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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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gesagt, ich müsste dringend auf die Toilette, und er hat mich reingelassen. Im Badezimmer habe ich neue Handtücher gesehen, neue Kleidungsstücke, auch das Geld in seiner Hose, die im Badezimmer hing, war neu, als wäre er direkt vom Mond gekommen, mit einer Ausrüstung, damit er etwas für den Anfang hat. Da habe ich gleich Bescheid gewusst. Ich habe es ihm ins Gesicht gesagt, du hast gesessen,nicht wahr? Er hat gesagt, stimmt. Lasst mir Zeit, dann bekomme ich heraus, warum er gesessen hat. So oder so, ich muss wieder zu ihm, ich habe ihm hundert Schekel aus der Hose genommen, wie ich es bei dir gemacht habe, weißt du noch? Also, wenn ich etwas habe, das ich ihm zurückgeben kann, gehe ich wieder hin, genau wie ich es bei dir gemacht habe.«
    Amjad hielt inne. »Was, du hast gestohlen?«
    »Ich habe etwas genommen, ich habe dir gesagt, dass ich es zurückgebe, also warum nennst du das gestohlen?«
    »Er wird dich nicht mehr in die Wohnung lassen«, sagte er, kehrte zum Staub zurück und behielt seine Gedanken für sich, vielleicht dachte er an seine drei Kinder, und was er tun müsste, damit sie nicht bei fremden Menschen an der Tür klopften, in ihren Hosentaschen herumwühlten und etwas nahmen.
    »Wirklich? Es gibt niemanden, der mir Nein sagt. Frag sie.« Sie machte mich zur Zeugin ihres Charakters, ich nickte weder, noch schüttelte ich den Kopf. Wer hätte das gedacht, während ich mein Leben oben fortführte, sorgte jemand für die Wurzelarbeit unten. Die Luft war trocken, die Elektrostatik drückte eine Plastiktüte an den Kühlschrank und ließ Madonna die Haare um den Kopf stehen. Soweit ich mich aus dem Physikunterricht bei Elimelech erinnerte, hat die Elektrostatik etwas mit einem Ungleichgewicht der Spannungen zwischen negativen und positiven Feldern zu tun und entlädt sich in elektrischen Funken. Elimelech, der Lehrer, hatte eine Stirn voller positiver Spannungen und eine gespaltene Lippe voller negativer Spannungen, und jedes Mal, wenn er niesen musste, entlud sich die Spannungsdifferenz, schüttelte sein Gesicht und versprühte feuchten Speichel.
    Der heiße Wüstenwind drückte die Wipfel der mageren Bäume nach unten, doch er verhielt sich wie ein erschöpfter Wind, der Lust und Interesse verloren hat. Eine Frau kam in den Laden, und statt zu grüßen, sagte sie: »Was für eine Hitze.« Sie erkundigte sich, ob wir Biolinsen hätten, und Madonna, die das begrenzte Angebot des Ladens bereits kannte, sagte: »Wir haben normale, und merken Sie sich, dass all dieses Biozeug nur Augenwischerei ist, sie waschen die Linsen doch so oder so, nicht wahr? Nach dem Waschen sind die Biolinsen und die Nichtbiolinsen gleich, warum wollen Sie dann mehr bezahlen?«
    »Natürlich wasche ich sie, ja, also geben Sie mir normale.« Auch diese Kundin dachte nicht lange nach. Amjad brachte eine Tüte mit Linsen, und sein Gesicht wurde rot, er ging hinter den Laden und fing an, die Papiere zusammenzukehren. Madonna ließ einen Träger ihres T-Shirts über die Schulter rutschen und entblößte eine weiße Schulter, sie fragte, ob sie eine Zigarette bekommen könne, eigentlich eine ganze Schachtel, und schwor, sie zu bezahlen, sobald sie Geld hatte.
    Ich gab ihr eine Schachtel, ich wollte sagen, schade um deine jungen Lungen, aber mein Handy meldete sich, auf dem Display leuchteten die Worte: »Mir geht es gut.« Vier Wörter und das bisschen Zeit und Kraft, die nötig waren, sie einzutippen. Ich atmete tief und füllte meine Lungen mit windiger Luft und Staub.
    »Möchtest du hier arbeiten?«, fragte ich sie. Die Worte »Mir geht es gut« drängten mich, etwas zu unternehmen, und sie hatte ja bewiesen, dass sie Eskimos Schnee verkaufen konnte.
    »Was, hier verkaufen?« Ihre schwarz umrandeten Augen gingen weit auf, ihre Stirn bekam Falten, als wolle sie rufen:Ich glaub es nicht, aber als sie hörte, dass sie sich dafür bei der Rentenversicherung anmelden musste, senkten sich ihre Brauen.
    »Nein, lass mich, je weniger sie über einen wissen, umso besser«, sagte sie entschieden, und ihre Stirn glättete sich wieder.
    »Für den Fall, dass du den Vorschlag annimmst, musst du wissen, dass hier im Laden nicht geraucht wird und dass man nicht einen Träger nach unten rutschen lässt, und beide schon gar nicht«, sagte ich. Sie schob den Träger noch tiefer und entblößte noch mehr Schulter, zog eine Zigarette aus der Schachtel und ging zum Rauchen hinaus auf die Straße, die Amjad fegte. Sie ging hinaus, und er kam

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