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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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putzten wir uns einträchtig nebeneinander die Zähne. Als wir wieder ins Wohnzimmer kamen, roch es dort so herrlich nach gebratenem Schinkenspeck und Eiern, dass ich hätte weinen können. Nolan hockte auf Savichs Schulter und leistete ihm Gesellschaft in der Küche. Grubster saß auf Sherlocks Schoß.
    »Einen hübschen Zoo habt ihr da«, lobte Savich und strich vorsichtig über Nolans Brust.
    Krächz.
    Der Tisch war gedeckt. Wir setzten uns alle schön brav hin, und Savich brachte unsere Teller mit Speck und Eiern, die er im Backofen warm gehalten hatte. »Alles aufessen, hört ihr?« Er selbst aß fünf Minuten lang schweigend, dann sagte er: »Mac, du hast diesen alten Mann, Charlie Duck, erwähnt, der ermordet wurde. Wie passt er in die ganze Geschichte?«
    »Alles was wir haben, sind die Worte, die er, kurz bevor er starb, noch zu DocLambert sagte: >Ein Riesending, war zu viel, dann hatten sie mich.< Er hat was über diese Droge rausgekriegt, die Jilly und Paul entwickelten, da bin ich mir ganz sicher. Aber was?«
    Laura meinte: »Ich hatte zwar noch nicht viel Zeit zum Nachdenken, seit ich Mac kennen gelernt habe, aber ich bin seiner Meinung. Charlie hat was rausgefunden, und deshalb wurde er umgebracht.«
    Ich nickte: »Nach dem Frühstück rufe ich den Gerichtsmediziner in Portland an. Mal schauen, was er zu sagen hat. Und dann will ich noch mit Maggie Sheffield reden. Ich nehme an, sie hätte mich angerufen, wenn sie was über Jilly rausgefunden hätte.«
    »Charlie Ducks Beerdigung findet heute Nachmittag statt«, sagte Laura, während sie Nolan, der auf einer Stuhllehne hockte, einen weiteren Sonnenblumenkern gab. »Wir könnten die Gesellschaft dort ein bisschen aufmischen, mal sehen, was rauskommt.«
    »Mit dem Aufmischen fange ich noch viel früher an, und zwar bei Paul«, sagte ich. »Den knöpfe ich mir als Ersten vor.«
    Savich beugte sich nach unten und fütterte Grubster mit einem Stück Schinkenspeck. Dann sagte er zu Sher-
    lock: »Was glaubst du, ob uns diese Geschichte so auf Trab halten kann wie Sean?«
    »Er ist jetzt schon ein richtiger kleiner Racker«, verkündete Sherlock mit beträchtlichem Mutterstolz. »Savich versucht, ein paar Hanteln aufzutreiben, die leicht genug für ihn sind; er meint, man kann nie früh genug mit dem Training anfangen.« Sie beobachtete Grubster, der sich gerade auf einem Kurzsofa putzte. »Was für ein Kater«, staunte sie, »ein richtiges Riesenvieh, aber lieb.«
    »Ich bekam ihn in meinem ersten Jahr auf dem College. Da war er so klein und dünn, nicht größer als eins seiner Beine jetzt. Der Tierarzt glaubt, er müsste jetzt so zehn, elf Jahre alt sein. Sobald Grubster mich mit dem Dosenöffner abgerichtet hatte, hat er nicht mehr aufgehört zu futtern.«
    Sherlock kochte noch mehr Kaffee. Ich legte ein paar Holzscheite in den Kamin und machte ein Feuer. Bald war es im Wohnzimmer warm und gemütlich. Plötzlich sagte Sherlock: »Es war ganz gut, dass du erlebt hast, wie Laura mit einer Pistole umgehen kann. Ich hasse es, blind in irgendwelche Situationen reinzutappen.«
    »Meine Frau«, sagte Savich und tätschelte ihr das Knie, »findet selbst in der ausweglosesten Situation noch etwas Gutes. Aber weißt du, ich glaube, es war tatsächlich gut, dass diese Kerle entkommen sind. Wenn ihr sie erwischt hättet, dann wäre jetzt erst recht die Kacke am Dampfen. Dann könntet ihr euch auf sämtlichen Fernsehsendern bewundern, und eure Vorgesetzten würden sich darum streiten, wer das Sagen hat. Und während hier das bürokratische Chaos herrscht, könnten sich die Drahtzieher hübsch aus dem Staub machen. Du und Laura, ihr wärt in andere Landesteile geschickt und endlos verhört worden, und mit welchem Ergebnis? Null. Nein, Sherlock hat wie immer Recht.«
    Er erhob sich und pickte sich ein paar Katzenhaare von seiner Jeans. »Aber eine Ankündigung hätte ich doch für euch. Laura ist ganz verrückt nach dir, Mac, also hat dieses gesamte Schlamassel wenigstens ein echt Gutes. Und jetzt los, machen wir, dass wir in die Gänge kommen.«
    Ich hörte einen Wagen über den Feldweg zur Hütte holpern. Ganz automatisch tastete ich nach meinem Pistolenhalfter. »Wo hast du deinen Wagen abgestellt, Savich?«
    »Hinter der Hütte.«
    »Gut«, sagte ich. »Ihr rührt euch nicht vom Fleck.« Ich holte meine SIG heraus, öffnete rasch die Haustür, schlüpfte hinaus und zog die Tür wieder hinter mir zu.

17
    Cals hellblauer BMW Roadster kam über den holprigen Weg

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