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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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wetten?« Seit er bei ihr war, konnte er nicht umhin, sie ständig zu berühren – ihre verfärbte Wange, ihre Hände, ihre Lippen. Sie spürte die Hitze seines Körpers, die Luft, die zwischen ihnen zu knistern schien, und plötzlich drängten sie sich aneinander, die Haut eine beinahe unerträgliche Barriere, die sie trennte.
    »Ich liebe dich, Skye«, flüsterte er. »Mehr als alles in der Welt. Es tut mit Leid, so schrecklich Leid.«
    Sie wollte seine Entschuldigungen nicht hören. Sie spürte seine Arme, die sie umfingen, seine Hände, die ihren Rücken streichelten, und sie spürte, dass sie ohne ihn nicht gelebt, sondern nur vegetiert hatte – wie ein Tier, das weidwund am Wegrand lag.
    »Sag etwas«, drängte er.
    »Warum?«, fragte sie, weil es das Einzige war, was ihr einfiel.
    »Weil ich ein Idiot bin. Wolltest du mich das fragen? Warum ich dich verlassen habe?«
    Skye wusste es nicht. Sie wünschte sich nur eines, dass er sie fest hielt. Sie spürte ihr Blut im gleichen Takt pulsieren, unmittelbar unter der Haut, spürte, wie der Trost der Liebe, der Zuneigung, des menschlichen Kontakts sie überflutete. Er linderte ihren Kummer und ihre Verzweiflung. Er verdrängte ihre Gedanken an Andrew. Doch da er eine Antwort erwartete und weil sie Angst hatte, ihn wieder zu verlieren, wenn sie schwieg, sagte sie: »Ja.«
    »Es war allein ihre Schuld, weißt du. Bibas.« Skye reagierte nicht darauf. Sie schloss die Augen und spürte, wie er ihren Rücken streichelte. »Sie hat es darauf angelegt. Du kennst ja die Aktmodelle. Was will man auch von einer erwarten, die sich für Geld auszieht? Dass sie unsere Ehe respektiert?«
    »Das sollte eigentlich unsere Aufgabe sein«, rutschte es Skye heraus.
    Simon hörte augenblicklich auf, ihren Rücken zu streicheln, setzte sich kerzengerade hin und sah Skye abschätzend an.
    »Alles in Ordnung bei dir? Haben sie vor, dich bald zu entlassen, oder was?«
    »Ich hoffe es.«
    Nun, da sich Simon von ihr zurückgezogen hatte, wandelten sich ihre Gefühle. Sie kühlten ab. Es war, als ob seine physische Nähe eine betäubende Wirkung auf sie hätte, als ob die Illusion von ihrer Liebe sie beruhigen und den Sturm, der in ihrem Innern tobte, besänftigen könnte. Sie sehnte sich nach seiner Umarmung, aber sie erkannte ganz klar, dass Alkohol die gleiche Wirkung gehabt hätte. Oder eine Schmerztablette.
    »Was ist denn das?«, fragte Simon, auf das Fotoalbum schauend.
    »Nur Familienfotos.« Skye blätterte um und betrachtete eine Reihe von Kinderbildern, die auf St. Lucia entstanden waren. Sie vertiefte sich in den Anblick der Palmen, der großen weißen Wolken am strahlend blauen Himmel und des schwarzen Speerfisches, den ihr Vater gefangen hatte und der über dem Dock neben der gecharterten Hochseeyacht hing.
    »Hugh wie er leibt und lebt«, meinte Simon mit einem bewundernden Lachen. »Oder hast du den Speerfisch erlegt?«
    »Nein, er.« Und dann sagte sie: »Um noch einmal auf das zurückzukommen, was du vorhin bemerkt hast. Dass es dein Tod wäre. Ich würde deinen Tod nicht wollen. Ich würde nie etwas tun, was dich verletzt. Das weißt du doch, oder?«
    »Klar, Baby.« Er streichelte ihren Rücken und saß so dicht neben ihr, dass ihre Körper beinahe eins waren. »Das weiß ich.«
     
    Augusta Renwick war neugierig, was die Schatzsucher und ihr Treiben anging. Seit Caroline da gewesen war und sie auf die Schiffe vor dem Moonstone Reef aufmerksam gemacht hatte, hielt Augusta ihren Aussichtsposten am Fenster besetzt. Durch Hughs Feldstecher spähend, hoffte sie, einen Blick auf die glitzernden Objekte zu erhaschen, die aus der Meerestiefe heraufgeholt wurden.
    Solange sie sich auf diese berückende Beschäftigung konzentrierte, konnte sie die Tatsache vergessen, dass ihre jüngste Tochter im Krankenhaus lag. Nein, nicht vergessen, aber vorläufig hintanstellen. Sie war Dr. Henderson im Gang vor Skyes Zimmer begegnet, und sie hatten einen großen Bogen umeinander gemacht. Sie misstraute ihm. Seine pflichteifrige Stimme mit der vorgetäuschten menschlichen Wärme jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    Während Augusta am Panoramafenster stand, versuchte sie zu erkennen, was die Männer auf dem Boot begutachteten. Sie beugten sich über irgendetwas und hoben es ans Licht. Muss etwas Aufregendes sein, dachte sie. Sie stellte das Okular schärfer ein.
    Diese unbedeutende Geste, nicht mehr als eine leichte Bewegung ihrer beiden Hände, erinnerte sie an eine Begebenheit vor

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