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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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dass ihr Gespräch nicht belauscht wurde.
    Sie telefonierten miteinander. Es war schon spät, aber Clea hatte auf Firefly Hill angerufen, sobald sie zu Hause war, nachdem sie im Renwick Inn Joe Connor kennen gelernt und sich von Caroline verabschiedet hatte. Die Neuigkeit, dass Joe Connor aus heiterem Himmel auf der Bildfläche erschienen war, war zu wichtig, um sie Skye vorzuenthalten.
    »Nein, Momm ist nebenan. Erzähl schon, spann mich nicht auf die Folter!«
    »Er ist ein erwachsener Mann. Irgendwie seltsam, findest du nicht? Obwohl inzwischen einige Jahre vergangen sind, hatte ich mir eingebildet, Joe Connor würde immer noch wie der kleine Junge auf dem alten Foto aussehen, das Caroline ständig mit sich herumgeschleppt hat.«
    »Sechs Jahre alt, mit einer widerspenstigen Locke über der Stirn und Zahnlücke.«
    »Er ist attraktiv«, sagte Clea. »Wie man sich einen echten Seebären vorstellt. Strahlend blaue Augen, ziemlich groß und muskulös, was bei Männern vermutlich gang und gäbe ist, wenn sie schwere Schatztruhen vom Meeresgrund hochhieven.« Sie sprach leise, da sie Peters Gefühle nicht verletzen wollte. Als Krankenhauspfarrer musste er keine schwere körperliche Arbeit verrichten. Er besuchte die Kranken und sprach den Hinterbliebenen Trost zu, und Clea liebte ihn mehr, als sie es nach menschlichem Ermessen für möglich gehalten hätte. Er befand sich im oberen Stockwerk und las Mark und Maripat eine allerletzte Gutenachtgeschichte vor.
    »Was macht er beruflich? Ist er Fischer wie sein Vater?«, fragte Skye.
    »Nein, er hat ein eigenes Bergungsunternehmen. Erinnerst du dich an die Boote, die wir bei Mom gesehen haben? Die gehören ihm. Er ist Schatzsucher.«
    »Was hattest du für einen Eindruck von Caroline, als sie erfahren hat, wer er ist?«
    »Hm, sie …«, begann Clea, wurde aber von dem Geräusch klirrender Eiswürfel abgelenkt. »Was war denn das? Skye, trinkst du etwa immer noch?«
    »Nur einen Schlummertrunk. Ich bin wieder in meinem alten Zimmer gelandet. Stell dir vor, einunddreißig Jahre alt und kehrt ins Elternhaus zurück! Ich komme mir wie ein Versager vor.«
    »Das redest du dir nur ein.« War Skye wirklich so deprimiert, wie sie plötzlich klang? Oder war das bloß der typische Katzenjammer unter Einfluss von Alkohol? Clea wusste aus eigener leidvoller Erfahrung mit ihrem Vater, wie viel Unheil Alkohol anrichten konnte.
    »Jetzt erzähl schon, Clea. Wie hat Caroline auf die Begegnung reagiert?«
    »Sie war zu Tode erschrocken.«
    »Weil sie ihn geliebt hat«, sagte Skye mit gefährlich leiser Stimme.
    »Unsinn. Sie war doch erst sechzehn, als sie den Briefwechsel eingestellt haben. Das war nur eine vorübergehende Schwärmerei.«
    »Und ich sage dir, dass sie ihn geliebt hat. Mehr als alles in der Welt!«
    Clea hörte wieder die Anspannung in Skyes Stimme; sie saß reglos da und lauschte.
    »Früher redete Caroline dauernd über ihn. Ich erinnere mich genau. Und sie trug noch ewig danach sein Bild bei sich. Sie nahm es sogar auf unsere grässlichen Jagdausflüge mit, jedes Mal, wenn Dad uns in der Wildnis alleine ließ.«
    »Ich weiß.«
    »Sie verwahrte es in ihrem Rucksack, in einer der wasserdichten Innentaschen.«
    »Hör auf, dich zu quälen, Skye!« Clea spürte, wie ihr Herz zu hämmern begann.
    »Joe würde es verstehen.«
    »Was verstehen?«
    »Mich«, sagte Skye. »Caroline. Was auf dem Redhawk passiert ist. Das Universum.«
    »Er ist ein liederlicher Pirat mit Löchern in den Schuhen und kein Orakel.« Clea spürte, wie Ärger in ihr aufwallte.
    »Wo liegt sein Piratenschiff vor Anker, wenn er nicht gerade die Küste vor Moms Haus unsicher macht?«
    »Meteor
heißt es. Der Name stand an der Seite des Pick-up, mit dem er zum Gasthof gekommen ist. Und ich vermute, er ankert am Moonstone Point. Wieso fragst du? Willst du ihm etwas erzählen?«
    »Ja. Dass es möglicherweise ein Unfall war. Dass sein Vater vielleicht gar nicht die Absicht hatte, sich umzubringen.«
    »Skye!«
    »Könnte doch sein!« Skyes Stimme klang plötzlich weinerlich; die Trunkenheit machte sie sentimental. »Du verstehst doch, warum ich zu dem Schluss gekommen bin, oder?«
    »Hör zu, Skye, du hast zu viel getrunken. Leg dich ins Bett und schlaf dich aus, morgen Früh geht es dir besser.«
    »Ich denke, ich würde ihm damit helfen. Das ist mein Ernst.«
    Unterdrücktes Schluchzen ertönte am anderen Ende der Leitung.
    Clea ließ den Kopf sinken. Sie versuchte sich zu konzentrieren und

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