Wo niemand dich sieht
wichtig, dass der Kopf wieder klar wird. Keine Drogen mehr. Wir sind Profis. Wenn jemand hier entwischen kann, dann wir. Jetzt komm her und halt mich. Ich fühle mich ein bisschen wacklig. Ich brauche dich.«
Das Bettlaken fest umklammert, kam sie zu mir. Sie sagte nichts, nahm mich nur in die Arme. Ich spürte, wie sie meine Schulter küsste.
Auf einmal schoss heiße Wut in mir hoch. Ich war so sauer, dass ich den Ersten, der hier die Nase reinstreckte, mit bloßen Händen hätte erwürgen können. Ich küsste Laura und schob sie ein wenig zurück. Dann riss ich einen Pfosten von der Pritsche ab. Meine Decke fiel dabei herunter, aber das war mir scheißegal. Ich wog den Holzpflock in der Hand. Gab einen prima Knüppel ab. Ich reichte ihn Laura. »Brat mir eins über, falls ich wieder Anstalten mache, über dich herzufallen, Laura. Bitte, das wäre mir lieber, als wieder eins in die Eier zu kriegen.«
Sie nahm den Bettfuß und wog ihn prüfend. Dann lächelte sie mich an. »Gib mir lieber einen von diesen Scheißkerlen.«
Es war eine so ausgezeichnete Waffe, dass ich noch einen Pfosten für mich abriss und ein wenig herumschwang. Das solide Gewicht des Holzpflocks war beruhigend. Ich grinste Laura an, die keine zwei Meter von mir entfernt stand. In dem dünnen Laken, die Haare total zerzaust, sah sie aus wie eine zu allem bereite Amazone. Was für eine Frau. Da merkte ich, dass sie gar nicht auf mein Gesicht sah. Ich nahm die Decke und wickelte mich wieder ein.
»Du bist die Beste, Laura«, sagte ich. »Eine bessere Partnerin könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Und jetzt heißt’s wieder mal warten.«
Und wir warteten.
Wir dösten. Da es keine Fenster gab, hatten wir keine Ahnung, ob es Tag oder Nacht war. An der Decke hing eine Glühbirne, die ein träges gelbes Licht verbreitete.
Beim Geräusch von mindestens drei Stiefelpaaren, die sich unserer Tür näherten, wurde ich schlagartig hellwach. Ich konnte es kaum abwarten, mir die Mistkerle vorzuknöpfen.
Ich hob einen Finger. Laura nickte. Ich konnte sehen, dass sie bereit war. Ob sie genauso geladen war wie ich? Wahrscheinlich.
Der Türknauf drehte sich vollkommen geräuschlos. Beide starrten wir wie hypnotisiert zur Tür.
Eine Frau in einem weißen Kittel betrat das Zimmer. In der rechten Hand hielt sie ein kleines Silbertablett. Ich stöhnte laut und griff mir an den Hals.
Sie ging neben mir in die Knie, und ich stöhnte erneut.
Dabei lugte ich jedoch an ihr vorbei zu denselben zwei Männern, die anwesend gewesen waren, als man uns das Frühstück oder Mittagessen oder was auch immer gebracht hatte. Als der erste Mann eintrat, hielt er die Waffe gesenkt, weil er auf mich und die Frau hinabstarrte. Ich packte sie unter den Achseln und warf sie auf ihn. Sie schrie, als sie voll gegen seine AK-47 prallte.
Er brüllte den Namen des anderen Mannes: »Carlos!«
Carlos war im nächsten Moment da, das Gewehr im Anschlag, um mich niederzumähen. Laura erhob sich hinter ihm, holte aus und ließ den Holzknüppel in einem eleganten Bogen auf seine Schläfe niedersausen. Seine Augen quollen hervor. Blut sprudelte ihm aus dem Mund, dann fiel er gegen die Tür. Der andere Mann hatte seine AK-47 unter der Frau hervorgezerrt und wollte sie soeben hochreißen. Ich war in keiner günstigen Position. Es gelang mir, mich nach links zu rollen und dabei nach ihm zu treten. Mein Fuß traf das Gewehr, schlug es ihm jedoch nicht aus der Hand. Er feuerte zwei Schüsse ab, ein lautes, obszönes Geräusch. Eine Kugel fuhr neben mir in den Fußboden. Holzsplitter trafen mich an Arm und Brust. Die andere Kugel traf die Frau. Ich hörte, wie sie aufschrie, während ich wieder ins Gleichgewicht kam. Mit einem festen Tritt traf ich ihn unterm Kinn, während Laura ihm gleichzeitig einen Schlag auf die Nieren gab.
Er verdrehte die Augen und fiel um wie ein Sack. Ich erhob mich langsam. »Diese Kerle meinten es ernst.« Ich ging bei der Frau in die Knie. Die Kugel hatte sie im Unterarm getroffen. Nicht weiter schlimm. Ich sagte ihr auf Spanisch, dass sie still sein sollte. Was die zwei Männer betraf, von denen wollten wir nur die Kleidung.
Laura ging zu dem Kleineren und zog ihn aus. Wir waren fast gleichzeitig fertig und blickten uns kurz an, wäh-rend wir unsere Hosen in die Stiefel steckten. Laura beugte sich zu der bewegungslosen Frau hinunter. »Was ist?«
»Schau«, sagte sie und hob eine Pistole hoch, eine Bren Ten, eine 10 Millimeter Automatik, elf
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