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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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würde sie verfolgt. Wenn sie unterwegs war, hatte sie weniger Gelegenheit zum Grübeln. Und nun befand sich Joe Connor in der Stadt, und vielleicht war es Zeit für einen Tapetenwechsel. Caroline gähnte und zuckte mit den Schultern.
    »Du siehst müde aus«, sagte Clea.
    »Bin ich auch. Ich war gestern Abend auf dem Serendipity Hill …«
    »Mein Gott, Caroline …«
    »Was ist?«, fragte Caroline, verwundert über Cleas Gesichtsausdruck.
    »Ich finde den Gedanken beunruhigend, dass du nachts mutterseelenallein auf den Felsen herumkletterst. Was ist, wenn du abstürzt? Abgesehen davon weiß man nie, wer sich sonst noch da oben herumtreibt. Heutzutage kann einem allerhand zustoßen. Gerade erst stand ein Bericht von zwei jungen Mädchen in der Zeitung, die eine Wanderung durchs Appalachengebirge gemacht haben. Sie wurden vergewaltigt und ermordet …«
    »Clea, du kannst ganz beruhigt sein. Auf dem Serendipity Hill droht keine Gefahr«, unterbrach sie Caroline.
    »Nein, aber du willst nach Schottland fliegen, weil du offenbar Angst hast, mit einem Mann auf seinem Boot zu Abend zu essen.«
    Caroline öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch dann schloss sie ihn wieder.
    »Was?«
    »Du hast mich eiskalt erwischt«, sagte sie lächelnd. »Ich habe gerade Flugpläne im Kopf gewälzt.«
     
    »Ich habe dir ein paar alte Fotos mitgebracht«, sagte Augusta zu Skye.
    »Mom, ich bin müde.« Skye lag in ihrem Bett im Krankenhaus. Die Schmerzmedikamente waren abgesetzt worden, bis auf das Tylenol. Aber sie fühlte sich ausgelaugt und matt und wollte nur schlafen.
    »Sie werden dich aufmuntern.«
    Skye starrte das Album an. Ihre Eltern hatten alles Erdenkliche fotografiert. Skye hatte keinen Grund sich zu beschweren, dass ihre Eltern wie viele andere nur Aufnahmen von den älteren Geschwistern gemacht und danach das Interesse verloren hatten, sodass die Nachzügler zu kurz kamen. Ganz und gar nicht. Die Renwicks besaßen allein vier Alben mit Bildern von Skye. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen, hatten ausnahmslos einen Einband aus marokkanischem Leder mit dem Monogramm H & A.
    Augusta blätterte die Seiten um. Die von ihr ausgewählten Fotos waren zu Beginn der siebziger Jahre aufgenommen worden, als Skye klein war. Sie zeigten die Mädchen am Strand, auf dem Karussell, in einem Ruderboot. Und Hugh an der Staffelei; er sah jung und beflissen aus.
    »Wie Simon«, sagte Augusta und deutete mit dem Finger auf das Bild. »Wir haben offensichtlich den gleichen Geschmack, was Männer anbelangt.«
    »Hm.«
    Eine Schwester kam zur Tür herein. Schichtwechsel. Sie musste Skyes Werte messen. Sie legte ihr die Blutdruckmanschette an und drückte ein paar Mal kräftig auf die schwarze Handpumpe.
    »Was haben wir denn da?«, fragte sie mit Blick auf das Album.
    »Familienfotos«, antwortete Augusta strahlend.
    »Schön.« Die Schwester notierte etwas auf ihrem Klemmbrett, schob das Thermometer in Skyes Ohr, las die Temperatur ab und schrieb sie auf.
    »Das ist Ihre Patientin, als sie zwei war.« Augusta tippte auf ein Foto von Skye, die einen Pinsel in der Hand hielt.
    »Früh übt sich«, meinte die Krankenschwester.
    »Das kann man wohl sagen!«, erwiderte Augusta stolz. Sie blätterte um. »Und das sind Skyes Schwestern. Die beiden beten sie an, wie man unschwer erkennt. Das ist ihr Vater … und das da auch. Ach du meine Güte, schauen Sie lieber nicht hin, das bin ich, mit kurzen Haaren. Wie konnte ich nur! Und das ist auch mein Mann, zu Pferde, und das ist die Scheune … und dort malt er auf dem Quai de Tournelle …«
    »Und was ist das?« Die Krankenschwester beugte sich hinunter, um besser zu sehen.
    Auf dem Schwarzweißfoto war eine Gruppe von Männern im schwarzen Smoking abgelichtet. Sie wirkten elegant und siegessicher. Einige hielten einen Pinsel, eine Palette oder eine kleine Leinwand in der Hand, andere trugen Gewehre, Bogen und Pfeile. Sie standen unter freiem Himmel vor einem imposanten Steingebäude, das an ein französisches Chateau erinnerte.
    »Oh, die gehören einem Männerclub an.« Augusta spähte besorgt zu Skye hinüber. Sie spürte das Unbehagen ihrer Tochter und schien umblättern zu wollen, aber beim Anblick von Hugh leuchteten ihre Augen auf. Augusta seufzte. Ihre Finger glitten über die Plastikhülle, das Foto liebkosend.
    »Das da ist mein Mann«, sagte sie leise.
    Die Schwester betrachtete Hugh Renwick, der in der Mitte der zweiten Reihe stand. Seine breiten Schultern drohten die

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