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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Sehnsüchten. Im Allgemeinen ließ sie sich von Frauengestalten inspirieren, die für ihr Feuer und ihre Leidenschaft bekannt waren: Johanna von Orleans, die griechische Dichterin Sappho, die amerikanische Sängerin Lena Horne und Amelia Earhart, die als erste Frau den Atlantik überflog.
    »Was ist das?« Caroline kniete sich hin.
    Clea kniete sich neben sie. Sie drehte das Werkstück, um es von allen Seiten zu betrachten.
    »Der Redhawk«, antwortete Skye; ihre Stimme klang bitter. »Seht ihr die Gipfel nicht?«
    »Nein.« Clea blickte ihr in die Augen. »Das stellt etwas anderes dar.«
    Skye nickte. Plötzlich schwammen ihre Augen in Tränen.
    »Mein Gott, diese Berge«, seufzte Augusta am anderen Ende des Raums. »Ich habe mich damals immer ausgeschlossen gefühlt. Aber ich wollte, dass meine Mädchen Zeit mit ihrem Vater verbringen …«
    »Das ist also nicht der Redhawk!« Caroline fragte sich, ob Skyes künstlerische Schaffenskraft endgültig versiegt war, eine unumkehrbare Folge des Alkohols.
    Skye schüttelte den Kopf, und die Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie holte ihr Bier hervor, trank aber nicht, sondern umklammerte nur mit weißen Knöcheln die Flasche. »Das sollen Schwestern sein«, flüsterte sie.
    »Wir?«, flüsterte Caroline erschrocken zurück, bemüht, die Enttäuschung in ihrer Stimme zu verbergen.
    Skye nickte. »Du, ich und Clea.«
    »Wunderbar«, sagte Clea mit Nachdruck.
    Caroline starrte die Skulptur an. Sie sah primitiv und unfertig aus, hätte von einem Kind stammen können. Die drei Formen waren zwar miteinander verbunden, standen aber jede für sich. Sie berührten sich nur an der Basis und strebten an der Spitze auseinander. Die Skulptur ließ nichts von dem Talent oder der ausgefeilten Technik erkennen, die Skyes künstlerisches Markenzeichen geworden war, aber sie weckte in Caroline ein Gefühl der Erschütterung.
    »Erkennst du sie? Die drei Schwestern?«, fragte Skye durch einen Schleier von Tränen.
    Carolines Bestätigung löste bei Skye eine Lawine von Tränen aus, die sich nicht eindämmen ließen. Schluchzend saß sie auf dem Sofa und umklammerte die braune Bierflasche. Clea und Caroline setzten sich zu ihr, sie in ihre Mitte nehmend. Die drei Renwick-Schwestern hielten einander eng umschlungen.
    Wir sind wie Skyes Skulptur, dachte Caroline. Drei Tonklumpen, bunt zusammengewürfelt. Joes Meeresschlamm. Drei Schwestern. Sie dachte an Skyes anfängliche Erklärung, dass ihre Skulptur Berge darstellte, und wusste, dass sie ebenfalls ein Teil der Wahrheit war.
    Bei drei Schwestern kommt die Wahrheit bruchstückhaft ans Tageslicht. Skyes Alkoholprobleme waren möglicherweise eng mit Carolines Reisen verwoben; beides diente als Zuflucht. Wenn eine der Schwestern bereit war, die Wahrheit zu sagen, waren die anderen vielleicht noch darauf bedacht, sie zu verbergen. Wir sollten aufhören, uns zu verstecken, dachte sie, während sie ihre Schwestern umarmte.
     
    Nach dem Vortrag in Yale konnte Joe es kaum noch erwarten, wieder zum Schiffswrack zurückzukehren.
    »Wirst du die Professur annehmen?«, fragte Sam. Er hatte den linken Fuß versehentlich ins rechte Hosenbein seines Tauchanzugs gesteckt.
    »Das bezweifle ich«, antwortete Joe, der ihm zusah. Sam verhedderte sich immer mehr.
    »Und warum nicht?« Sam zerrte seinen Fuß heraus und stieß ihn dabei an einer Klampe an. Joe zog den Reißverschluss am Knöchel seines Bruders auf. Er erinnerte sich vage daran, wie er ihm, als er klein war, in den Schneeanzug geholfen hatte.
    »Warum sollte ich? Meine Arbeit macht mir Spaß. Dass du gerne in Yale lehren würdest, bedeutet noch lange nicht, dass alle anderen den gleichen Wunsch haben.«
    Der Himmel über dem Meer war klar, und die Sicht reichte bis zum Horizont. Joe atmete durch. So wünschte er sich sein Leben – klar bis zum Horizont. Nichts, was ihn einengte. Nur er, das Wrack, der Ozean und der Schlamm auf dem Meeresgrund.
    »Du solltest langsam erwachsen werden«, sagte Sam. »Du spielst den Piraten, obwohl es massenhaft Studenten an der Uni gibt, die es gar nicht erwarten können, etwas über deine Schlammschlachten zu erfahren. Ich meine die mit Fossilien beladenen Gesteinsbrocken und Sedimentablagerungen, die uns etwas über die Geschichte der Zeit erzählen. Wie du in deinem Vortrag gesagt hast. Das war toll, Mann.«
    »Danke«, erwiderte Joe trocken. Er zog Hemd und Hose aus und schlüpfte in seinen eigenen Tauchanzug. Sam reichte ihm eine Pressluftflasche, die er

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