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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Caroline, »dort habe ich im letzten Winter Hotels mit ländlichem Flair besichtigt. Es gibt da ein wunderschönes, ganz entlegenes, in einer alten Zuckerrohrmühle am Ende einer Landzunge. Überall blühen Bougainvillea, und es hat einen eigenen Strand mit schwarzem Sand. Einfach herrlich.«
    »Wie ich sehe, fährst du manchmal auch in den Süden«, sagte Joe mit ausdrucksloser Miene. »Nicht nur in den Norden.«
    »Es gibt auch ein Leben außerhalb der Arktis«, erwiderte Caroline ruhig. »Ich bin nicht so kalt, wie du denkst.«
    Joe lächelte. Er sah, dass ihr Glas leer war, und schenkte ihr Wein nach.
    »Magst du keinen Wein?« Caroline deutete auf die Flasche Merlot.
    »Ich trinke keinen Alkohol.«
    »Nie?« Caroline dachte an Skye.
    »Nicht mehr. Früher war das anders. Ich bekam keine Probleme, wenn ich trank. Aber ich trank immer dann, wenn ich Probleme hatte. Das Muster lag klar auf der Hand. Und ich hatte eine Menge Probleme.«
    »Wirklich?« Caroline spielte mit dem Stiel des Glases. Sie stellte sich die Flasche vor, die neben Skye im Autowrack gelegen hatte, und wusste, dass an den schlimmsten Abenden in ihrer Familie Alkohol im Spiel gewesen war.
    »Ja. Eine Zeit lang hat es mir Spaß gemacht zu trinken, aber irgendwann hatte der Spaß ein Ende. Ich trank und brauchte immer mehr Alkohol, um zu vergessen. Ich fühlte mich innerlich leer, und die einzige Lösung des Problems, die mir einfiel, war ›mehr‹.«
    »Oh«, sagte Caroline. Die innere Leere – sie kannte sie gut. Auch sie verspürte gelegentlich abgrundtiefe Traurigkeit, Seelenqualen, Sehnsucht und Einsamkeit. Dann versuchte sie, die Leere zu füllen – mit Wein, Reisen, beruflichem Erfolg oder indem sie ihren Schwestern bei irgendwas half.
    »Wie dem auch sei, irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ein Glas zu viel und hundert zu wenig sind. Deshalb hörte ich damit auf«, fuhr Joe fort.
    »Bei mir gibt es jemanden, um den ich mir große Sorgen mache, weil er zu viel trinkt.«
    »Das tut mir Leid.«
    Caroline hätte ihm gerne von Skye erzählt, hielt sich jedoch zurück. Es war besser auf der Hut zu sein, die Worte genau abzuwägen.
    Nach dem Abendessen begaben sie sich auf ungefährliches Terrain, indem sie Geschichten von ihren Eskapaden auf dem College austauschten, von den Katastrophen auf Reisen, den Kinofilmen, die sie gesehen, und wo sie das letzte Weihnachtsfest verbracht hatten – Caroline im Gasthof und mit ihrer Familie auf Firefly Hill, Joe mit seiner Mannschaft auf der Silver Bank am Südende der Bahamas.
    Caroline trank einen Schluck Wein, aber er schmeckte ihr nicht mehr so gut wie vorher. Sie merkte, dass Joe sie betrachtete, und blickte hoch. Sie versuchte zu lächeln, doch sie spürte, wie sich die Gespenster ihrer beider Vergangenheit um den Tisch scharten, auf eine Einladung wartend.
    Den Kaffee nahmen sie vor dem offenen Feuer ein. Draußen blies inzwischen ein kräftiger Wind, und sie merkte, wie das Schiff heftiger zu krängen begann. Joe schürte das Feuer und schloss die Glastür vor dem Feuerloch. Er ging an Deck, um die Ankerkette zu überprüfen.
    »Bist du die ganze Zeit auf See, oder hast du irgendwo eine feste Bleibe?«, erkundigte sich Caroline, als er zurückgekommen war.
    »Beides. Ich habe ein Haus in Miami, aber neun Monate im Jahr verbringe ich auf dem Schiff.«
    »Miami. Das ist weit von deinem alten Zuhause in Newport und der Zeit entfernt, als ich dich kennen lernte.« Caroline musterte verstohlen seine sorgenvollen Augen. Sie streiften flüchtig Carolines Gesicht, dann wandte er den Blick ab.
    »Ich fühlte mich dort nicht …« Er suchte nach einer diplomatischen Erklärung, gab aber schnell auf. »Nun, ich wollte jedenfalls weg. Es überrascht mich, dass du in der Nähe deines Elternhauses Wurzeln geschlagen hast. Offenbar ist es dir gelungen, die Vergangenheit abzuschütteln, ich meine, deinen Vater und die Jagdausflüge.« Er hob fragend die Brauen, womit er ihr zu verstehen gab, dass er nicht vorhatte, das Thema so bald fallen zu lassen.
    »Du erinnerst dich an die Jagdausflüge?«
    »Was dachtest du denn? Schließlich hast du sie zweimal im Jahr in deinen Briefen beschrieben. Er hat euch auf dem Berg ausgesetzt, mitten in der Wildnis, mit nichts als einer Feldflasche und einem Federmesser, um euch zu verteidigen.«
    »Er wollte, dass wir uns im Notfall selbst helfen können.«
    Caroline stellte verwundert fest, dass sie ihren Vater verteidigte. Sie versuchte sich an die Briefe zu erinnern,

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