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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Mast mit Gaffelsegel getakelt.
    »Die
Cambria?«
    »Nein, aber der gleiche Typ. Die
Cambria
war ein englisches Schiff, voll beladen mit Waffen und Gold. Es ging 1769 in einem Sturm unter. Zerschellte am Moonstone Reef.«
    »Genau hier.« Caroline dachte an das Schiff, das direkt unter ihren Füßen im Schlick und Schlamm begraben lag. Nachdem sie die Zeichnung gesehen hatte, kam es ihr wirklicher vor. Um jedes Schiffswrack rankte sich eine menschliche Tragödie, aber diese ging ihr näher.
    »Eine Art Liebesgeschichte, die traurig endet.«
    Joe atmete aus und schüttelte den Kopf. »Wen meinst du, die Lady und den Kapitän?«
    »Ja.«
    »Und was ist mit dem Leuchtturmwärter, ihrem Mann, und ihrem Kind? Wie du siehst, habe ich das Tagebuch sehr genau gelesen. Deine Botschaft über Ähnlichkeiten sind bei mir angekommen, laut und deutlich.«
    »Hast du jemals den Leuchtturm auf Wickland Rock gesehen?«
    Joe zuckte mit den Schultern.
    »Ein trübseliges Gefängnis. Ohne Boot kommt man nicht weg. Die Arme muss todunglücklich gewesen sein. Ich will ihr Verhalten nicht rechtfertigen, aber die Verzweiflung hat sie vermutlich dazu getrieben.«
    Caroline betrachtete die Zeichnung und stellte sich dabei eine junge Frau vor, die in einem Leuchtturm auf einer Felseninsel im Meer lebte und sich in einen Schiffskapitän verliebte. Sie merkte, dass sie Elisabeth Randall verteidigte, aber das lag unter Umständen nur daran, dass sie Lust hatte, mit Joe die Klingen zu kreuzen. Im Grunde verachtete sie Elisabeth für das, was sie getan hatte. Auch wenn ihr Leben noch so schlimm gewesen sein mochte, wie konnte sie ihre Tochter im Stich lassen? Caroline war völlig anders geartet. Ihr Kampfgeist regte sich, und sie wusste, es hatte mit dem alten Groll gegen Joe zu tun, wegen der Schuld, die er ihr ungerechterweise gegeben hatte.
    »Sollten Eltern nicht zuerst an ihre Kinder denken«, entgegnete Joe, »auch wenn sie eigene Pläne haben? Ich denke, du und ich müssten es eigentlich am besten wissen, wie die Antwort lauten sollte.«
    »Joe«, begann sie und hob den Blick. Aber er war verschwunden. Sie hörte, wie er sich in der Bordküche zu schaffen machte. Caroline versuchte tief durchzuatmen, um den Gefühlsaufruhr unter Kontrolle zu bringen. Sie schaute sich die Bücher an, um sich zu beruhigen.
    Joe kehrte mit einem dampfenden Gericht in einer orangefarbenen emaillierten Auflaufform aus der Küche zurück. Er stellte sie auf den Tisch, der ebenfalls eine Kardanaufhängung hatte und für zwei gedeckt war. Er füllte Carolines Glas nach und schenkte sich selbst ein weiteres Mal Saft ein. Dann hob er ein Holzpaneel zur Seite und drückte ein paar Knöpfe. Mozart ertönte aus Lautsprecherboxen in allen vier Ecken des Salons. Der Klang war perfekt, von unvergleichlicher Qualität. Zum Schluss schürte er das Feuer.
    »Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus«, sagte Caroline, sich zusammennehmend und bemüht, verbindlich zu sein. »Kaum zu glauben, dass ich mich auf einem Schiff befinde. Ein Keramikofen mit offener Feuerstelle!«
    »Hier wird es oft empfindlich kalt. Sogar jetzt, im Sommer. Ganz zu schweigen vom November. Der Spätherbst in den nördlichen Gewässern hat nichts mit unserer landläufigen Vorstellung von einer Kreuzfahrt zu tun. Aber ich weiß, du bist der arktische Typ.«
    »Was heißt hier arktisch?«
    »Wo war noch gleich der Berg, auf den er euch zum Jagen mitgenommen hat? Irgendwo hoch oben im Norden von Kanada, oder?«
    »New Hampshire.« Einen Moment lang sah sie den Redhawk wieder vor sich. »Das liegt nicht ganz am Polarkreis.«
    Der Tisch war quadratisch und befand sich in einer Ecke des Salons. Caroline setzte sich auf die gepolsterte Bank, Joe nahm ihr gegenüber Platz. Caroline fühlte sich noch vom vorherigen Schlagabtausch mitgenommen. Ihre Knie berührten sich leicht, als Joe beiden eine Portion geschmorte Lammkeule auftat. Dazu gab es knuspriges Stangenweißbrot, grünen Salat, in einer Vinaigrette geschwenkt, und gebackenen Ziegenkäse.
    »Köstlich. Hast du das gemacht?«
    »Ich wollte, ich könnte Ja sagen, aber das Verdienst gebührt unserem Schiffskoch.«
    »Ich würde ihn gerne für Renwick Inn abwerben«, meinte Caroline scherzhaft.
    Joe lachte. »Das wäre nicht nach seinem Geschmack. Er stammt aus St. Croix und kann es jetzt schon kaum noch erwarten, wieder in den Süden zu kommen. Für ihn ist der Sommer in Neuengland ungewohnt und hart, eine regelrechte Strafe.«
    »St. Croix«, sagte

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