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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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geht’s ihr wieder besser. Ich bringe ihr einen selbst gebackenen Kaffeekuchen. Mein Vater schätzt sie über alle Maßen, wisst ihr.«
    »Wüsste nicht, wieso«, brummelte Paul. An mich gewandt, fügte er hinzu, »Miss Geraldine Tucker ist unsere Bürgermeisterin und ehemalige Highschool-Mathelehrerin. Außerdem ist sie die Vorsitzende der Bürgerinitiative von Edgerton, besser bekannt als BITEASS-Liga. Die Mitglieder rangieren im Alter von Embryos bis dreiundneunzig - das in Gestalt von Mütterchen Marco, der nach wie vor die Union-76-Tankstelle am Stadtplatz gehört. Und, nein, zwischen dem Namen und den Buchstaben der Bürgergruppe gibt es keinen Zusammenhang. Hat nicht dein Dad sich den einfallen lassen, Cal?«
    »Nein, eigentlich meine Mutter.«
    »Deine Mutter? Elaine?« Maggie klang überrascht und ungläubig.
    »Ja, sicher«, entgegnete Cal. »Meine Mutter hat einen großartigen Sinn für Humor. Außerdem ist sie ziemlich klug. Ja, eigentlich sind Sie der Einzige von den morgigen Gästen, der nicht Mitglied der Liga ist.«
    Ich grinste. »Ihr müsst euch was zu den Buchstaben einfallen lassen.«
    »Das haben die Leute schon versucht«, warf Paul ein. »Ist das alles, Cal? Wir sind hier nämlich ziemlich beschäftigt. Maggie tut, als wäre ich verantwortlich, als hätte ich Jilly über die Klippen geschubst. Sie stellt mir alle möglichen Fragen.«
    Maggie deutete mit ihrem Kuli auf Paul. »Klar doch, Paul. Du bist ein Hauptverdächtiger, noch dazu, wo Rob dich auch aus dem Porsche ziehen musste. Sei nicht albern, Paul. Bevor du gehst, Cal, hast du Jilly letzten Dienstagabend zufällig gesehen?«
    »Dienstagabend war’s ganz schön neblig«, sagte Cal und musterte, wie mir schien, angestrengt ihre Laufschuhe. »Ich erinnere mich, dass das Mädchen, mit dem Cotter verabredet war, angerufen und abgesagt hat, weil sie bei dem Nebel nicht fahren wollte.«
    »Die Sache passierte gegen Mitternacht«, warf ich ein. »War es da auch noch neblig?«
    »Nein«, entgegnete Maggie. »Da war der Nebel beinahe weg.« Dann fügte sie noch hinzu: »Das Wetter kann hier ziemlich rasch umschlagen - mal kommen zarte Nebelschleier auf, ein andermal kommt es knüppeldick daher, um dann urplötzlich wieder zu verschwinden. So war’s auch Dienstagabend. Das Mädchen wollte Cotter abholen?«
    Cal nickte. Und richtete zum ersten Mal den Blick auf mich. »Cotter lässt sich gern von seinen Freundinnen abholen«, erklärte sie, als sie meine hochgezogene Braue bemerkte. »Er sagt, die Frauen fühlen sich stärker, wenn sie selber fahren dürfen. Und wenn sie auf ihn sauer werden, können sie ihn jederzeit irgendwo absetzen und wieder heimfahren.«
    »Also, hast du Jilly nun gesehen oder nicht?«, fragte Maggie ungeduldig. Sie mag Cal Tarcher nicht, dachte ich. Ich fragte mich, warum. Cal Tarcher schien mir vollkommen harmlos zu sein, einfach nur schrecklich schüchtern, eben das Gegenteil von Maggie. Vielleicht mochte sie sie ja deshalb nicht. Cal Tarcher machte sie ungeduldig.
    »Ja, ich hab sie gesehen.« Sie machte zwei Schritte auf die Tür zu. Es erschien mir, als könne sie nun gar nicht schnell genug fortkommen. »Es war etwa um einundzwanzig Uhr dreißig. Sie fuhr in ihrem Porsche die Fifth Avenue entlang, das Radio total laut aufgedreht. Ich saß gerade im >Edwardian< beim Abendessen. Wir waren vielleicht noch zehn, zwölf Gäste. Wir alle standen auf und gingen raus, um Jilly zuzuwinken. Sie sang aus vollem Hals.«
    »Was hat sie denn gesungen?«, erkundigte ich mich.
    »Songs aus dem Musical Oklahoma. Und sie hat dabei gelacht. Ja, daran kann ich mich noch genau erinnern. Sie brüllte jedem was zu, sagte, sie wolle zum Friedhof fahren und den Toten ein Ständchen bringen. Am Ende der Straße hat sie gewendet und ist wieder zurückgefahren.«
    »Das haben im Großen und Ganzen alle gesagt.« Dann fügte Maggie noch hinzu: »Der Friedhof befindet sich gleich südlich vom Stadtzentrum, fast am Meer, also kann es gut sein, dass sie genau das getan hat. Aber dann, viel später, ist sie die Küstenstraße Richtung Norden raufgefahren.«
    Mir fiel ein, dass Rob Morrison südlich des Städtchens wohnte. Nein, dachte ich, Jilly würde ihren Mann nicht betrügen, nicht Jilly. Sie wollte doch ein Kind mit ihm. Sie würde nicht fremdgehen. Aber ich wusste auch, dass ich die Sache nicht auf sich beruhen lassen konnte. Ich musste Maggie noch mal fragen.
    »Vielleicht ist sie ja zum Friedhof gefahren, und da ist ihr was passiert«, sagte

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