Wo niemand dich sieht
kann’s nicht fassen«, sagte ich und verschlang sie mit den Augen. Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte, ich wollte sie, wollte so viel von ihr, wie ich kriegen konnte. Sie lachte, küsste mich und dann waren ihre Hände überall.
Wir lachten und stöhnten gemeinsam auf, als ich in sie eindrang, und sie bäumte sich auf, biss mich und leckte mir den Hals, gab mir kleine, saugende Küsse. Ich zwang mich zum Innehalten. »Nicht so schnell«, keuchte ich, »ich will dich nur fühlen. Herrgott, Laura, ich wollte schon vom ersten Augenblick, als ich dich sah, mit dir schlafen, als du mit diesem Jungen in der Bücherei geredet hast, du weißt schon.«
»Ich wollte dich, seit wir in diesem thailändischen Res-taurant waren«, gestand sie und umschlang mich fester. »Ja, halt still, Mac, ich will dich spüren. Ich hatte mir das nicht vorgestellt, nicht heute Abend, ehrlich nicht, ich...«
Sie kam. Ich sah, wie sich ihre Züge verkrampften, wie sie nach Luft rang, spürte wie ihre Scheidenmuskeln zuckten, wie sie mich umklammerten, und da konnte ich es auch nicht länger halten. Aber es spielte keine Rolle. Mit einem lang gedehnten, gutturalen Schrei folgte ich ihr.
»Es gibt jetzt nur noch uns beide, Laura.«
»Ist mir sehr recht«, sagte sie. »Ich bin echt froh, dass du in die Bücherei gekommen bist, auch wenn du nichts über die Habsburger Monarchie weißt.«
Um zehn nach eins in der Nacht waren wir wieder wach, und unsere Lust war noch genauso drängend, genauso heiß wie beim ersten Mal. Diesmal lachten wir nicht, es gab nur die Dunkelheit und Lauras herrlich samtene Haut, die erregenden Laute, die sie ausstieß. Danach stützte ich mich auf die Ellbogen und berührte ihre Stirn mit der meinen. »Für mich ist es aus, Laura.«
»Ja, das kann ich fühlen.«
Dieses Weib hatte die Frechheit, zu lachen.
»Das hab ich nicht gemeint.«
»Ich weiß.« Sie küsste mein Kinn, biss mir ins Ohrläppchen und krönte das Ganze, indem sie meine Ellbogen umschubste, so dass ich wieder auf sie drauf fiel. Sie schlang fest die Arme um mich. »Für mich war’s schon vorbei, als du in die Enzyklopädieabteilung marschiertest und mich mit dem ersten Satz zum Lachen brachtest. Um ehrlich zu sein, das ist für mich ziemlich ungewöhnlich.«
»Ja, für mich auch. Ich wünschte nur, wir hätten uns unter etwas normaleren Umständen kennen gelernt. Erst eine Überdosis Schlaftabletten, dann schießt man aus dem fahrenden Auto auf uns. Das kann schon dazu führen, dass ein Mann sich dauernd nervös umsieht -und das nicht mal nach deinem womöglich wütenden Dad.«
»Ich habe dir das alles aufgezwungen. Wenn ich an all die Lügen denke, die ich dir erzählt habe - erzählen musste -, dann werde ich ganz wütend und traurig. Versprich mir, dass du mir verziehen hast.«
»Na ja, wo ich gerade nackt auf dir liege und du mich so ziemlich überall geküsst hast, muss ich wohl. Aber keine Lügen und Ausflüchte mehr, Laura, nie wieder. In Ordnung?«
»Ich schwör’s. Und jetzt musst du mir etwas versprechen, Mac. Versprich mir, dass alles gut wird.«
»Ich kann dir nur versprechen, dass wir lebend da rauskommen, Laura. Aber wie kann es gut werden, wenn Jilly darin verwickelt ist?«
Ein Kuss war ihre Antwort, und dann schliefen wir wieder ein, ihr warmer Atem an meinem Hals.
Ich hatte unglaubliche Träume.
Und Werwölfe, die ums Haus herumschlichen, kamen gewiss nicht darin vor.
Ich erwachte plötzlich, weil es kräftig an der Tür klopfte. Ja, jemand hämmerte an die Tür und rief laut.
Ich war schlagartig hellwach. Hastig streifte ich eine alte Jogginghose über, schnappte mir meine SIG vom Nachtkästchen und stand leise auf. Laura schlief noch. Sie war nackt, lag auf dem Rücken. Ich streichelte fasziniert über ihre herrliche, seidenweiche Haut, bevor ich ihr energisch die Decke bis ans Kinn zog.
Das Tageslicht hatte es noch nicht durch die zugezogenen Fenster geschafft. In dem kleinen Wohnzimmer herrschte ein graues, kaltes Halbdunkel. Das Feuer im Kamin war längst erkaltet. Wo war Grubster?
Abermals wurde gegen die Tür gehämmert. »Aufmachen. Los, nun mach schon auf, Mac, öffne die blöde Tür.«
Ich erkannte diese gereizte, wundervolle Stimme. Ich riss den Stuhl unter dem Knauf weg, sperrte auf und öffnete die Tür. Vor mir auf der kleinen Veranda stand Spezialagentin Lacy Savich, jedermann, außer ihren Eltern, als Sherlock bekannt. Hinter ihr ging gerade die Sonne auf und tauchte sie in ihre Strahlen.
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