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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Sie spürte, dass er zögerte, den Ort zu verlassen, an dem sein Vater gestorben war, und wartete.
    Schweigend drehte er sich um und ging langsam zur Tür hinaus.
    Er fuhr sie nach Hause. Als sie sich dem Gasthof näherten, wusste sie, dass sich die gemeinsam verbrachte Zeit dem Ende zuneigte. Sie blickte Joe verstohlen an. Die Linien auf seiner Stirn und um seinen Mund waren tief. Irgendetwas ging in ihm vor.
    »Danke, dass du mich hingebracht hast«, sagte er, als er ihren Blick gewahrte.
    »Ach Joe«, flüsterte sie überwältigt.
    »Ich bin froh, dass ich mir selbst ein Bild machen konnte.«
    Caroline nickte. Joe hatte sich wieder hinter seiner harten Schale verschanzt. Er klang reserviert. Eine kühle Brise wehte durch den Jeep und zerzauste sein Haar.
    Als sie den Gasthof erreichten, bog er in die breite Auffahrt ein und hielt sich links, dem Privatweg folgend, der zu Carolines Haus führte. Sorgfältig gestutzte Ligusterhecken säumten den Weg, und die Zweige der hohen Ahornbäume bildeten einen verschlungenen Baldachin über ihren Köpfen. Die Zufahrt vermittelte ein Gefühl der Abgeschiedenheit, und zu dieser Tageszeit, unmittelbar nach Sonnenuntergang, war es bereits stockdunkel.
    Joe stellte den Motor ab und wandte sich ihr zu. Sein rechter Arm lag ausgestreckt auf der Rückenlehne des Beifahrersitzes. Er hatte sich ein Lächeln abgerungen, als gälte es, ein letztes Mal Lebewohl zu sagen. Er blickte sie lange an, und sie spürte, wie sie errötete. Sie hatten ein hartes Stück Arbeit geleistet, sie und Joe. Sie wünschte, sie könnte ihm sagen, was sie empfand, aber er würde es nicht hören wollen.
    »Also dann …«
    »Also dann …« Er trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad.
    Möwen kreischten. Am anderen Ufer des Flusses begann ein Ziegenmelker zu schreien. Die Geräusche der Nacht wurden lauter.
    »Ich muss aufs Schiff zurück, sie warten auf mich.«
    »Ich weiß.« Caroline versuchte zu lächeln.
    Joe sah sie an, dann blickte er aus dem Fenster. Eine Minute verstrich.
    »Grüß Sam von mir«, sagte sie.
    »Eigentlich müsste ich jetzt fahren, aber das Problem ist, ich kann nicht.«
    Caroline blickte ihn an, ihr Puls raste.
    »Wir könnten noch einen Tee …«
    Er hatte die Beifahrertür aufgerissen, noch bevor sie den Satz beenden konnte. Sie gingen den mit Steinplatten ausgelegten Weg hinauf, und Caroline sperrte den Vordereingang auf. Augusta ließ auf Firefly Hill immer alle Türen offen, aber Caroline hatte in ihrem Haus Sicherheitsschlösser und Alarmsysteme installieren lassen.
    Joe trat ein und sah sich um. Auf Firefly Hill hatte seine Aufmerksamkeit einer einzigen Stelle gegolten, hier schien ihn alles zu interessieren. Die Räume waren sparsam möbliert und kühl, in dunklen Farben gehalten. Die Fußböden aus dunkelbraunem Holz waren auf Hochglanz poliert.
    Die cremefarbene Couch im Wohnzimmer hatte einen dunkelblau gesprenkelten Überwurf. Ein dazu passender Sessel befand sich neben dem Kamin aus grauem Naturstein. Auf einem Mahagonitisch stand eine blaue Glasvase mit Wildblumen, die sie auf dem Mount Serendipity gepflückt hatte. Es gab keine Teppiche.
    Sie gingen in die Küche, und Caroline machte Licht. Es war die Küche einer passionierten Köchin. Ofen und Kühlschrank waren aus Edelstahl, Kupferpfannen und –töpfe stammten aus Paris, und an Arbeitsfläche herrschte kein Mangel. Die Schränke waren aus naturbelassenem Holz in einem warmen Honigton gefertigt. Sie schienen inwendig zu leuchten. Der Küchentisch war rund und schwarz lackiert. In der Mitte standen kleine Pfeffer- und Salzstreuer aus Silber, eine silberne Zuckerdose und ein gerahmtes Foto von Caroline, Clea und Skye.
    Caroline füllte einen großen Kupferkessel mit Wasser. Sie schaltete den Gasherd ein, und ein blauer Flammenring erschien. Als sie sich zu Joe umdrehte, sah sie, wie er das Bild betrachtete. Die drei Mädchen auf dem Foto trugen warme Jacken, und jede hielt einen Fisch in der Hand, den sie geangelt hatte. Caroline war damals etwa elf gewesen.
    Nachdem er das Foto auf den Tisch zurückgestellt hatte, musterte Joe den Raum.
    »Hier sieht es ganz anders aus als im Haus deiner Mutter.«
    Caroline nickte und füllte Milch in ein silbernes Kännchen.
    »Ihr Haus ist gemütlich, voller Leben. Hier ist es …«
    Sie hatte sagen wollen »kühl und abweisend wie ich«, doch er sollte nicht denken, sie schwelge in Selbstmitleid, und nicht das Gefühl haben, aus Höflichkeit widersprechen zu müssen. Aber

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