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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Nathan spürte, dass hinter der Fassade die Nerven blanklagen. Der Arzt setzte ihr eine Spritze.
    »Reicht die örtliche Betäubung aus?«, fragte Nathan.
    Der junge Mann sah Alex an. »Das müssen Sie entscheiden.«
    »Ist schon okay.« An den Polizisten gewandt fügte sie hinzu. »Sie können ruhig mit Ihren Fragen anfangen.«
    Der Beamte warf Nathan einen Blick zu, der ihm im Laufe der Dienstjahre wohl schon zur zweiten Natur geworden war: Würde es Ihnen was ausmachen draußen zu warten, so lange ich die Zeugin vernehme?

    Doch statt zu gehen, streckte ihm Nathan die Hand entgegen. »Nathan Devereaux. Polizei Austin.«
    Misstrauisch beäugte der andere die Hand. Dann schlug er ein. Was Nathan damit angedeutet hatte, schien er ebenfalls zu akzeptieren.
    Nathan trat etwas näher zu Alex und sah dem Arzt beim Nähen zu, während der Polizeibeamte die Fragen herunterspulte. Alex antwortete mit klarer und bemerkenswert fester Stimme. Ihre freie Hand hatte sie unter die Schenkel geschoben, sodass niemand ihr Zittern bemerkte.
    »Sie sagten, Sie hätten den Schützen nicht gesehen?« Der Beamte hob den Blick vom Notizblock.
    »Nein.« Alex biss sich auf die Unterlippe, und Nathan sah ihr an, dass sie das bedrückte. »Aber es muss ihr Ehemann gewesen sein. Sie wusste, dass er hinter ihr her war. Er hat schon früher versucht, sie umzubringen.«
    Der Beamte und Nathan tauschten Blicke, und Nathan sah, dass er nicht überzeugt war.
    »Haben Sie irgendwas anderes gesehen?« Der Beamte hatte sich wieder an Alex gewandt. »Vielleicht ein Kleidungsstück? Eine Kappe oder so was?«
    »Ich hab ihn gar nicht gesehen.« Ihr entfuhr ein Seufzer. Die Enttäuschung war ihr anzuhören. »Ich hab nur gesehen, wie sich die Tür bewegte. Und einen Schatten. Dann fiel Melanie auf mich.« Sie schwieg. Schluckte. »Das war alles. Aber Sie müssen ihn finden. Er muss es gewesen sein.« Sie warf Nathan einen Blick zu, so als müsste er für sie in die Bresche springen. In ihren Augen blitzte Wut auf, als er nichts sagte. »Ich weiß, dass er es war. Wer denn sonst?«

    Der Polizist bewahrte sein ausdrucksloses Gesicht, während er sich Notizen machte.
    Plötzlich gab es eine größere Bewegung auf dem Gang. Ihrer aller Aufmerksamkeit richtete sich auf ein Krankenhausteam, das eine fahrbare Trage aus der Station rollte.
    »Wo bringen die sie hin?« Alex’ Frage war an den Arzt gerichtet, der noch immer mit ihrer Wunde beschäftigt war.
    »Das weiß ich leider nicht.«
    »Können Sie’s rausfinden?«
    »Ich kümmere mich drum«, bot Nathan an, zum Teil weil er es selbst wissen wollte, zum Teil aber auch, weil er sich mit dem Leiter der Untersuchung unterhalten wollte.
    Außerdem brauchte er etwas Ruhe. Abstand von Alex. Die letzten paar Stunden hatten ihn um Jahre altern lassen.
    Alex war nicht tot.
    Sie war nicht einmal schwer verletzt.
    Doch Nathan fühlte sich, als wäre neben ihm eine Bombe explodiert. Er musste frische Luft schnappen. Er ging an dem anderen Polizisten vorbei.
    »Warte.«
    Er drehte sich um. In Alex’ Gesicht zeichnete sich eine Mischung aus Sorge und Verwirrung ab.
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet«, sagte sie. »Was machst du hier?«
    Nathan schüttelte den Kopf und ging.

     
    Alex lehnte ihre Wange an das Beifahrerfenster von Nathans Wagen und starrte hinaus in die Nacht. Bürogebäude, Parkhäuser und kleine Straßen huschten vorbei. Nach einer Weile veränderte sich die Szenerie, die Stahl- und Glasinsignien einer modernen Stadt wurden abgelöst von Backsteinmauern, altertümlichen Straßenlaternen und schmiedeeisernen Balkongittern. Auf dem Asphalt, der von einem nächtlichen Regenschauer feucht war, spiegelte sich Neonreklame.
    Sie drehte den Kopf zu Nathan. »Sind wir im French Quarter?«
    »Ja.«
    Ihr benebeltes Gehirn versuchte sich an die Karten von New Orleans zu erinnern, die sie heute studiert hatte. Heute? Oder war das nicht schon gestern gewesen? Wann immer es gewesen sein mochte, es kam ihr vor wie in einem anderen Leben.
    Trotz aller Anstrengungen konnte sie sich die Karte nicht ins Gedächtnis rufen, also gab sie es auf und schloss die Augen. »Ich habe ein Zimmer im Hyatt«, erzählte sie Nathan. »Ist das hier irgendwo in der Nähe?«
    »Wir fahren woanders hin.«
    Sie war zu müde, um zu widersprechen. Blickte nur stumm auf die Straßen hinaus. Verlebt aussehende Partygirls spazierten über die Bürgersteige, manche in Paaren, andere allein. Ein Mann pinkelte in eine Einfahrt. Sie war

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