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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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»Aber niemand kann einen v ozok ziehen wie er, das muss man ihm lassen!«
    Ivan scheuchte Sophie auf den Schlitten. Dann wickelte er seine drei Schützlinge in die Bärenfelle ein und sagte leise, aber fest: »Es gehört sich nicht, mit den Dienstboten zu reden.«
    »Ich wollte mich doch nur bedanken, dass er auf uns gewartet hat«, protestierte Sophie. »Weil ich das nett von ihm finde.«
    Ivan schüttelte den Kopf. »Du brauchst dich nicht zu bedanken. Das ist Dimitris Job. Er macht es, weil ihm keine Wahl bleibt.« Seufzend fügte er hinzu: »Ist besser für ihn, wenn du ihn ignorierst. Das bedeutet, dass er seine Arbeit gut gemacht hat. Wenn du mit ihm sprichst, wird es schwierig.«
    »Aber warum soll ich nicht mit den Leuten sprechen, wenn sie was für uns tun?«, sagte Sophie. »Das ist doch unhöflich.«
    Ivan schüttelte wieder den Kopf. »Bei uns hier ist das anders«, erklärte er. »Die Prinzessin will nicht, dass du dich mit Stallburschen und Köchinnen anfreundest. Es ist besser, wenn du das verstehst.«
    Der Junge saß bereits vorne auf dem vozok . Ivan kletterte neben ihm hinauf, stellte sich hin und schnalzte mit den Zügeln. » Poscho! «, rief er und der Schlitten setzte sich in Bewegung.
    »Warst du noch nie in einem Landhaus? Mit Personal?«, wisperte Delphine. »Natürlich darf man nicht mit ihnen sprechen, das ist doch klar!«
    »Also ehrlich gesagt, so ganz stimmt das nicht«, wandte Marianne ein. Aber die Schlittenglöckchen klingelten und übertönten das Schschschschschsch des Schlittens, und der Rest ihres Satzes ging darin unter.
    Eine Welle von Angst stieg in Sophie auf. Sie war nicht wie Delphine, die in großen Häusern verkehrte. Wenn sie bei Freunden zu Besuch war, geriet sie ganz durcheinander und wusste nicht mehr, welches Messer und welche Gabel sie nehmen und was sie mit ihrer schmutzigen Wäsche machen sollte. Aber warum in aller Welt regte sie sich über solchen Kleinkram auf, nachdem es ihr nicht mal was ausgemacht hatte, mitten in einem Schneesturm in einem russischen Zug ausgesetzt zu werden?
    » Gej! Geiiiiiii! «, brüllte Ivan in Viflijankas wilde Zottelmähne hinein. »Seht ihr das?«, rief er zu den Mädchen zurück. »Er ist ein Teufelskerl – zieht stärker als die nackte Gier, wenn sie hinter dem Geld her ist!«
    Viflijanka schnaubte, als hätte er Ivans Worte verstanden, und legte sich noch mehr ins Zeug. Er reckte den Hals vor und schüttelte den Schnee von seinen Hufen, als sei es nur Nebeldunst. Äste ragten wie dicke schwarze Adern in den Himmel, als der vozok den Waldrand umrundete. Die blassen, schlanken Bäume erinnerten Sophie an etwas … Ja, warte … Sie kommt  … Das war die Stimme ihres Vaters! Und dieser Wald mit seinen bleichen Bäumen und tiefen Schneewehen war genau wie in ihrem Traum … Nur dass hier keine verhüllte Gestalt im Spiel war, kein Gefühl von Traurigkeit. Stattdessen war Sophie neugierig, sie war wach und in einer Weise lebendig, wie sie es noch nie erlebt hatte.
    Marianne griff herüber und drückte ihren Arm. »Was ist los?« Hinter den dicken Brillengläsern blinzelten ihre Augen sie besorgt an.
    »Die Bäume. Mir ist, als hätte ich das alles schon mal gesehen …«, fing Sophie an und wollte noch hinzufügen: »In einem Traum«, aber Marianne nickte und murmelte: »Déjà vu«, und dann sagte sie noch: »Das kommt manchmal vor, wenn man besonders aufgewühlt ist.«
    Sophie gab keine Antwort, wünschte sich aber insgeheim, dass Ivan den Weg durch den Wald nehmen würde. Schließlich waren sie ja keine Schafe. Was sollte ihnen schon passieren, wenn sie vom Weg abkamen? Was hatte Ivan noch mal von »wilden Tieren« gesagt? Vielleicht würde sie im Wald dem Wolf aus der Geschichte ihres Vaters begegnen? Oder etwas anderes sehen? Die verhüllte Gestalt aus ihrem Traum mit den Schneeflocken im Haar?
    Eine große Lichtung öffnete sich im Wald und Ivan steuerte Viflijanka direkt darauf zu. In vollem Tempo sausten sie hindurch, und dann ging es eine lange weiße Allee aus frostversilberten, beschnittenen Hecken entlang. Torbögen waren in regelmäßigen Abständen in der Hecke ausgespart und hohe Statuen standen Wache, in dickes Sackleinen gehüllt und mit schweren Stricken verschnürt. Wie zum Tode Verurteilte, die auf ihre Erschießung warteten, sahen sie aus.
    Der vozok glitt an einem vereisten Zierteich vorbei und quietschte und knarzte jämmerlich, als er eine steile Böschung hinunterfuhr.
    »Die Volkonski-Eisstraße!«,

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