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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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verklang. Sie war nicht für einen Streit gerüstet. Augusta war sanft wie ein Lamm. Sie hielt nichts von Gewehren oder Messern, und sie hatte nicht gewollt, dass ihre Töchter Gefahren, wilden Tieren oder der eisigen Nachtluft ausgesetzt waren, aber sie hatte ihren Mann angebetet, mehr als sich jemand vorstellen konnte. Wenn er die Mädchen über Nacht in die Berge zum Jagen mitnahm, hatte sie keinen Einwand erhoben, obwohl sie tief in ihrem Innern wusste, dass nichts Gutes dabei herauskommen konnte.
    »Was machen wir jetzt, Mom? Wie können wir ihr helfen, ohne Dad die Schuld zu geben oder Skye als Alkoholikerin zu bezeichnen?«
    »Wir holen sie nach Hause. Wir werden sie aufmuntern und liebevoll umsorgen.«
    »Klar. So wie wir es immer getan haben. Aber das reicht nicht mehr aus.«
    Augusta sah, wie Caroline sich neben Homer kniete, der angefangen hatte sich zu kratzen.
    Caroline zog eine Klette, die sich in einem Haarbüschel verfangen hatte, aus seinem Fell, doch offensichtlich etwas zu fest, denn er blickte aufjaulend über ihre Schulter zu Augusta hinüber.
    »Ich war das nicht!«, sagte Augusta zu dem Hund.
    »Weißt du noch, wie wir ihn mit nach Hause gebracht haben?« Caroline streichelte Homer. Seine Augen waren jetzt geschlossen, und man sah die Rippen durch sein zottiges goldgelbes Fell.
    »Er ist eine Nervensäge«, entgegnete Augusta. Sie ließ nichts von der Zuneigung erkennen, die sie in Wirklichkeit für den Hund empfand, und überhörte geflissentlich Carolines Frage. Homer hatte Caroline und Skye geholfen, die ersten schrecklichen Wochen nach dem Jagdunfall durchzustehen, obwohl Caroline allem Anschein nach vom Gegenteil überzeugt war und meinte, sie hätten dem Hund geholfen,
seinen
Kummer zu überwinden.
    »Du liebst ihn, Mom. Uns machst du nichts vor.«
    »Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte er sein Leben im Tierheim verbracht«, sagte Augusta und sah zu, wie der Hund Caroline ableckte. »Falls ich dich daran erinnern darf.«
    Der junge Mann hatte in New Hampshire gewohnt und ein Stipendium für Dartmouth gehabt, doch seine Familie war aus San Francisco und nicht bereit gewesen, den Hund quer durchs ganze Land zu transportieren und ihn aufzunehmen, da sie mitten in der Großstadt lebte. Die Polizei hatte ihn nach Hanover in ein Tierheim gebracht. Augusta hatte Homer aufgenommen, weil Caroline den Gedanken nicht ertragen konnte, dass der Hund in ein Heim abgeschoben wurde, und sie davon überzeugte, dass es Skye helfen würde, wenn sie den Hund vor einem kümmerlichen Dasein bewahrten. Und weil es letztlich auch in Hughs Sinn gewesen war, ihm ein neues Zuhause zu geben.
    »Also, was machen wir jetzt mit Skye, Mom?«
    »Ich habe keine Ahnung, was in sie gefahren ist«, sagte Augusta, sorgfältig jedes Wort abwägend. »Warum sie plötzlich so außer sich ist. Ich denke, wir sollten sie nach Hause holen und dafür sorgen, dass sie ihre Ruhe hat, ohne noch mehr Probleme heraufzubeschwören. Es ist an der Zeit, die Vergangenheit ein für alle Mal zu begraben, und was mich betrifft, ich will nichts mehr davon hören.«
    »Mom …«
    »Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen. Hörst du, Caroline?«, sagte Augusta scharf. Sie setzte ihre Brille ab und funkelte Caroline über Homers Kopf hinweg an.
    »Du befindest dich auf dem Holzweg, Mom. Die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.«
    »Nein? Wollt ihr jedem, der bereit ist, zuzuhören, euer Leid klagen? Während ich hier sitze und versuche euren Vater zu verteidigen? Er hat euch geliebt. Und ich verbiete euch, irgendjemandem, vor allem euch selbst, etwas anderes einzureden.«
    »Mom, Skye wollte einen Schlussstrich ziehen – und ihr Leben beenden.« Carolines Stimme war brüchig vor Wut und Tränen. Ihre perlenfarbenen Augen blitzten.
    »Wie kannst du es wagen!«
    »Vielleicht fällt sie unglücklich in betrunkenem Zustand und stirbt an einem Schädelbruch, oder sie schluckt versehentlich zu viele Tabletten. Vielleicht ist es nächste Woche nicht mehr damit getan, dass sie ihr Auto zu Schrott fährt. Sie hat einen Mann umgebracht, Mom, und ich denke, dass sie deshalb sterben will.«
    »Caroline!« Augustas Stimme klang gefährlich leise. Sie spürte, wie ihr Kopf zu zittern begann, ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie sich aufregte.
    Caroline durchquerte den Raum. Sie kniete sich vor den Stuhl ihrer Mutter und nahm ihre Hand. Ihre selbstbewusste Tochter in einer solchen Demutshaltung vor sich zu sehen war für Augusta

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