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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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versöhnen. Sie versuchte den Hörer ruhig zu halten, dann vernahm sie Carolines verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Ich bin’s.«
    »Alles in Ordnung?«, fragte Caroline besorgt.
    »Mir geht’s gut. Caroline, es tut mir Leid, dass ich dich so früh am Morgen anrufe.«
    »Ich bin froh, dass du es getan hast.«
    »Ich habe Simon gerade vor die Tür gesetzt. Es hat sich so ergeben. Kannst du dir das vorstellen? Ich habe ihm gesagt, dass ich die Scheidung will. Ich habe es satt.«
    »O Skye!«
    »Ich will gesund werden.« Sie hatte einen Kloß im Hals. Die Wahrheit zu sagen war schwer. Genau wie gesund zu werden, vor allem um fünf Uhr morgens, wenn man zitterte und nach einem Drink lechzte, um den Schmerz nicht an sich heranzulassen, um ihn zu vergessen.
    »Ich wünsche mir so sehr, dass du gesund wirst«, flüsterte Caroline.
    »Ich habe den ganzen Tag nichts getrunken.«
    »Ich bin stolz auf dich.« Skye erinnerte sich an die vielen Male, als Caroline stolz auf sie gewesen war – bei den Frühjahrskonzerten und Theateraufführungen in der Schule, als sie in der ersten Klasse war und im Sportunterricht das beste Rad schlug, als sie mit zwölf ihre erste Skulptur machte, als sie aufs College ging, als sie nach Rom zog, als sie die erste Ausstellung in New York hatte.
    Caroline war immer für sie da gewesen, und sie war immer stolz auf sie gewesen. Skye packte den Hörer fester, um das Zittern ihrer Hände zu kontrollieren.
    »Es tut mir Leid. Ich meine die Dinge, die ich am Strand zu dir gesagt habe.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen. Ich gebe es nicht gerne zu, aber du hattest Recht.«
    »Du meinst … dir tut es Leid?«
    »Habe ich das gesagt?« Caroline lachte leise.
    »Was für ein Glück, dass es dich gibt.«
    »Du hast mir die Worte aus dem Mund genommen. Ich bin froh, dass es
dich
gibt.«
    »Ich werde jetzt versuchen noch ein bisschen zu schlafen.«
    »Möchtest du, dass ich komme und an deinem Bett sitze?«
    »Nein, es geht schon«, sagte Skye zögernd. Sie wusste, es würde vorübergehen. Sie wusste es ganz einfach.
    »Sicher? Ich bin gleich da, wenn du möchtest. Wir könnten zum Strand gehen und schwimmen.« Obwohl die Worte lieb gemeint waren, hörte Skye, wie sie innehielt. Sie versuchte schon wieder Skyes Leben zu planen.
    Skye lachte, und dieses Mal erwiderte Caroline das Lachen aufrichtig.
    »Mach dir keine Sorgen. Ich komme ganz gut alleine zurecht«, sagte Skye.
    »Ich weiß.«
    »Wie dem auch sei …« Skyes Stimme wurde leiser, klang müde. »Alles wird gut, solange du …«
    »Solange ich was?«
    »Mich liebst«, flüsterte Skye.
    »Das ist leicht«, flüsterte Caroline zurück.

[home]
    17
    C aroline stand vor der Fliegengittertür ihres Hauses, wo sie nach Joes Jeep Ausschau gehalten hatte. Sie hatte ein Sommerkleid aus buttermilchfarbenem Leinen und flache beige Sandalen an, Kleidung, die sie auch bei der Arbeit getragen hätte. Als er die Verandatreppe heraufkam, raste ihr Puls. Bei seinem Anblick wurde sie nervös und wünschte, sie hätte ihm das Angebot nicht gemacht.
    Er wirkte gleichermaßen nervös, wie er auf der anderen Seite des Fliegengitters stand, als wäre er sich nicht sicher, was er hier überhaupt verloren hatte. Er lächelte benommen. Sie sah die Fältchen um seine Augen und seinen Mund; er verbrachte offenbar viel Zeit damit, in der Sonne zu lächeln. Er trug lässig geschnittene Hosen und ein Oxford-Hemd aus Baumwolle. Es war frisch gebügelt, trotz des ausgefransten Kragens.
    »Können wir?«
    Caroline hatte vorgehabt, ihn kurz hereinzubitten, aber dafür gab es eigentlich keinen triftigen Grund, und so nahm sie ihre Handtasche. Er hielt ihr die Tür auf. Ihre Hände berührten einander flüchtig, ihre Blicke trafen sich. Caroline errötete, sich an den Kuss erinnernd. Am Jeep angekommen, schickte er sich an, die Tür auf der Beifahrerseite zu öffnen.
    »Ich nehme meinen eigenen Wagen. Du kannst mir nachfahren«, sagte sie rasch. Auf diese Weise vermochte er schneller von Firefly Hill zum Hafen zurückzukehren.
    »Das geht schon in Ordnung.« Er öffnete die Tür. »Du erweist mir einen großen Gefallen. Das Mindeste, was ich tun kann, ist fahren.«
    Er fuhr rückwärts die Auffahrt hinunter, um den Gasthof herum, dann bog er nach Osten in die Beach Road ein, vorbei an den Ibis Marschen, wo der Fluss brackig wurde und in den Sund mündete. Während sie an der einzigen Ampel von Black Hall warteten, sahen sie vier Jugendliche auf ihren Fahrrädern

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