Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
Vom Netzwerk:
Sophie.
    Marianne murmelte nur »zu früh« in ihr Kissen und schlief weiter.
    Bald darauf erschien Ivan mit einem Tablett und sagte fröhlich, als hätte er keine einzige Sorge auf der Welt: »Wir sind jetzt im Wald!« Er stellte das Tablett ab und zog die Vorhänge auf. »Beeilt euch mit dem Frühstück, meine jungen Damen! Nächster Halt ist der Volkonski-Winterpalast!«
    Sophie hatte kaum genug Zeit, ihr Frühstück hinunterzuschlingen, sich anzuziehen und Marianne zu wecken, ehe der Zug in einem Dampfschwall anhielt.
    Als die Wolke sich endlich lichtete, sah sie, dass sie von lauter schlanken, silbrig schimmernden Birkenstämmen umringt waren. Der Volkonski-Wald. Das klang schön. Aber dann spähte sie tiefer in den lichten Silberwald hinein und runzelte die Stirn, weil sie etwas spürte … aber was nur?
    Vergeblich zerbrach sie sich den Kopf darüber, bis Ivan auftauchte, diesmal in einen knöchellangen Schaffellmantel mit breitem Gürtel gehüllt, und einen Stapel Pelze und Mäntel anschleppte.
    »So, Mädchen, wir müssen uns jetzt für einen russischen Winter einmummen! Als Erstes steckt ihr eure Füße in die valjenki «, sagte er und hielt ein Paar dicke, schwere Stiefel hoch. »Die sind aus Filz«, erklärte er. »Sie halten eure Füße warm.«
    Delphine verzog das Gesicht, als ob sie ihm nicht glaubte, streifte aber trotzdem die Stiefel über.
    »Und dann die schuba .« Ivan hielt einen Pelzmantel hoch, der innen ebenfalls pelzgefüttert war. »Für Marianne!« Er half ihr in den langen Mantel.
    Marianne sagte: »Ich kann ja meine Arme gar nicht bewegen.«
    Ivan Ivanovitsch drückte ihr eine Schaffellmütze auf den Kopf. »Hier, Mädchen«, sagte er. »Wir nehmen einen Schal, wickeln ihn immer wieder um die schuba herum, bis über die Mütze hoch, damit so viel wie möglich von unserem Gesicht bedeckt ist, und dann zurren wir ihn über Kreuz – so, seht ihr – auf dem Rücken fest.«
    Ivan band den Schal fest, dann stürzte er durch den Wagen und riss die Schubladen einer kleinen Ankleidekommode auf. Schwungvoll zauberte er drei Schachteln hervor, die drei Paar dunkelgraue Handschuhe enthielten. »Robbenfell«, verkündete er strahlend. »Jetzt werdet ihr keine Frostbeulen bekommen. Die Volkonskis sind mit Salz und Diamanten reich geworden. Aber den Grundstock ihres Vermögens haben sie mit der Pelztierjagd gelegt. Die Felle wurden mit Kaschmir gefüttert und nie getragen!«
    »Mann, ich komme mir vielleicht komisch vor«, flüsterte Marianne Sophie zu.
    »Du siehst wunderschön aus«, sagte Sophie, konnte sich aber kaum das Lachen verkneifen.
    Ivan Ivanovitsch hielt Delphine eine schuba hin.
    »Nein, danke«, lehnte Delphine höflich ab und zog ihren schicken grauen Tweedmantel an. »Ich habe meine eigenen Sachen. Ich kann doch nicht in so was vor die Prinzessin treten …«
    »Erfrierungen sind kein Spaß, Delphine. Du trägst die schuba «, beharrte Ivan und senkte die Stimme, »oder du stirbst.«
    Delphine zuckte die Schultern, als sei ihr das egal, ließ sich aber brav anziehen, so wie Marianne vorher.
    Ivan schaute aus dem Fenster. »Wir müssen uns beeilen!«, drängte er und wickelte einen Schal um Sophies Kopf. »Wir dürfen den v ozok nicht warten lassen.«
    »Den v ozok ?«, sagte Marianne und zog ihren Schal herunter, damit sie richtig sprechen konnte. »Ist das so eine Art Schlitten?«
    »Du bist ein kluges Mädchen, Marianne!«, lobte Ivan sie lächelnd.
    »Soll das heißen, dass wir noch nicht beim Palast sind?«, fragte Delphine.
    »Nur noch eine kurze Fahrt auf der Eisstraße«, sagte Ivan.
    »Was? Eine Straße aus Eis?«, fragte Marianne. »Das ist doch gefährlich!«
    »Ein gefrorener Kanal«, erklärte Ivan. »Und es ist schneller und sicherer als die Fahrt durch den Wald.« Er runzelte leicht die Stirn, als sei ihm gerade etwas eingefallen.
    »Ich würde aber trotzdem lieber durch den Wald fahren, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Delphine.
    »Was ist im Wald?«, wollte Sophie wissen.
    Ivan schaute sie an und sagte leise: »Die Eisstraße ist der sicherste Weg … zu dieser Jahreszeit. Wegen der … wilden Tiere.« Dann lächelte er und sagte etwas auf Russisch. »Meine Mutter hat immer zu mir gesagt, wenn ich früher ins Dorf gegangen bin, um mit den anderen Kindern zu spielen: Ein verirrtes Schaf ist das Glück des Wolfs.« Er trat einen Schritt zurück, um die Mädchen zu begutachten. »Was für ein Bild«, sagte er lächelnd. »Wir machen noch richtige Russinnen aus

Weitere Kostenlose Bücher