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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Schüsse.
    »Die Frau hatte sie auf dem Tablett neben ein paar Spritzen und Fläschchen liegen. So ein Ding hab ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Eine gute Waffe.«
    Ich klaubte die zwei unversehrten kleinen Fläschchen auf, die vom Tablett gekullert waren.
    »Gute Idee«, sagte sie und grinste mich an. »Bereit?«
    Ich wandte mich nach links und blieb abrupt stehen.
    »Was ist los, Mac?«
    »Bloß ein Anfall von dejä vu«, sagte ich gespielt sorglos und schlüpfte in den Gang hinaus. Die Männer ließen wir splitternackt und so gut es ging mit Streifen vom Bettlaken gefesselt zurück. Laura hatte die Frau mit ihrer Unterwäsche gefesselt.
    »Lass uns zu Molinas Büro gehen«, sagte ich. »Falls jemand drin ist, können wir ihn zwingen, uns zu Sherlock und Savich zu führen.«
    Wir kamen an einem Fenster vorbei. Draußen war es dunkel, und das war gut. Wie viel Zeit wohl vergangen sein mochte?
    Das Büro war leer. Die zerbrochenen Fensterscheiben hinter dem Schreibtisch waren mit Planken vernagelt worden. »Vielleicht ist ja irgendwo ein Telefon versteckt«, sagte ich und begann, in den Schubladen nachzukramen.
    Auf einmal wurde mir total schwindlig. Ich stand nur da und wartete ab, was geschehen würde. Kam jetzt das Ende? Eine betäubende Kälte überrollte mich. Ich fühlte, wie sie langsam mein Gehirn ausfüllte. Mein Herz pochte laut. Laura starrte mich an, den Arm ausgestreckt. Ich wusste, dass sie etwas sagte, konnte aber keine Worte hören. So zu sterben, dachte ich, als ich in die Knie sank.
    Ich starb nicht. Es war wieder die Droge. Ich fiel mit dem Rücken gegen eine Wand. Laura stand über mir, während ich auf den Knien lag, den Kopf zur Seite gekippt.
    Sie schüttelte mich, so fest sie konnte. »Mac, hör mir zu. Ich weiß, dass du mich hören kannst, weil du mich anschaust. Blinzle. Ja, genau, so ist’s gut. Was immer auch gerade mit dir passiert, du musst es in den Griff kriegen. Wir müssen hier raus.«
    Ich blickte hinüber zu den großen Fenstern. Sie waren nicht vernagelt. Das Glas war unversehrt. Und ich fragte mich: Waren wir wirklich zuvor da durchgesprungen?
    »Mac, blinzle mich noch mal an.«
    Offenbar tat ich es, denn sie begann wieder auf mich einzureden. Ihre Stimme klang leise und war ganz dicht bei mir. Ich konnte ihren Atem auf meinem Gesicht fühlen.
    »Ich möchte, dass du die Hand hebst, Mac.«
    Ich blickte auf meine Hand hinunter, die schlaff auf dem Boden lag. Ich starrte sie an und dachte mir, jetzt heb schon deine verdammte Hand. Schon schoss sie hoch. Ich legte sie an Lauras Wange. »Was immer das auch war, es lässt wieder nach. Ein irres Gefühl. Laura, wir haben nichts benutzt, als wir im Seagull Cottage miteinander geschlafen haben. Falls du schwanger bist, mach dir bitte keine Sorgen, ja? Wir werden heiraten. Es wird alles gut.«
    Sie grinste mich an, beugte sich vor und küsste mich auf den Mund. Ein süßer Kuss, den ich bis in die Zehenspitzen spürte. Ein gesundes, ein reales Gefühl. »Es geht mir wieder besser«, japste ich.
    »Gut. Ich möchte, dass du jetzt aufstehst, Mac. Ist das möglich?«
    Ich merkte, wie ich mehr und mehr zu mir kam, wie ich wieder die Kontrolle über Gehirn und Körper gewann. In diesem Moment bezweifelte ich, dass ich je wieder ein Medikament anrühren würde, nicht mal ein Aspirin. Es gibt nichts Erschreckenderes, als die Kontrolle über seinen Verstand zu verlieren.
    Ich erhob mich. Ich starrte die mit Brettern vernagelten Fenster an. »Mein Hirn hat verrückt gespielt. Ich fühlte mich irgendwie ganz dumm, und alles war anders. Diese beschissene Droge ist ein Killer.«
    »Komm, lass uns sehen, ob wir Molinas irgendwo finden können, Mac.«
    Ich hob meine AK-47 auf.  Ich fühlte mich wieder stark. Aber wie lange diesmal?

25
    Ich war offen gesagt ziemlich überrascht, als wir durch einen Korridor am anderen Ende des Büros gingen und uns plötzlich in einem Schlafzimmer mit antiken Möbeln wiederfanden. Der Mann, den wir für Molinas hielten, saß auf dem Bettrand und beugte sich über eine Frau. Nein, keine Frau, sie war noch jung, vielleicht achtzehn. Sie hatte sich eine weiße Bettdecke bis ans Kinn gezogen. Dickes, glänzendes schwarzes Haar umrahmte ihr Gesicht und ergoss sich über ein schneeweißes Kissen.
    Molinas hatte uns nicht gehört. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Mädchen. Er trug eine schwarze Gabardinehose, ein weites weißes Hemd und auf seiner Glatze spiegelte sich das sanfte Licht der Deckenlampe.
    Er

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