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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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länger Alex auf die Adresszeile starrte, desto
klarer wurde ihr: Das war der Account, den Melanie im vergangenen Herbst erwähnt hatte – jener, von dem sie vermutete, dass Craig ihn kannte.
    Ich weiß nicht, wie er’s macht. Vielleicht hat er mein Passwort rausbekommen, vielleicht ist es was anderes, aber ich bin sicher, dass er spioniert. Alex erinnerte sich an dieses Gespräch bei Lovell Solutions. Wenige Tage danach hatte sie Melanie geholfen unterzutauchen. Ich schätze, ich hätte das Passwort ändern sollen, oder?
    Nein, lass es , hatte Alex ihr geraten. Sonst weiß er, dass du Verdacht geschöpft hast. Es ist besser, wenn du es weiter benutzt, aber nur für nichts Wichtiges.
    Für nichts Wichtiges.
    Etwa um dem Mann, der sie umbringen wollte, mitzuteilen, wo sie sich versteckte.

19
    Nathan raste durch die eintönige Sumpflandschaft im südlichen Louisiana mit ihren zahllosen, von Tupelobäumen und Sumpfzypressen gesäumten Bayous. Mit jedem Kilometer wuchs sein Unbehagen. Die Unruhe rührte jedoch nicht von dem dämmrigen Licht unter den Bäumen. Die Ursache war Alex. Sie war nicht mehr weit entfernt, in jener lebensfrohen, pulsierenden Stadt, in der er aufgewachsen war. Und sein Bauchgefühl sagte ihm, dass sie in Gefahr schwebte.
    Wieder einmal.
    Noch nie hatte er eine Frau kennengelernt, die sich mit so schöner Regelmäßigkeit in gefährliche Lagen manövrierte. Sie schien den Ärger förmlich anzuziehen. Oder vielleicht war sie sogar darauf aus. Nathan wusste, dass er mit ihr immer wieder Momente wie diesen erleben würde: sie begab sich in Gefahr, und weder Vernunft noch gutes Zureden konnten etwas daran ändern.
    Vielleicht sollte er lieber die Finger von ihr lassen? Das wäre nur vernünftig. Er sollte ihr alles Gute wünschen und sie von dannen ziehen lassen.
    Doch das konnte er nicht. Er mochte sie zu sehr. Das war sein eigentliches Problem. Er konnte sie nicht verlassen, weil sie ihm wirklich etwas bedeutete. Und obwohl
er ihr Tun missbilligte, konnte er nicht bloß zusehen, wie sie zu Schaden kam.
    Wieder vibrierte das Telefon auf dem Beifahrersitz. Er ging dran.
    »Ich hab ein Problem.«
    Sie war dran. Keine Begrüßung. Keine Umschweife.
    »He, danke für den Rückruf«, maulte er. »Hat ja nur wie lange gedauert? Fünf Stunden? Bist du schon im All Saints Motel?«
    »Woher weißt du …«
    »Du musst sofort da weg. Auf der Stelle. Ich bin ziemlich sicher, dass Coghan auf dem Weg nach Louisiana ist. Und er sucht dich und Melanie.«
    »Das tut er. Und genau das ist das Problem. Ich glaube, Melanie hat ihn hergelockt, damit sie ihn umbringen kann.«
    Nathan presste die Zähne so fest aufeinander, dass sein Kiefer schmerzte. »Ist sie schon da?«
    »Ich bin noch nicht da. Ich bin unterwegs. Ich muss es ihr ausreden.«
    »Bist du verrückt? Bleib da bloß weg! Ruf sie an, und sag ihr, sie soll abhauen. Irgendwohin, wo sie Craig nicht findet.«
    »Könntest du die Polizei in New Orleans für mich anrufen? Ich glaube, du als Polizist … du könntest das besser erklären. Aber sag bloß nicht, dass sie bewaffnet ist. Ich will nicht, dass ein Sondereinsatzkommando in voller Montur antanzt …«
    »Alex, hör auf mich, bitte! Fahr nicht hin. Das ist Sache der Polizei. Ich ruf gleich an, aber …«
    »Danke«, sagte sie und legte auf.
     
    Melanie saß am Rand der Badewanne und strich mit den Fingern über die Smith & Wesson. Die Pistole war beruhigend kühl und glatt. Sie war nicht so schwer, wie sie gedacht hatte, obwohl der Verkäufer ihr gesagt hatte, dass sie einen ganz schönen Bums hatte. Sie glaubte ihm das durchaus, denn in seiner Glasvitrine waren dutzende Pistolen, sein Pfandhaus schien darauf spezialisiert.
    Sie legte die 9mm-Pistole auf die Resopalablage und erhob sich. Im Raum stand heißer Dampf von der rauschenden Dusche. Melanie wischte mit dem Ärmel ihres Sweatshirts über den beschlagenen Spiegel.
    Eine Fremde blickte sie daraus an.
    Kurzes braunes Haar, statt blond. Dabei war Melanie darauf immer stolz gewesen. Dazu blasse Haut. Sie hob ihr Sweatshirt und besah sich ihren schwabbeligen Bauch, der früher so straff gewesen war. Als Teenager hatte sie sich ein Nabel-Piercing gewünscht, einen kleinen silbernen Nabelring, der die Blicke auf ihre schöne Bauchpartie lenkte. Nun war sie erleichtert, dass sie keinen hatte, dass dieser neue, fremde Körper, den sie nicht mochte, nicht noch zusätzlich betont wurde.
    Am schlimmsten waren die Narben. Sie fuhr sich mit den Fingern

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