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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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hatte.
    Ich hoffte nur, dass Molinas gehen konnte. Ich machte Anstalten, ihm auf die Beine zu helfen, aber er fauchte mich an und schaffte es allein. Ein stolzer Mann, dachte ich. Er drehte sich um und warf einen Blick auf das Mädchen, das ihn mit weit aufgerissenen, ängstlichen Augen anstarrte.
    »Schalt das Licht aus, Laura.«
    Es wurde dunkel im Zimmer.
    Vom Bett her ertönte ein Wimmern.
    Ich spürte seinen Widerstand, als er hörte, wie das Mädchen litt. »Wir haben ihr nichts getan«, knurrte ich.
    »Ihr wird nichts geschehen, solange Sie keine Dummheiten machen. Und jetzt los.«
    Kaum waren wir zurück im Büro, bedeutete mir Laura, stehen zu bleiben. Ich achtete darauf, einen Meter Abstand zwischen mir und Molinas zu halten. Sie ging zur Tür, öffnete sie leise und blickte hinaus. Dann drehte sie sich zu mir um und nickte.
    »Und jetzt«, sagte ich ruhig, »bringen Sie uns zu den anderen Agenten.«
    Er sagte nichts, ging einfach aus dem Büro und wandte sich nach links, den Korridor entlang. »Es ist aus mit Ihnen, falls einer Ihrer Soldaten versuchen sollte, auf uns zu schießen.«
    Er versteifte sich, schwieg aber.
    »Und wenn Sie tot sind, was wird dann aus dem Mädchen? Festgebunden ist sie schon. So was nenne ich ein gutes Angebot.«
    Er nickte, und ich hörte ihn leise und hingebungsvoll fluchen. Er mochte zwar einen spanischen Nachnamen haben, aber seine Flüche waren »pure american slang«.
    »Wer ist das Mädchen?«
    Er ging stumm weiter.
    »Sie können es mir ebenso gut sagen.«
    Schließlich erwiderte er, ohne sich umzudrehen: »Sie ist meine Tochter.«

26
    »Wo bleiben Ihre Männer, Molinas?«, flüsterte ich ihm höhnisch ins Ohr. »Saubere Operation, die Sie da leiten. Schwer zu glauben, dass man Sie noch nicht mit Stöcken davongetrieben hat.«
    »Diese Männer sind keine Profis«, entgegnete Molinas mürrisch, und ich merkte, wie ihm das auf den Senkel ging. »Sie haben Mut, aber keine Disziplin.«
    »Das glaub ich gern«, meinte ich. »Und jetzt sagen Sie uns, wo wir sind.«
    »Nein, Sie können mich nicht töten. Sie würden Ihre Freunde nie hier rauskriegen. Ich kann Ihnen nichts sagen. Sonst wäre es aus mit mir und ebenso mit meiner Tochter. Nur sehr wenige Leute kennen diesen Ort. Wenn Sie es allein rauskriegen, so ist das nicht meine Schuld. Ihre Freunde sind gleich um die Ecke. Drei Wachen sind vor ihrer Tür postiert.«
    Unvermittelt legte Laura den Finger an die Lippen. Wir hörten die gedämpfte Stimme eines Mannes. Sie schlich vor bis zur Ecke und spähte herum. Dann kam sie zurück. »Drei Wachen, genau wie er sagte. Sie sitzen auf dem Boden vor einer Tür. Ihre Köpfe hängen herunter, aber ich glaube nicht, dass sie schlafen.«
    »Die anderen Agenten befinden sich hinter dieser Tür?«, erkundigte ich mich bei Molinas.
    »Ich habe nicht gelogen.«
    Er war jetzt ziemlich blass, sagte aber nichts weiter.
    »Del Cabrizo steckt dahinter, stimmt’s?«, fragte Laura.
    »Ich darf Ihnen nichts sagen. Sie können mich umbringen, wenn es sein muss, aber ich weiß, dass Sie meiner Tochter nichts tun würden.«
    »Wir werden tun, was wir tun müssen«, sagte ich kalt. »Ich möchte, dass Sie jetzt hingehen und den Männern sagen, dass Sie mit den Gefangenen reden wollen. Sie befehlen ihnen, rauszugehen und da zu warten, bis Sie sie wieder reinholen. Wenn Sie das vermurksen, Molinas, werde ich Sie höchstpersönlich erschießen. Ihrer Tochter werde ich nichts tun, aber Sie werde ich erschießen, glauben Sie mir.«
    Er blickte mir direkt in die Augen. Er hatte dunkelblaue Augen, die mir irgendwie vertraut erschienen. Ihre Form vielleicht, leicht schräg stehend. Es waren die Augen seiner Schwester, Elaine Tarcher! Leise sagte er: »Meine Tochter ist unschuldig. Sie hat genug gelitten. Falls ich Ihre Freunde freilasse, werden Sie dann von hier verschwinden?«
    »Sie können wohl kaum erwarten, dass hier alles so weitergeht wie bisher.«
    »Nein, sobald Sie weg sind, ist meine Aufgabe hier erledigt. Mit allem Übrigen werde ich schon fertig.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wenn Ihnen Ihre Tochter so kostbar ist - wieso haben Sie sie dann hergebracht? Wollten Sie, dass sie zuschaut, wie Sie die Leute mit Drogen voll pumpen?«
    »Nein. Wir sind erst seit kurzem hier. Sind knapp vor Ihnen eingetroffen. Ich konnte Marran nicht zu Hause zurücklassen. Sie braucht mich. Sie können mich nicht als Geisel mitnehmen. Sie können sie nicht hier zurücklassen. Diese Männer würden über sie

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