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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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dass er sich immer von seinen Damen abholen ließ, um ihnen das Gefühl zu geben, sie hätten die Oberhand. Cleverer Einfall von dem kleinen Wicht. Ein Typ wie er hatte es nötig, seine Eroberungen erst etwas weich zu klopfen. Mir fiel ein, dass Jilly ihn auch nicht leiden konnte.
    »Verständlich«, erwiderte Cotter lässig. »Hab Jilly gerade besucht. Sieht schon wieder richtig gut aus. Eine Schwester hat ihr die Haare gewaschen. Sieht wieder ganz normal aus. Einfach verblüffend.«
    Ich wandte mich an Maggie. »Hab gehört, was Sie über Charlie Duck erzählt haben. Muss ein großer Schock für ein Städtchen wie Edgerton sein. Haben Sie schon mit dem gerichtsmedizinischen Institut in Portland Kontakt aufgenommen? Die sind dort wirklich hervorragend. Der leitende Gerichtsmediziner - Ted Leppra - ist einer der Besten seines Fachs an der Westküste.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, wie er starb. Er hat ’nen Schlag auf den Kopf gekriegt, sein Gehirn hat sich mit Blut und Knochensplittern gefüllt, und das war das Ende. Wüsste nicht, wieso ich einen Gerichtsmediziner hinzuziehen sollte, der mir das Ganze in Medizinerlatein übersetzt. Der arme Charlie. Er lebte seit mindestens fünfzehn Jahren hier. Die Beerdigung findet am Dienstag statt. Jeder wird in die Kirche der Liga kommen.«
    »Die Kirche der Liga?«, erkundigte ich mich erstaunt.
    »Die BITEASS-Liga, Sie wissen doch. Da praktisch jeder Einwohner Mitglied ist, unterhält die Liga ein zentrales Kirchengebäude. Die unterschiedlichen Religionen können dort zu verschiedenen Zeiten ihre Messen feiern.
    Bei Beerdigungen finden sich dann immer alle Glaubenszugehörigkeiten zu einer ökumenischen Feier zusammen. Repräsentanten aller Kongregationen halten kurze Ansprachen. Da der alte Charlie ein Agnostiker war, bekommen alle dieselbe Redezeit. Wäre er, sagen wir mal, ein Baptist gewesen, würden die Baptisten natürlich den Löwenanteil der Redezeit kriegen. Kommen Sie doch, wenn Sie können, Mac. Dann können Sie den Rest von Edgerton kennen lernen.
    Oder wollen Sie schon wieder nach Washington zurück? Jetzt, da Jilly wieder wach ist, gibt es schließlich keinen Grund mehr für Sie, noch zu bleiben, oder? Hat sie Ihnen schon erzählt, was Dienstagabend passiert ist? Passt es zu Ihrem Traum?«
    »Ich wollte deswegen gleich noch mit ihr reden«, sagte ich ein wenig unbehaglich. Ich wünschte, Maggie hätte vor Cotter Tarcher nichts von diesem Traum erwähnt. Andererseits, was sollte es schaden? Was spielte es für eine Rolle, wenn die Leute glaubten, ich hätte sie nicht mehr alle beisammen? Und was Tarcher betraf, noch hatte er sich nicht wie ein Arsch benommen.
    »Ich hoffe, sie redet mit Ihnen«, sagte Maggie zu mir. »Als ich heute früh bei ihr war, hat sie behauptet, sich an nichts mehr erinnern zu können. Sie tat ganz entsetzt, als ich ihr sagte, dass Rob den Eindruck gehabt hätte, sie wäre absichtlich ins Meer gerast. Da hat sie kein Wort mehr gesagt. Vielleicht redet sie ja mit Ihnen, Mac, falls da noch was dahinter stecken sollte.«
    Ich sagte: »Vielleicht steckt ja gar nichts weiter dahinter, Maggie.«
    »Ich hoffe, Sie haben Recht. Ich mache mir nur Sorgen, dass sie sich möglicherweise erneut etwas antut.«
    Cotters Blick war zwischen uns hin und her gewandert. »Versuchen Sie heute Abend zu kommen, Mac. Meine Eltern würden Sie wirklich gerne kennen lernen.« Er drückte mir übertrieben fest die Hand, nickte Maggie zu und verschwand dann mit einem Blick, der sagen sollte: Mit dir nehm ich’s noch vor dem Frühstück auf. Bäh, was für ein Giftzwerg.
    »Maggie«, sagte ich nachdenklich, »waren Sie Dienstagabend auch bei Paul und Jilly eingeladen?«
    »Nein, wieso?«
    »Laura Scott hat gesagt, Paul und Jilly hätten noch Gäste erwartet. Sie musste früh gehen, also wüsste sie nicht, wer danach noch gekommen sei.«
    Wieso interessierte mich das überhaupt? Was spielte es noch für eine Rolle? Das einzig Wichtige war, mit Jilly zu reden, sicherzugehen, dass es ihr wieder gut ging, dass sie nicht depressiv war und möglicherweise noch mal eine Dummheit machte.
    Ich dachte an Laura und wie sie mich sofort so elektrisiert hatte; das war mir bis jetzt noch nie in der Art bei einer Frau passiert. Nein, nach Washington wollte ich jetzt nicht zurück. Da war noch die Party bei Tarchers heute Abend. Dürfte interessant werden.
    »Mac, bevor Sie zu Jilly gehen, da ist noch was, das ich Ihnen über den Mord an Charlie Duck erzählen wollte,

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