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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Meeresspiegels oder nur Schlamm enthalten. Aber dann« – er holte tief Luft – »hat sich die Schlammschlacht gelohnt.«
    Die Zuhörer lachten, und als sie merkten, dass Joes Vortrag zu Ende war, begannen sie zu klatschen. Caroline sank auf ihrem Sitz zusammen. Sie hätte schwören mögen, dass Joe sie trotz der Dunkelheit ausgemacht hatte und ansah. Seine blauen Augen waren hell und klar und blinzelten hinter dem grellen Lichtstrahl des Diaprojektors. Die Lichter im Auditorium flammten auf, und er fixierte sie mit seinem Blick, während ihn die Zuhörer umringten.
    »Das war interessant«, sagte Clea und beugte sich vor, um das Wort an Sam zu richten. »Ihr Bruder ist ein hervorragender Redner.«
    »Sie haben angefragt, ob er nicht im nächsten Jahr nach Yale kommen will. Eine Gastprofessur. Aber nicht dass Sie denken, ich wäre maßlos eifersüchtig oder so.«
    »Ich dachte, Sie wären derjenige, der sich in Yale bewerben wollte«, sagte Caroline.
    »Sie sind Professor?«, fragte Clea ungläubig.
    »Nein, doch ich möchte es werden. Aber momentan bin ich auf einem Forschungsschiff im Nordatlantik unterwegs und verschicke Bewerbungsschreiben von jeder Ortschaft in Neufundland und Labrador, die eine Poststelle hat. Ich war zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen, aber noch habe ich keinen Bescheid. Mein Bruder dagegen …«
    »Hier in Yale? Joe?« Caroline beobachtete Joe und fragte sich insgeheim, ob er wohl ernsthaft in Erwägung zog, das Angebot anzunehmen. Würde er sich wirklich häuslich niederlassen und eine Zeit lang auf seine fortwährenden Reisen verzichten wollen? Sie bemühte sich, mangelndes Interesse an der Antwort vorzuschützen, obwohl Joe nun auf sie zukam und sein Blick so durchdringend war wie seine Probebohrungen.
    »Hallo. Du hast es also geschafft. Danke, dass du gekommen bist«, begrüßte er sie.
    »Ich fand deinen Vortrag sehr interessant,
Dr. Connor«,
sagte Caroline und sah ihn an.
    »Ich hoffe, es hat dir nichts ausgemacht, dass ich dich als anschauliches Beispiel benutzt habe.«
    »Kommt darauf an«, erwiderte Caroline langsam.
    »Worauf?« Joe legte den Kopf zur Seite. In seinen Augen war die leise Andeutung eines Lächelns. Er wartete.
    »Das liegt doch wohl auf der Hand, Joe«, ließ sich Sam vernehmen.
    »Wirklich? Sag’s mir trotzdem.«
    »Ob ihr Freund oder Feind seid.« Nun konnte sich Clea nicht zurückhalten.
    »Meine Güte, jetzt mischt sich schon die ganze Familie ein«, sagte Caroline scherzhaft, um ihr Unbehagen zu kaschieren.
    »Freunde«, sagte Joe ruhig. »Wir sind Freunde.«
     
    Während der Heimfahrt ließ Caroline die Worte »Wir sind Freunde« immer wieder Revue passieren.
    »Der Vortrag war interessant. Ich glaube, er gäbe einen guten Professor ab«, meinte Clea.
    »Ja.«
    »Wäre es nicht schön, wenn er und sein Bruder gemeinsam lehren könnten?«
    »Ja.«
    »Yale ist ganz in der Nähe. Wir würden ihn sicher hin und wieder zu Gesicht bekommen«, fuhr Clea in unbeteiligtem Ton fort. »Jetzt, da ihr wieder Freunde seid …«
    »Clea!« Carolines Stimme klang streng, aber ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    Nachdem sie den Highway verlassen hatten, fuhren sie durch die kleine Stadt Black Hall. Vorbei an den hübschen weißen Häusern, die von den Schiffbauern errichtet worden waren, mit schwarzen Fensterläden und Blumenkästen, in denen rote Geranien, weiße Petunien und blaue Lobelien blühten; vorbei an weißen Lattenzäunen; einem gelben Herrensitz im georgianischen Stil mit weißen Säulen, einst ein Gästehaus für die amerikanischen Impressionisten, nun ein Museum; vorbei an einer Tankstelle, mächtigen Rotbuchen und Ahornbäumen; an amerikanischen Flaggen, die überall gehisst waren, und an zwei weißen Kirchen, von denen die eine zu einer Gemeinde von Independenten gehörte und für ihre Wandmalereien berühmt war, und die andere ein katholisches Gotteshaus war. Als sie die Stadtgrenze hinter sich gelassen hatten und nach Süden fuhren, passierten sie die Marschen und Zuflüsse des Connecticut River. Kurz darauf tauchte die dritte weiße Kirche auf, dieses Mal eine episkopalische, und danach der Megalith in Form eines Fisches, mit einem blauen Fisch als Wetterhahn.
    »Möchtest du auf einen Sprung bei Mom vorbeischauen?«, fragte Caroline aus einer Laune heraus. »Um Skye zu sehen?«
    »Gute Idee.«
    Die Kirchentürme links und die Flussmarschen rechts liegen lassend, kamen sie schließlich auf die Straße, die am Meer entlangführte. Sie wand

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