Wo Tiger zu Hause sind
bei Doktor Euclides in São Luís, danach bin ich gleich an den Schreibtisch gegangen. Warum?«
Fieberhaft entfaltete Carlotta die Zeitung, die sie mitgebracht hatte, und wies auf eine der Überschriften auf der Titelseite:
DREIFACHMORD IN ALCÂNTARA
Eléazard überflog den Artikel, blickte dann Carlotta an.
»Mein Mann …« Sie kämpfte mit den Tränen. »Er steckt dahinter … Ich habe ein Telefonat mit einem von seinen Anwälten mitgehört.«
Eléazard ließ sie erzählen, stellte einige Nachfragen, bat sie, sich möglichst genau an den Wortlaut des Gehörten zu erinnern. Er hatte schon keinerlei Zweifel mehr, doch dann zeigte ihm die Gräfin auch noch die Fotokopien von Unterlagen zu den Grundstückskäufen des Gouverneurs. Der Name Carneiro tauchte dort auf und war mit einem Fragezeichen sowie einer handschriftlichen Notiz versehen:
Dringend zu regeln!
Kurz war ihm, als halte er eine Höllenmaschinen in Händen … Ihm wurde klar, dass Moreiras Spekulationen mit der geplanten Militärbasis der Amerikaner zusammenhängen mussten.
»Was soll ich tun?«, fragte er nach einiger Überlegung.
Sie versuchte, ihre Gesichtszüge zu ordnen. »Ich habe schon die Scheidung eingereicht. Ich kenne meinen Mann, er hat das nicht gewollt, er kann es nicht gewollt haben … Aber manchmal muss man seine Handlungen vor den Menschen verantworten, um es auch vor Gott tun zu können. Dieses Verbrechen darf nicht ungestraft bleiben … Das muss vor Gericht, Monsieur von Wogau, bitte sorgen Sie dafür, mit allen Mitteln, die Sie für geeignet halten.«
»Ich werde mich darum kümmern«, sagte Eléazard sanft. »Das ist sehr mutig von Ihnen.«
Carlotta zog die Augenbrauen hoch. »Ich glaube, das ist nicht das richtige Wort, lieber Monsieur von Wogau. Nein, ich glaube, das trifft es nicht …«
24 . Kapitel
Wie Kircher unerwartet die geheimnisvolle Botschaft der Franzosen entschlüsselt. Johann Grueber und Heinrich Roth kehren aus China zurück & streiten sich über dieses Kaiserreich.
M it geübtem Auge erkannte Gibbs sogleich, dass mein Meister bekümmert war, und dieser versuchte nicht, ihn darüber zu täuschen; diese Geheimbotschaft drohte seinem Ruf zu schaden, vor allem aber jenem der Societas Jesu, und das war ungleich schlimmer. Er erläuterte dem Doktor die Sache & zeigte ihm die Botschaft selbst; da Doktor Gibbs kein Französisch sprach, übersetzte er sie ihm:
»Jade on lea sense at char ladder cracky«
, begann er düster,
»chaff ale yea daw maze horde hey amber sad heard France arum …«
Ich sah, dass Gibbs ein leichtes Lächeln unterdrückte: Zwar sprach mein Meister ganz ausgezeichnet Englisch, doch hatte er einen starken deutschen Akzent nie ablegen können, hatte es auch gar nicht versucht, obgleich alle sich darüber zu belustigen pflegten. Kircher konzentrierte sich auf die Übersetzung. Und statt seine Aussprache zu verbessern, schien er sogar zu versuchen, sie noch etwas stärker zu entstellen:
»Dove ray have heck tout lard her wreck ease pour rape Harry lens salt fate of Rancé parley gar deck horse dupe pape …«
Er blickte nachdenklich drein und verstummte, schien die letzten Worte noch einmal zu überdenken. Dann wiederholte er
»parley gar deck horse dupe ape«
, & sein Gesicht hellte sich jäh auf.
»Danke, mein Gott!«, rief er auf Deutsch aus & deutete einen Tanzschritt an (was ich noch nie bei ihm gesehen hatte).
»Parley gar deck horse dupe ape!
Hoho! Jetzt ist mir alles klar, meine lieben Freunde, alles! Und zwar dank Ihnen, Alban …«
Gibbs warf mir einen besorgten Blick zu, & auch ich schauderte bei dem Gedanken, mein Meister könnte den Verstand verloren haben.
»Parma pare hole«
, fuhr Kircher mit wachsender Begeisterung fort,
»jape rove, rat if ye egg hare anti toss kill aura dace heyday invert hew dupe recent mess age!
Es funktioniert, meine lieben Freunde!
Fetter sin germ hen, lave ant see doubt mil sea scent sauce end do …
Und heute ist bereits der 3 . Oktober!
Sign yellow ye Eick rid sap rope main …
Ludwig XIV ., mein Gott! Schnell jetzt, wir haben schon zu viel Zeit verloren! …«
Er schien aus einem Traum aufzutauchen, bemerkte uns & unsere entsetzten Mienen, & während er sich zum Ausgehen bereitmachte, gab er uns den Schlüssel zu seiner Erregung.
»Verzeiht meine Eile, aber das ist eine höchst gefährliche Sache. Ich muss dem Pontifex Maximus unverzüglich den Inhalt dieses Schreibens mitteilen.«
»Aber – der Code?«, traute ich
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