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Wo wir uns finden

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Titel: Wo wir uns finden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Findeis
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Theresa warten, und manchmal redet er sich ein, zu spät dran zu sein, überrascht werden zu können von der Dämmerung auf halber Strecke, die jetzt so schnell kommt und geht, als fiele die Nacht einfach vom Himmel. In seinem Portemonnaie hat er einen Zettel mit Klobbes Adresse, weil er das Gefühl hat, ihn dann bei sich zu tragen, sich vorzubereiten, ihm einen Schritt voraus zu sein, begegnet er ihm endlich wieder. Frank Grams hat er in keinem der Telefonbücher gefunden, seine Eltern auch nicht, nur Harald Grams ist verzeichnet, der ist ihm egal. Dreimal ist er vor der Stadtbücherei wieder umgekehrt, bevor er sich hineintraute und an der Angestellten vorbeiging, die an einem Schalter saß, über dem das Schild hing: Ausleihe. Er suchte die Computer und fand sie in einem Raum hinter dem Lesesaal für Zeitschriften. Dass er einen Benutzernamen und ein Passwort eingeben müsse, stand auf dem Bildschirm, wolle er den Internetzugang nutzen. Er hat lange überlegt und noch länger gebraucht, um »josef dix« als Benutzernamen und »siggi« als Passwort einzugeben, was der Computer nicht akzeptiert hat. Aus Angst, etwas kaputt zu machen, ist er aufgestanden und gegangen. Und als mein Vater in der Nacht wieder die Stimmen der beiden aus dem Erdgeschoss hört, ruft er in die Dunkelheit hinein: Seid still und geht heim – Anna ist meine Frau!
    Aber sie gehen nicht, sie verstummen nur, treten auf die Terrasse, um eine Selbstgedrehte zu rauchen und sich auf ewig zu beraten. Der Hund kläfft heiser in der Stille des frühen Morgens.
    Lassiter ist verwundet worden, während er eine Bande von Pferdedieben und Vergewaltigern zur Strecke bringen will. Als er zu sich kommt, befindet er sich in einer ärmlichen Hütte, wo sich eine schöne Mexikanerin um ihn kümmert. Er ist nackt unter dem groben, schmutzigen Laken, die schöne Mexikanerin schaut verlegen auf die Schüssel Bohnen hinab, die sie ihm bringt. Seine Wunden heilen schnell. Lassiter macht die schöne Mexikanerin zur Frau in der folgenden Nacht, dann befreit er ihren Vater aus der Gefangenschaft: Der Großgrundbesitzer hat das Herrenrecht auf seine Tochter beansprucht, als sie volljährig geworden ist; weil er ihm dies verweigert und die Tochter versteckt hält, hat er ihn als Geisel genommen, bis der Großgrundbesitzer bekommt, was er will. Später bringt Lassiter noch die Pferdediebe zur Strecke. Mein Vater klappt das Heft zu, sieht Theresa noch vor sich, nackt in der ärmlichen Hütte im Schein einer Öllampe, als sie an der Haustür klingelt und er die Augen schließt und tief einatmet und ausatmet. Eine Kaffeetasse für sie und der verchromte Aschbecher stehen auf dem Küchentisch, und er geht zur Tür.
    Als er sie fragt, wo sie Bonzo habe, sagt sie: Der ist tot.
    Ihr Kleid ist tief ausgeschnitten, er blickt auf den Ansatz ihrer Brüste, die weiße, glänzende Haut über ihrem Brustbein, glatt und seidig.
    Er hat Rattengift gefressen im Werkzeugschuppen, sagt sie: der Tierarzt konnte nichts mehr machen – nur noch einschläfern.
    Mein Vater schweigt. Aus der Küche hören sie Hagen winseln und seine Krallen über das PVC kratzen.
    Ich hab ihn bei der Rose begraben, die Sie gepflanzt haben hinten – da war die Erde noch locker, sagt sie und zieht die Nase hoch.
    Da hat er’s schön, sagt mein Vater.
    Zum Glück hab ich meinem Mann noch nichts von ihm erzählt, sagt sie: hätte ich dir gleich sagen können, hätte er gesagt.
    Wir hatten mal ein Meerschweinchen, sagt mein Vater, das ist den Vorhang im Wohnzimmer hochgeklettert – Siggi hat es aus dem Vorhang gezogen, war es höher als einen Meter geklettert, und es auf dem Boden abgesetzt. Das war wie ein Spiel, das die beiden miteinander hatten, immer wieder. Nach einer Stunde ist Siggi aus dem Zimmer gegangen und hat was anderes gemacht, und das Meerschweinchen ist bis zur Vorhangstange geklettert und runtergefallen und war tot.
    Als Kind, ja, sagt sie.
    Er war sechzehn, sagt mein Vater.
    Meerschweinchen, sagt sie: kann ich mich kurz hinlegen, mir ist nicht gut.
    Mein Vater führt sie ins Wohnzimmer. Außer dem Flur und der Küche hat sie bis jetzt keinen Raum im Haus betreten; sie bleibt stehen und sieht sich um in dem Zimmer, dessen Wände und Möbel von einer gleichmäßigen Schicht Gilb überzogen sind.
    Die Möbel sind bald dreißig Jahre alt, sagt mein Vater.
    Was hing da? fragt sie und zeigt auf die Wand, an der helle Quadrate zu sehen sind auf der Tapete.
    Bilder, sagt er.
    Gemalte? fragt sie.
    Fotos,

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