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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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dem Vorstand der Bank. Aber danach ist nichts weiter geplant.«
    »Joe hält einen Vortrag in Yale. Die breite Öffentlichkeit hat Zutritt.«
    »Wann?«
    »Nachmittags um drei. In der Crawford Hall.«
    »Kann man in Yale sein Examen als Schatzjäger machen?«
    Sam lachte. »Nein, aber morgen verwandelt sich der Schatzjäger wieder in einen Wissenschaftler. Wenn Sie kommen, werden Sie hören, wie er sich über die Freuden des Sedimentgesteins auslässt. Ich werde dort lehren, wissen Sie.«
    »In Yale? Wirklich?«
    »Nun, sie haben mir noch keine Stelle angeboten, aber irgendwann …« Sam kicherte und verlor die Kontrolle über das Telefon. Caroline hörte, wie Joe ihm befahl, den Mund zu halten, aber sein Ton war scherzhaft, und in seiner Stimme schwang ein Lachen mit.
    »Ich werde versuchen zu kommen.« Caroline wartete, dass Joe den Hörer wieder nahm, aber Sam legte vorher auf. Das Freizeichen ertönte.
     
    Am darauf folgenden Tag nach dem Mittagessen fuhr Caroline zu Clea, um sie abzuholen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in Richtung Westen, die 95 hinunter nach New Haven. Clea schien es nicht verwunderlich zu finden, dass sie sich an der Yale University einen Vortrag von Joe Connor über Sedimentgestein anhören wollten. Sie lächelte nur und sagte Caroline, sie sehe fantastisch aus in ihrem marineblauen Kleid und mit den Perlenohrringen und dem dazu passenden Armband.
    »Danke.« Caroline warf einen flüchtigen Blick zum Beifahrersitz hinüber. »Bin ich zu sehr aufgedonnert?«
    »Du siehst perfekt aus.«
    »Ich weiß eigentlich nicht genau, warum wir hinfahren. Außer, dass Sam aufgeregt klang, und da ich versprochen habe zu kommen, möchte ich ihn nicht enttäuschen. Er ist ein lieber Kerl.«
    »Das ist ein guter Grund, um den weiten Weg bis New Haven bei fünfunddreißig Grad im Schatten zurückzulegen und sich dann einen Vortrag über Schlamm anzuhören«, erklärte sie mit einem unergründlichen Lächeln.
    »Wenn du keine Lust hast …«
    »Ich würde mir dieses Ereignis um keinen Preis der Welt entgehen lassen.«
    Auf der Route 95 herrschte dichter Verkehr. Der Stau begann in Guilford, und als sie endlich die große geschwungene Brücke erreichten, die an den Öltanks vorbei zur Spitze des Hafenbeckens von New Haven führte, mussten sie sich beeilen.
    »Siehst du den großen steinernen Turm, der ausschaut wie eine Kathedrale?« Clea deutete auf die dicht gedrängte Skyline auf der anderen Seite von New Haven. »Das ist Harkness. Direkt in der Mitte von Yale, zwei Blocks von Crawford Hall entfernt.« Und nach einer kurzen Pause sagte sie: »Weißt du noch, wie wir direkt nach Dads Tod in Yale waren?«
    »Ja. Er hatte dem Museum dieses Bild vermacht, und wir mussten alle im Sonntagsstaat erscheinen und mit den Mitgliedern des Treuhandfonds Tee trinken. Mom hat die Bedienung gebeten, ihr die Teetasse mit Sherry zu füllen.«
    »Sie benahm sich nur deshalb so empörend, damit niemand bemerkte, wie traurig sie war.«
    »Und wie sehr sie es hasste, solchen Veranstaltungen ohne Dad beizuwohnen.«
    »Lass uns das Thema wechseln«, sagte Clea schaudernd. »Schwamm drüber, ein für alle Mal.«
    Caroline bog von der Schnellstraße nach rechts in die York Street ein. Sie fuhr an den Colleges von Yale vorüber, an den Granitgebäuden und großen schmiedeeisernen Toren und fand einen Parkplatz an der Ecke Prospect und Grove Street. Ohne ein weiteres Wort über die Vergangenheit zu verlieren, schlugen Clea und sie den von Bäumen gesäumten Weg zur Crawford Hall ein.
    Granitstufen führten in eine weitläufige Eingangshalle mit Gewölbe und Kuppeldach. Graduierte Studenten und Mitglieder der breiten Öffentlichkeit ergingen sich in dem kühlen Raum. Joes Vortrag, der zu einer bekannten und beliebten Reihe meeresbiologischer Themen gehörte, war in mehreren regionalen Tageszeitungen und in der
New York Times
angekündigt worden. Die Zuschauer begannen sich nach und nach ins Auditorium zu begeben.
    Sam winkte ihnen zu. Er saß in der zweiten Reihe und hatte einen Platz für Caroline freigehalten.
    »Das ist meine Schwester Clea«, sagte Caroline, und sie begrüßten sich mit Handschlag. Sam brachte die ganze Reihe dazu, einen Sitz aufzurücken, und sie nahmen Platz, Caroline in der Mitte zwischen Clea und Sam. Sam trug Khakihosen, ein Hemd aus Baumwolldrillich und eine Krawatte. Sein Haar war sorgfältig gekämmt, aber es fiel ihm trotzdem ständig in die Augen. Er hatte ein Notizbuch aufgeschlagen, als würde

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