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Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
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Erleichterung Eures Schmerzes beizutragen & Euch zu versichern, mit welchem glühenden Eifer & welcher Dankbarkeit ich Euer gehorsamster usw. pp.«
    Am 20 . Juni 1667 wurde seine Eminenz Kardinal Giulio Rospigliosi vom Konklave zum Papst gewählt und nahm den Namen Clemens  IX . an. Sein fortgeschrittenes Alter jedoch ließ schon zu jenem Zeitpunkte erahnen, dass er den Petersthron nicht lange innehaben würde.
    Neben der
China illustrata
 – einem Buche, dem mein Meister das erste je im Okzident erschienene Lateinisch-Chinesische Wörterbuch beigesellte, welches unseren Missionaren, die einen Aufenthalt im Fernen Osten planten, von größter Hilfe war – gab Kircher den Gelehrten ein weiteres, trotz seiner Kürze ganz außerordentliches Werk zu lesen:
Magneticum Naturae Regnum
. Hier hatte er zu pädagogischen Zwecken sämtliche nur möglichen Experimente zusammengefasst, welche die Anziehungskraft der Dinge untereinander betrafen, & die Zugänglichkeit dieses Buches, das weitere Hilfsmittel überflüssig machte, bescherte ihm den größten Erfolg ebenso unter den beginnenden Jüngern der Wissenschaft als auch unter den fertigen Gelehrten.

Alcântara
    Er ging schwankend, mit allerlei Kurven, über die er selbst lachen musste.
    Nachdem er bis zwei Uhr früh über seinen Aufzeichnungen gesessen hatte, stand Eléazard später auf, als es seine Gewohnheit war, dafür jedoch mit der Empfindung, ein Hindernis überwunden zu haben: Athanasius Kircher, das Werk und der Mann, standen ihm mit einmal so plastisch vor Augen, dass ihm bewusst wurde, wie sehr er beide bisher als Karikaturen gesehen hatte. Diese Korrektur verdankte er zu großen Teilen Doktor Euclides, mehr aber noch Loredanas Art, ihm spontan die richtigen Fragen zu stellen, mit denen sie nämlich seine eigene Haltung gegenüber Kircher in Zweifel gezogen hatte und nicht die angebliche Genialität oder Heuchelei des Jesuiten. Es drängte ihn, sie wiederzusehen, um weiter darüber zu reden, es drängte ihn, mit ihr gemeinsam jene verliebte Vertrautheit weiter zu pflegen, die sich zwischen ihnen eingestellt hatte.
    Er frühstückte in der Küche. Die Carneiro-Affäre nahm immer noch die Titelseiten der Tageszeitungen ein: Einer der beiden Mordverdächtigen hatte seine Anwesenheit am Tatort während des Verbrechens gestanden. Er belastete seinen Kumpan, um eine mildere Strafe zu erlangen, und bestätigte, dass sie im Auftrag von Wagner Cascudo das Opfer dazu bringen sollten, diesem das Grundstück zu überschreiben. Der Anwalt jedoch war unterdessen freigelassen worden, beharrte auf seiner Unschuld und seiner Version der Dinge, der zufolge er jene beiden Männer noch nie im Leben gesehen hatte und das Ganze eine Konstruktion der Polizei sei. Ausführlich wurde das Dementi des Gouverneurs zitiert, das er im Fernsehen vom Stapel gelassen hatte: eine gegen ihn ausschließlich zu Wahlkampfzwecken ins Werk gesetzte Kabale, die zu nichts anderem diene als dazu, die regierende Partei in Misskredit zu bringen. Wenn die Presse jetzt sämtliche ehrbaren Männer dieses Landes unter Generalverdacht stellen wolle, dann steuere man unausweichlich auf eine Katastrophe zu. Er kenne Wagner Cascudo seit vielen Jahren nicht nur als unvergleichlichen Anwalt, sondern als Freund, und er traue ihm nicht die geringste schlechte Tat zu.
    Und kein weiteres Wort über seine Machenschaften!
    Eléazard war vom Fach, ihm wurde klar, dass hier eine Art Umschwung lief, das Ergebnis einer geschickten Manipulation. Er versuchte, sich damit zu trösten, dass der Staatsanwalt von Santa Inês nicht so leicht lockerlassen würde, schon gar nicht nach dem Geständnis, das Wagner Cascudo so belastete.
    Gerade wollte er aus dem Haus gehen, mit dem Plan, zu Loredana zu spazieren, da kündigte das typische Händeklatschen den Besuch Alfredos an.
    »Was ziehst du denn für ein Gesicht? Ist schon wieder was passiert?«
    »Sie ist weg …«
    »Wer? Was meinst du?«, fragte Eléazard mit zugeschnürter Kehle.
    »Loredana … mit dem ersten Schiff heute früh. Nur Socorró hat sie gesehen. Sie hat ihre Rechnung bezahlt und ist verschwunden …«
    Eléazard musste sich hinsetzen. Sein Herz klopfte fast zum Zerspringen:
    »Ohne sich von uns zu verabschieden?«, fragte er dämlich.
    »Das hat Socorró ihr auch vorgeworfen … Und Loredana hat gesagt, es sei besser so, außerdem bekomme sie gerade noch ihr Flugzeug. Sie hat dir einen Brief dagelassen. Hier, falls du lesen willst …«
    Sie hat gewusst,

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