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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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sagte Caroline.
    Sie berührte sein Gesicht. Den meisten Menschen ist es nicht vom Schicksal bestimmt, einander so nahe zu sein, dachte sie, aufgewühlt von der Tiefe ihrer Empfindungen. Sie hatte das Gefühl, am Rande eines steilen Abgrunds zu stehen – eine einzige falsche Bewegung und sie würde abstürzen, würde nie mehr aufhören zu fallen.
    Sie hatte noch nie etwas Ähnliches empfunden. Ja, sie hatte die körperliche Nähe eines Mannes zugelassen, aber ihre Emotionen hatten nie Schritt mit der Entwicklung gehalten und waren ihr selten gefolgt. Doch Joe und sie hatten »Ich liebe dich« zueinander gesagt und jedes Wort so gemeint.
    »Joe.« Sie blickte ihm in die Augen, ergriffen von dem Aufruhr der Gefühle.
    »Ich weiß.« Er lächelte. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß, seine Augen strahlten im kühlen Licht der Nacht.
    Was weißt du? hätte sie ihn am liebsten gefragt. Sie wünschte sich, dass er die magischen Worte aussprach, den Augenblick nannte, als alles begonnen hatte, ihr sagte, was die Worte
für sie
bedeuteten. Aber das konnte er nicht. Das konnte nur einer, sie selbst. Das Gefühl war immer da gewesen, seit sie Joe den ersten Brief geschrieben hatte. Er war der Mann, der ihr mehr als jeder andere Mensch auf der Welt bedeutete, für den sie dieses Gefühl ein Leben lang aufgespart hatte.
    »Schau.«
    Joe stützte sich auf den Ellbogen und blickte auf den Nachttisch. Dort stand in der ersten Reihe der gerahmten Bilder das Foto, das ihn als Kind zeigte.
    »Ich wusste schon immer, dass ich dich liebe.«
    »Ich habe keine Ahnung, warum, habe ich es dir doch so schwer gemacht.« Seine Stimme klang brüchig vor Bedauern.
    »Und ich dir.« Carolines Kehle brannte. Sie dachte an Skyes Worte. »Aber nun haben wir endlich zueinander gefunden.«
    Während sie neben Joe lag, spürte sie, dass es wirklich so war – sie liebte. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie einem Mann die Macht eingeräumt, sie zu verletzen. Es stand Joe frei, sie zu verlassen. Es stand ihm frei, davonzusegeln auf der Suche nach einem anderen Schatz, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.
    »Was ist mit dir?«, fragte er, als er sah, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte.
    Caroline brachte keinen Ton über die Lippen. Seine Augen waren klar und blau wie das Meer nach einem Sturm im Oktober, aber in einem Monat würde es frieren und der erste Schnee fallen. Sie hatte Angst vor diesem Moment, fühlte sich wie erstarrt. War es das, wovor ihr Vater sie stets gewarnt hatte, als er seinen Töchtern beibrachte, sich gegen das Leben zu wappnen? Gegen dieses Gefühl der abgrundtiefen Liebe und Sehnsucht?
    »Woran du auch gerade denken magst, alles wird gut. Das verspreche ich dir, Caroline.« Joe blickte ihr lächelnd in die Augen.
    »Wieso bist du dir so sicher?«
    »Weil es vorüber ist«, sagte er sanft. »Die schlimmen Zeiten sind vorüber.«

[home]
    18
    W ährend der Kaffee am nächsten Morgen durchlief, ging Caroline barfuß zum Gasthof hinüber, um zu sehen, was sie zum Frühstück auftreiben konnte. Die ersten Gäste waren bereits aus den Federn, aber sie eilte an ihnen vorüber in die Küche, um einen Korb mit Pfirsich-Muffins zu füllen. Ins Haus zurückgekehrt, deckte sie den Tisch auf der Veranda mit einer Damasttischdecke. Das Licht der Morgendämmerung veränderte sich, das Silber verwandelte sich in Rosa und Blaugold, und sie wollte, dass Joe dieses atemberaubende Schauspiel sah. Doch als sie das Schlafzimmer betrat, um ihn zu holen, packte er sie am Handgelenk und zog sie wieder ins Bett.
    Nach einer Weile kleideten sie sich an und machten einen Spaziergang zum Fluss hinunter. Die Fische sprangen, und Fischadler gingen auf die Jagd. Ein Eisvogel, kräftig gebaut und blau, setzte zum Sturzangriff auf einen Elritzenschwarm an und tauchte mit einem Schnabel voll Silber wieder auf. Joe hielt Carolines Hand. Sie blieben stehen, um sich unter der großen Weide zu küssen. Dann gingen sie ein paar Schritte und blieben erneut stehen, um sich im dichten Fichtenwald zu küssen.
    »Ich muss aufs Schiff zurück. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so lange ausbleiben würde.«
    »Macht Sam sich Sorgen?«
    »Sam? Nein. Aber einige meiner Männer werden mir den Hals umdrehen. Wir sind ein paar Tage im Rückstand mit den Bergungsarbeiten, und sie haben Blut geleckt. Normalerweise mache ich so etwas nicht.«
    »Was?«
    »Das Schiff über Nacht verlassen. Die Arbeit aufhalten.« Er schüttelte den Kopf. »Aber es wird

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