhallt waren, wurde Alex von Melanies Gewicht zu Boden gerissen.
    Peng! Über ihrem Kopf zerplatzte eine Glühbirne. Sie lag auf dem Rücken, etwas

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