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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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kam, und einen Krankenwagen für ihn bestellt. Man habe ihn ins Krankenhaus gebracht, er habe ihnen einen Skandal gemacht, damit sie ihn gehen lassen, aber sie seien Kesselflicker, sie würden nicht den Menschen anschauen, sondern nur die Maschinen, sie hätten ihn nicht gefragt und ihn an einen Apparat angeschlossen, der einen ganz verrückt mache. »Was ist das? Was wollen Sie wissen? Welches Krankenhaus? Nun, das Krankenhaus unterhalb vom Dorf, Sie brauchen nur eine Aprikose aus Ihrem Fenster zu werfen und treffen das Krankenhaus …«
    Er war gegen seinen Willen ins Krankenhaus gebracht worden und fand in seiner Not auf dem ganzen Erdball nur mich, um es zu erzählen. Obwohl er seine knochigen Schultern gegen die Welt straffte, brauchte auch er eineweiche Berührung. Ein Mensch kann nicht allein leben. Er nicht, Gideon nicht, Madonna nicht, Amos nicht. Amos nicht? Wer hat das gesagt?
    Ich ging am nächsten Tag zu ihm, der Mann in der Auskunft des Krankenhauses sagte, er sei auf der zweiten Inneren, die Schwester von der zweiten Inneren sagte: »Sind Sie seine Tochter oder seine Enkelin? Zimmer vier.«
    Vorsichtig betrat ich den Raum, als könnte er auf mich schießen.
    »Ich bin gekommen, um nach Ihnen zu schauen.«
    »Wer bin ich, ein Bild in einer Ausstellung? Was gibt es da zu sehen?« Er zog die Decke über seine Brust, er war nicht rasiert, alt und stoppelig, in einem blauen Pyjama, und bebte vor Zorn, ein gejagtes Wild.
    »Wenn Sie schon gekommen sind, dann sagen Sie den Leuten hier, dass Sie meine Tochter sind, schwören Sie ihnen bei Leib und Leben, dass ich immer so war, dass sich mein Zustand nicht verändert hat, sie sollen aufhören, mich zu behelligen, und mich gehen lassen. Was stehen Sie da rum wie … Dort ist ein Stuhl.« Ein säuerlicher Geruch nach Bettwäsche hing im Raum, vier Männer, ans Bett gefesselt, essen, entleeren sich, schwitzen und spucken zwischen ihren Laken. Flimmernde grüne Fäden schlängelten sich über Monitore, zeigten die Tätigkeit schwacher Herzen.
    Ich legte eine Tüte mit einer Zahnbürste und Zahnpasta auf seinen Nachttisch, Rasierzeug und einen Kamm, die ich im Krankenhausladen gekauft hatte.
    Er betrachtete den Monitor wie Eilmeldungen im Fernsehen, er wusste nicht, was er mit meiner unbedeutenden Geste anfangen sollte, nach Jahren, in denen ihm niemand etwas gebracht hatte.
    »Was soll das alles, ich brauche nichts, ich habe nicht vor, hierzubleiben.« Er regte sich über die Tüte auf, über mich und über den Rest der Welt, alle sollten ihn in Ruhe lassen. Die Zunge würde ihm am Gaumen kleben bleiben, wenn er sich bedankte.
    »Es passiert nichts, wenn Sie Danke sagen«, sagte ich und überraschte ihn und mich selbst mit diesen Worten, aber er fasste sich als Erster.
    »Ich habe um nichts gebeten, und ich brauche nichts.«
    »Ich glaube Ihnen nicht. Wir alle brauchen manchmal etwas, Herr Levi.«
    Er biss sich auf die Lippe, hielt die Ecken seiner Decke umklammert und brachte keinen Ton heraus, er klopfte gegen seine Schlüsselbeine und seine Rippen, er kämpfte um Beherrschung, strengte sich an, Flüche zurückzuhalten, oder Tränen, das konnte man nicht wissen. Ich hatte Angst, ihn weiter aufzuregen und seine Herztätigkeit noch mehr zu stören. Ich schwieg und wartete auf den richtigen Moment, um aufzustehen und zu gehen, ich wartete darauf, dass eine Schwester hereinkam, um ihm in den Finger zu stechen, dass sie kamen, um die Kranken zu waschen, und mich bitten würden, hinauszugehen, dass die Putzfrau kam, um den Fußboden zu putzen, oder ein Arzt zur Visite, damit mein Besuch ein Ende fände und mir die Zeremonie des Abschieds erspart bliebe. Ich schwieg in der Gesellschaft meines Hausbesitzers, der in seinem Bett lag und die ganze Welt hasste, mich, weil ich gekommen war, und die anderen, weil sie nicht gekommen waren, sein Herz, weil es ihn hier festhielt, den Monitor, der die Wahrheit herausschrie, das Leben, das in einem einzigen Augenblick zerstört worden war, Gottes kalte Schulter.
    »Dass Sie ja kein Wort zu Schoschana sagen. Sie sollhier nicht mit ihren Taschen und Töpfen auftauchen und Theater machen.«
    Ich stand auf, um zu gehen. »Gute Besserung, Herr Levi.«
    »Ich bin nicht krank.« Er ballte die Hände auf dem Laken zu Fäusten und schaute mich an.
    »Ihr Junge soll ja nicht ohne Schuhe aus dem Haus gehen, es gibt Schlangen im Hof«, rief er mir nach, als ich schon an der Tür war. »Haben Sie gehört? Nur mit Schuhen …« Außer den

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