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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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die Frau mit ihrem Geliebten einem Sturm zum Opfer fallen konnte? Clarissa musste ihr Leben alleine bewältigen, ohne die Hilfe der Menschen, deren Aufgabe es gewesen wäre, sie zu unterstützen. Und noch schlimmer war, dass sie ihre Mutter verloren hatte, die sie über alles liebte.
    Der Schrei des Ziegenmelkers drang erneut über die Marsch. Seemöwen und andere Küstenvögel krächzten, aber der Ruf des Ziegenmelkers war unverkennbar. Er gellte durch die Nacht und rief in Caroline die Erinnerung an den Redhawk wach. An den Bergpfad, mit gelbem Laub bedeckt, wo sie begonnen hatte ihren Vater zu verlieren.
    Das schnurlose Telefon neben ihr läutete.
    Caroline starrte es an, an Skye denkend. Dann nahm sie den Hörer ab.
    »Ja, bitte?«
    »Hallo, Joe hier.«
    »Hallo.« Caroline zitterte, obwohl der Abend schwül war. Sie hielt den Hörer in beiden Händen und fragte sich, wie das Meer heute Abend wohl aussehen mochte.
    »Alles in Ordnung? Du warst gestern ziemlich aufgelöst.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Wahrscheinlich stimmt das nicht, aber du kannst trotzdem nichts an ihrem Verhalten ändern.«
    »Das sagtest du bereits. Und Sam auch.«
    »Er sollte es am besten wissen. Er hat meine Trinkerei lange genug mit ansehen müssen.«
    »Er ist ein lieber Kerl.«
    Joe gab ein Geräusch von sich, das zwischen Schnauben und Lachen schwankte.
    »Er ist ein komischer Heiliger.«
    Caroline lächelte. Sie hatte die Brüder beobachtet, wenn sie zusammen waren, und erfreut festgestellt, dass Joe weicher wurde, sobald Sam auftauchte. Sie hörte, wie Joe in den Hörer atmete, und schloss die Augen. Eine warme Brise wehte, und ihre Nackenhaare sträubten sich. Ich habe mir immer nur eines gewünscht, einen Freund, dachte sie. Warum war das so schwer?
    »Ich habe dich angerufen, weil mir etwas eingefallen ist, was dir helfen könnte«, sagte er. »Nicht unbedingt Skye, aber dir.«
    »Und das wäre?«
    »Sei einfach nur ehrlich. So ehrlich wie möglich, in allem.«
    »Das bin ich«, erwiderte sie gekränkt.
    »Ich weiß. Ich glaube auch, dass du das bist. Aber …«
    Caroline schwieg und lauschte seinem Atem. Irgendetwas in ihrem Innern veränderte sich, ein grundlegender Wandel, der mit ihrer Isolation zu tun hatte, mit ihrer Vergangenheit. Es hatte angefangen, als Joe nach Black Hall gekommen war, und stand mit Skye in Verbindung, die sich nach und nach umbrachte. Caroline war immer für die Menschen da gewesen, die sie liebte, aber nun wusste sie, dass sie selbst Hilfe brauchte.
    »Manchmal muss man tiefer schürfen«, sagte Joe. »Ich kann es nicht erklären, aber für mich hat sich diese Methode bewährt. Sobald ich herausgefunden hatte, wovor ich mich zu verstecken versuchte, war ich … eher bereit, ans Aufhören zu denken.«
    »Aufhören?«
    »Mit dem Trinken. Es gibt da ein altes Sprichwort: ›Die Wahrheit macht frei.‹«
    Caroline nickte. Sie schloss wieder die Augen und dachte über seine Worte nach. In ihrem Kopf formte sich ein Bild von Skye, zehn Jahre alt, alleine auf dem Berg. Sie lag in ihrem Zelt. Es war August, eine kühle Nacht. Neben ihrem Schlafsack, unter dem dünnen Zeltboden, wanden sich Schlangen. Draußen heulten Kojoten. Skye lag mit weit aufgerissenen Augen da und umklammerte ihr Messer.
    Andrew Lockwood sollte erst in einigen Jahren ihren Weg kreuzen, aber dennoch lag Tod in der Luft. Sie waren noch Kinder, fühlten sich alleine. Caroline hatte gelernt, sich nie zu beklagen.
    »Die Wahrheit ist oft schwer zu ertragen«, flüsterte sie.
    »Nein, das ist sie nicht.« Zum ersten Mal wurde Joe bewusst, dass das Gegenteil zutraf. »Man hat vielleicht das Gefühl, aber das stimmt nicht. Die Wahrheit macht frei.«
    Caroline lauschte dem Echo im Telefon. Sie hörte ein Knistern in der Leitung, Stimmen im Hintergrund. Sie schienen miteinander zu streiten, als kämpfte Joe um den Hörer.
    »Bleib dran«, sagte Joe widerwillig. »Da will dich jemand sprechen.«
    »Caroline, hallo!«
    »Hallo, Sam«, sagte sie, sich zusammenreißend.
    »Ich wollte nur fragen, was Sie morgen Nachmittag machen.«
    Sie konnte Joe im Hintergrund hören. Sie stritten sich um das Telefon. Der Hörer schepperte, er schien über eine Tischplatte zu schlittern. Sie vernahm Gelächter, einen unterdrückten Ausruf, Joe, der mit strenger, eindringlicher Stimme sprach. Dann hatte Sam das Telefon zurückerobert.
    »Also, was ist?«, sagte er, als wäre nichts geschehen. »Haben Sie schon etwas vor?«
    »Ich habe morgen Früh eine Besprechung mit

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