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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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herfallen. Sie würde sich umbringen. Das hat sie schon mal versucht. Ich werde tun, was Sie sagen, Mr. MacDougal.«
    Seine Worte fielen ihm nicht leicht. Die Gefühle waren ihm dabei offen ins Gesicht geschrieben. Seine Tochter war ihm wichtiger als sein Stolz, ganz gewiss wichtiger als sein eigenes Leben. »Mal sehen, in welcher Verfassung meine Freunde sind. Dann werde ich entscheiden, was ich mit Ihnen mache. Versuchen Sie ja nicht, mich übers Ohr zu hauen, Molinas, sonst sind Sie tot. Denken Sie an Ihre Tochter, bevor Sie beschließen, irgendwas Dummes anzustellen. Übrigens, ich spreche Spanisch.«
    Molinas nickte und straffte sich. Als er ging, sah er aus wie ein Mann, der die Zügel in der Hand hat, der es gewohnt ist, Befehle zu erteilen. Laura und ich beobachteten, wie er einem Mann einen Tritt ans Knie versetzte. Der Mann jaulte auf. Die beiden anderen schreckten hoch. Der Mann, den Molinas getreten hatte, rappelte sich eilig auf, wobei er sich mit Entschuldigungen überschlug. Ich verstand nur, dass es Entschuldigungen waren. Molinas holte aus und trat den anderen in die Rippen. Dem dritten gelang es, auszuweichen.
    Mit herrischen Gesten und leiser, zorniger Stimme sprach er zu ihnen. Hätte er meine Pistole gehabt, ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn er alle drei niedergeschossen hätte. Er bedeutete ihnen, ihre Waffen aufzuklauben. Dann stand er da und sah zu, wie sie sich hastig davonmachten. Er hatte sie angewiesen, rauszugehen und dort zu bleiben. Dann, nach ein paar Sekunden, drehte er sich um und ging zu Laura und mir zurück. In der Hand hielt er einen dicken Schlüsselbund, wählte einen großen Messingschlüssel und reichte ihn mir.
    »Das ist der Richtige.«
    Ich gab ihn Laura. »Sei vorsichtig. Vielleicht ist drinnen auch noch so ein Typ.«
    Sie nickte. Ich blieb mit Molinas zurück, die Bren Ten an seinen Nacken gedrückt. »Nette Klamotten«, sagte ich dicht an seinem Ohr, während wir warteten. »Drogen an die Kids auf der Straße zu verkaufen, zahlt sich offensichtlich aus.«
    »Ich habe schon seit fünf Jahren nichts mehr mit dem Drogenhandel zu tun«, sagte er würdevoll. »Ich mache das hier aus anderen Gründen.«
    »Aber sicher. Und Sie halten amerikanische FBI-Agenten nur so zum Spaß fest.« Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die sich langsam öffnende Tür. Laura huschte gebückt hinein. Ich sah, wie Licht anging, dann nichts mehr. »Los, gehen wir. Eine falsche Bewegung und ich betätige den Abzug.«
    Savich stand in halb gebückter Haltung da, bereit, sich auf den Nächstbesten zu stürzen. Er sah blass aus, seine Kleidung war zerrissen und dreckig, und in seinen Augen lag eine solche Wut, dass ich auf einmal gar nicht mehr wissen wollte, was man mit ihm gemacht hatte. »Ich hatte gehofft, dass ihr kommt«, sagte er, während er sich langsam aufrichtete.
    Molinas vor mir her stoßend, betrat ich den kleinen Raum. Savichs Hände schlossen sich um seine Gurgel, hoben ihn hoch und schüttelten ihn wie einen nassen Lappen. Molinas wehrte sich nicht.
    »Savich, hör auf.« Ich versuchte, Molinas von ihm wegzuzerren, aber er war vollkommen außer sich.
    Laura schrie: »Sherlock, o Gott!«
    Sherlock war das Einzige, was ihn wieder zur Besinnung bringen konnte, und das wusste Laura. Savich ließ die Arme sinken, fuhr herum und war sofort bei seiner Frau. Er ging neben ihr in die Knie. Sie lag auf der Seite, bewusstlos.
    Er zog sie an sich und wiegte sie hin und her und küsste dabei ihr schmutziges Haar. Savich blickte auf. Sein Gesicht war grün und blau. Man hatte ihn übel zusammengeschlagen. Ich war nahe daran, am Abzug zu drücken. »Herrgott, was habt ihr mit ihm angestellt? Verdammter Mistkerl. Hätte er dich doch erwürgt.«
    »Ihm ist nichts geschehen«, krächzte Molinas, dem der Hals ganz schön wehtun musste. Savich war stark, sehr stark, egal, was sie mit ihm gemacht hatten.
    Ich stieß Molinas zu Boden und schloss die Tür, dann ging ich zu Savich, der nach wie vor Sherlock auf seinem Schoß wiegte.
    »Danke, dass ihr gekommen seid. Bin froh, euch zu sehen, ums gelinde auszudrücken. Ich hab’s versucht, aber es ist mir nicht gelungen, uns hier rauszubringen. Hab versagt. Hab ein paar von den Burschen erwischt, aber dann kamen noch vier rein, und die haben mich dann nach Strich und Faden verdroschen.«
    Er hatte sich wieder unter Kontrolle. Er war wieder er selbst.
    »Man hat dir keine Drogen gegeben?«, erkundigte ich mich.
    »Nicht seitdem ich hier aufgewacht

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