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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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euch!«
    Die drei Mädchen waren so dick vermummt und verschnürt, dass er ihnen aus dem Zug auf den Bahnsteig herunterhelfen musste. Die Luft war kalt und beißend und sie rangen nach Atem. Sophie tränten die Augen und die Tränen brannten auf ihrer Haut. Plötzlich war sie Ivan dankbar, dass er sie so gut eingewickelt hatte – wie drei Postpakete.
    »Unser Gepäck!« Delphines Worte drangen aus einer Atemwolke zu ihnen. »Vergessen Sie das Gepäck nicht! Ich kann mich doch nicht so bei der Prinzessin blickenlassen!«
    »Ich hole es später«, brüllte Ivan und bugsierte die Mädchen vom Zug weg. Ihre Füße knirschten auf dem körnigen Eis. Ivan schaute besorgt zum Himmel auf, als Schneeflocken um sie herumwirbelten. »Wir müssen uns beeilen. Sonst überrascht uns der Sturm.«
    Obwohl es bereits nach zwölf Uhr mittags war, bewegten sie sich in einem schummrigen Zwielicht – mehr brachte die Sonne in diesem Nordwinter offenbar nicht zu Stande. Sophie spähte durch die winzigen Schneeflocken zu den Sternen hinauf, die am dunklen Himmel funkelten.
    »Hast du das gehört?« Mariannes Stimme drang nur gedämpft durch den Schal.
    »Ich höre fast gar nichts, so dick, wie ich eingemummelt bin«, klagte Delphine.
    Sophie blieb stehen und lauschte. »Glocken«, sagte sie. »Ich höre Glocken.«
    Dann schaute sie auf. Direkt vor ihnen stand ein schwarzes Pferd mit wilder Zottelmähne und streckte seinen Kopf zwischen den Bäumen hervor, als sei es neugierig auf die Besucherinnen. Hinter ihm wartete ein niedriger Schlitten auf zarten, gebogenen Kufen, der vorne mit einem hohen, ledergepolsterten Kutschbock ausgestattet war und hinten eine tiefe, breite und mit Pelzdecken vollgetürmte Sitzbank hatte. Ein Verdeck, das über die Rückbank hochgezogen war, hielt die Schneeflocken von den Fahrgästen ab. Das ganze Gefährt sah aus, als käme es direkt aus einem anderen Jahrhundert. Plötzlich musste Sophie sich das Lachen verkneifen, weil alles so klischeehaft russisch war. Kein Jeep oder SUV, wie man bei diesem Tiefschnee erwarten würde, sondern ein Pferd und ein Schlitten. Aber warum auch nicht? Sophie war hell begeistert.
    Das Tier schnaubte und schüttelte den Kopf und die Glöckchen an den Zügeln bimmelten. Neben dem Kopf des Pferdes stand ein Junge und hielt die Zügel. Eine leichte Eisschicht bedeckte seine Schultern, als stünde er schon ziemlich lange da.
    »Seht ihr? Wir dürfen Viflijanka nicht warten lassen«, dröhnte Ivan Ivanovitsch.
    Der Junge streckte seinen Hals hinter dem Kopf des Pferdes hervor und starrte die Mädchen der Reihe nach an. Viflijanka, dachte Sophie. Seltsame Namen haben diese Russen!
    Ivan lachte. »Viflijanka ist ein sehr ungeduldiges Pferd.«
    Ach so, das Pferd hieß Viflijanka! Aber wer war dann der Junge? Und wie alt er wohl sein mochte? In ihrem Alter? Nein, älter. Dunkle, gerade Augenbrauen unter der Schaffellmütze. Eine flache Stupsnase. Tiefblaue Augen mit pechschwarzen Wimpern. Er lächelte nicht.
    Als die Mädchen näher kamen, nickte der Junge Ivan zu, dann Marianne und Delphine, die auf den Schlitten kletterten. Sein Gesicht blieb regungslos. Sophie stand neben dem v ozok und wartete. Sie wollte den fremden Jungen nicht anstarren, aber aus dem Augenwinkel sah sie, dass er eine winzige halbmondförmige Narbe auf der Wange hatte.
    Sophie zog schnell den Schal von ihrem Gesicht herunter. »Danke, dass du in der Kälte auf uns gewartet hast. Du hast bestimmt gefroren. Dein Pferd ist wunderschön.« Sie streckte die Hand aus und tätschelte den dicken, muskulösen Hals des Tiers. Das Pferd schnaubte, als wisse es ihre Freundlichkeit zu schätzen.
    Der Junge schaute sie an, dann trat ein Ausdruck in seine Augen, den Sophie nicht entziffern konnte. » Voj Volkonski? «, fragte er.
    Sophie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht …«
    »Dimitri!«, bellte Ivan.
    Der Junge wich abrupt vor Sophie zurück und starrte auf den Boden. Die Narbe auf seiner Wange zuckte und sein blasses Gesicht wurde dunkelrot.
    Ivan redete in barschem Russisch mit ihm und der Junge sank zerknirscht in sich zusammen. Ivan tat es offenbar leid, dass er ihn so hart angefasst hatte, denn gleich darauf legte er ihm die Hand auf die Schulter und tätschelte ihn aufmunternd. Dann drehte er sich um und zwinkerte Sophie zu. Sein schwarzer Bart war mit Eisperlen gespickt.
    »Lass Viflijanka ja nicht hören, wie schön er ist. Der Bursche ist schon eitel genug.« Das Pferd schnaubte und schüttelte den Kopf.

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