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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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dazu diente, sich Zeit zum Nachdenken zu verschaffen, sondern auch, um sein Gegenüber zu verunsichern. Schließlich, nach langem Schweigen, sagte er: »Sie ist nicht wichtig, bloß eine Frau aus Salem. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das die Laura ist, die Jilly meint. Soweit ich weiß, ist Jilly Laura nie begegnet, hat nie auch nur von ihr gehört. Ich begreife nicht, wieso sie ihren Namen überhaupt erwähnt hat.« Er nippte an seinem Bier, hatte sich wieder ganz in der Hand.
    »Wie hast du sie kennen gelernt? Wie heißt sie mit Nachnamen?«
    »Fragen über Fragen, Mac, über eine Person, die Jilly nur beiläufig erwähnt hat? Was soll das?«
    »Jilly hat zu mir gesagt: >Laura hat mich betrogene Was hat sie damit gemeint, Paul?«
    Paul sah aus, als hätte ich ihm einen Kinnhaken versetzt. Er schüttelte den Kopf, wie um wieder klar denken zu können, und platzte dann raus: »Also gut, verflucht noch mal. Es gab eine Laura, aber ich hab sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Ich hab Schluss gemacht. Hatte eine Zeit lang einfach den Kopf verloren, aber dann erkannt, dass ich Jilly liebe und nicht verlieren will. Ich hab Laura seit März nicht mehr gesehen.«
    »Dann war Laura also deine heimliche Geliebte?«
    »Ist das so schwer zu glauben, Mac? Du schaust mich an und siehst einen dürren Wissenschaftler, der zehn Jahre älter und kein bisschen wie du ist. Kein Muskelprotz. Kein großer FBI-Cop mit Ringerschultern, dem noch kein einziges Haar vom Haupt gefallen ist und der hinter Terroristen herjagt. Aber selbst du musst zugeben, dass zumindest etwas an mir dran sein muss, denn sonst hätte ich ja wohl kaum deine Schwester gekriegt.«
    Ich zwang mich, von meinem Thunfischsalat-Sandwich abzubeißen. Also hatten diese beiden, Laura und Paul, Jilly betrogen. Am liebsten wäre ich über die Tischplatte gehechtet und hätte Paul Bartlett den Kopf abgerissen. Ich zwang mich, langsam zu kauen, so wie Paul vorhin. Das gab mir Zeit, mich ein wenig abzukühlen. Ich durfte die Beherrschung nicht verlieren, das war im Moment am allerwichtigsten. Schließlich sagte ich, ohne jeden Zorn in der Stimme: »Wir wollen doch mal eins klarstellen, Paul. Es fällt mir ziemlich schwer zu glauben, dass du was mit einer anderen Frau hattest, da du doch ein verheirateter Mann bist, noch dazu ein anscheinend glücklich verheirateter. Und wenn man verheiratet ist, ist man seiner Frau treu.«
    »Mist. Das tut mir Leid, Mac.« Paul fuhr sich mit den Fingern durchs schüttere braune Haar. »So hab ich das nicht gemeint. Ich bin ziemlich von der Rolle, wie du ja sehen kannst.«
    »Wie heißt Laura mit Nachnamen?«
    »Scott. Laura Scott. Sie arbeitet in der Bibliothek in Salem. Da hab ich sie auch kennen gelernt.«
    »Warum warst du in der Stadtbibliothek von Salem?«
    Paul zuckte mit den Schultern. »Die haben da eine sehr gute naturwissenschaftliche Abteilung. Ich hab da hin und wieder was nachgeschlagen.«
    »Wie hat Jilly herausgefunden, dass du was mit Laura hast?«
    »Ich weiß nicht. Ich hab’s ihr nicht gesagt. Natürlich kennt Laura Jilly. Sie sind befreundet.«
    »Also ist Jilly auch in die Stadtbibliothek von Salem gegangen?«
    »Ja, sie ging gern dorthin. Frag mich nicht, warum, aber so war es. Hör zu, Mac, Laura ist scheu, ziemlich schüchtern. Sie hätte Jilly nie was gesagt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie’s rausgefunden hat. Die beiden sind das totale Gegenteil voneinander. Jilly ist wunderschön und talentiert, sie ist extrovertiert, so wie ihr alle -du, Gwen und Kevin. Sie geht nie einfach nur, sie schreitet dahin wie eine Königin. Sie strotzt nur so vor Selbstbewusstsein, hält sich für die Allerbeste. Laura ist ganz anders. Sie ist so unscheinbar, fast wie ein Schatten.«
    »Warum hast du dann was mit ihr angefangen, Paul, wenn sie so verdammt unscheinbar ist?«
    Paul fixierte die Reste seines Roastbeef-Sandwiches. »Wie sagt man so schön? Immer Sonntagsbraten ist auch nichts. Vielleicht hatte ich ja einfach nur ein bisschen Abwechslung nötig.«
    »Wohnt Laura noch in Salem?«
    »Ich weiß nicht. Sie war sehr verletzt, als ich mit ihr Schluss machte. Ich weiß nicht, ob sie noch dort ist oder nicht. Wieso spielt das eine Rolle? Ich sage dir, Jilly hätte das nie erfahren sollen. Vielleicht hab ich ja von ihr geträumt und laut im Schlaf geredet, und Jilly hat es gehört. Aber es spielt keine Rolle. Es ist unwichtig, Mac. Es ist schon seit über einem Monat nicht mehr wichtig.«
    Ich ließ mir nicht anmerken,

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