Wo niemand dich sieht
ihn wieder auf die Sofalehne zurück.
Grubster miaute, was das Zeug hielt. Dann, auf einmal, herrschte Stille. Zweifellos hatte er den dicken Schädel in seinem Futternapf vergraben.
»Komm, setz dich, Sherlock«, sagte ich. »Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wie du deinen Kaffee magst.«
»Einen Süßstoff und einen Spritzer Milch«, wandte sich Sherlock an Laura. »Ach ja, falls es das nicht gibt, dann einfach schwarz.«
»Nein, wir haben Glück«, lächelte Laura. »So trinke ich meinen Kaffee auch immer. Mac?«
»Für mich noch keinen, Laura!«, rief ich von der Tür der Hütte her. »Ich will erst nachsehen, was Savich treibt.«
»Zieh dir Schuhe an, bevor du rausgehst«, bemerkte Sherlock, ohne mich dabei anzusehen. Sie fütterte Nolan hingebungsvoll mit ein paar Sonnenblumenkernen.
Als ich nach draußen ging, war ich überrascht, wie herrlich klar und schön der Morgen war; ein Himmel, so blau wie Jillys Augen. Es herrschte nur ein ganz leichter Wind. Ich wandte mich nach Süden, und da sah ich Savich auf mich zukommen. Auch er entdeckte mich und winkte.
Und wie seine Frau, musterte er mich prüfend. »Alles in Ordnung mit dir?« Gott sei Dank fand er es nicht nötig, mich abzutasten.
»Klaro, keine Sorge. Hast du irgendwas gesehen? Sherlock ist schon drin und trinkt Kaffee. Komm rein! Mann, ich freue mich vielleicht, euch beide zu sehen!«
»Hab nichts gefunden; scheint niemand hier gewesen zu sein. Der Boden ist noch ganz weich vom Regen, ich hätte also Fußspuren finden müssen, falls jemand in der Nähe gewesen wäre. Aber du hast sicher schon nachgesehen, oder?«
»Noch nicht heute Morgen.«
»Na, dann ist das zuerst mal erledigt. Klingt, als sitzt ihr beiden ganz schön in der Tinte. Bin froh, dass du uns angerufen hast. Wird nicht einfach werden, Mac. Wir bedauern sehr, dass Jilly anscheinend in der Sache drinsteckt. Ich möchte, dass du weißt, dass wir auf dem Herflug ausführlich darüber gesprochen haben, und Jillys wegen wollen wir dir für ein, zwei Tage zur Verfügung stehen. Ich bin der Meinung, dass wir in dieser Zeit wohl kaum etwas zu befürchten haben. Nur ein Verrückter würde einen Anschlag auf vier Bundesagenten planen, wo jeder weiß, dass wir hier sind.
Maitland hab ich so wenig wie möglich gesagt. Er lässt uns, für den Moment zumindest, freie Hand, nicht zuletzt deshalb, weil du ja noch nicht wieder im Dienst bist und deinen Boss, Carl Bardolino bereits informiert hast. Wie gesagt, Sherlock und ich haben gründlich darüber geredet, und wir haben noch ein paar Fragen. Dann können wir uns überlegen, wie wir vorgehen.« Er hielt kurz inne und packte mich bei der Schulter. »Tut mir sehr Leid, das mit Jilly, Mac. Noch immer keine Spur von ihr?«
»Nein. Mir tut’s Leid, dass ihr euch von Sean trennen musstet.«
»Ach, dem geht’s gut. Sherlock sagt, er ist noch zu klein, um schon verdorben zu werden. Also spielt es keine Rolle, wie oft sie ihm den Bauch kitzeln und ihm sagen, wie toll er ist. Ich hoffe inbrünstig, sie hat Recht.«
Das klang so normal, so ganz anders als die letzten vier Tage meines Lebens. Ich seufzte befreit auf. »Komm, ich stelle dir Laura Scott vor.«
16
Nachdem jeder von uns eine Tasse Kaffee getrunken hatte, so stark, dass buchstäblich der Löffel drin stecken blieb, sagte ich: »Heute wartet jede Menge Arbeit auf uns. Da wir nicht wissen, wie lange wir hier bleiben können, müssen wir jede Minute nutzen.«
Ich warf einen Blick auf Savich, der in seine fast leere Kaffeetasse starrte. Er sah finster und gefährlich aus, ein Mann, mit dem nicht gut Kirschen essen war. Er trug eine Jeans, dazu einen dunkelblauen Rolli und Schnürstiefel. Er wirkte unglaublich fit. Ja, auf ihn konnte ich mich verlassen. Ein Mann wie er würde einem immer den Rücken freihalten. »Es ist viertel nach acht, Mac. Ich gehe nirgends hin, bevor ich nicht was im Magen habe.«
Und Sherlock schlug vor: »Bevor wir mit irgendwas anfangen, solltet ihr beiden euch erst mal duschen. Und du dich rasieren, Mac. Und kämmen. Du siehst aus, als hättest du in eine Steckdose gelangt. Eigentlich könntet ihr beide noch ein bisschen mehr Schlaf gebrauchen, aber es ist komisch; Ihr kommt mir richtig erholt und entspannt vor.« Sie hob die Augenbraue, blinzelte zweimal und verschwand dann in der Küche.
»Sie weiß es«, flüsterte mir Laura zu.
»Ich hoffe, du gefällst ihr«, sagte ich grinsend.
Wir duschten zwar nicht zusammen, aber versucht waren wir schon. Stattdessen
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