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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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welche
Richtung es im Spiel laufen muß.«
    Er zuckte ungläubig mit den Schultern
und sah nach dem Inhalt der Minibar. Prinzipiell mochte er ja etwas gegen
solchen Luxus haben, aber er bewies eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit.
    Nach einer Viertelstunde rief ich
wieder in La Jolla an. »Renshaw«, meldete sich die bekannte Stimme.
    »Versuchen Sie nicht, dieses Gespräch
zurückzuverfolgen«, sagte ich.
    »Miss McCone, warum geben Sie nicht
auf? Kommen Sie in mein Büro. Dort reden wir dann.«
    »Ja, reden müssen wir, aber auf meine
Weise. Ich möchte Sie sehen — Sie allein und niemanden von Ihren Leuten und
auch ohne Überwachung. In aller Öffentlichkeit.«
    »...In Ordnung. Wann und wo?«
    »Hotel Del Coronado. Auf der Terrasse
zum Strand am südlichen Ende. Heute nachmittag fünf Uhr. Ich bin allein und
unbewaffnet. Das sollten Sie auch sein. Im Hotel Del mögen sie keinen Wirbel,
und wenn Sie versuchen, mich nach unserem Treffen verfolgen zu lassen, sehen
Sie Ripinsky, Tim Mourning und das Akkreditiv der Phoenix Labs nie wieder.«
    Totales Schweigen.
    »Einverstanden, Mr. Renshaw?«
    »Einverstanden, Miss McCone.« Er klang
verdammt überrascht. Ich legte auf und drehte mich zu Hy um. Der grinste. »Für
ihn war das wie ein Arsch tritt, McCone.«
    »Glaubst du, die Zeit hat gereicht, um
den Anruf zurückzuverfolgen?«
    »Nein, und ich glaube, das haben sie
gar nicht erst versucht. Gage ist nicht dumm, und er unterschätzt die Leute
nicht.«
    Ich nahm meine Tasche, holte die
Pistole meines Vaters heraus und legte sie auf einen kleinen Tisch am Fenster.
Nachdem ich den Film aus der Kamera genommen hatte, legte ich sie daneben. Den
Film steckte ich in die Tasche zurück, hängte sie mir über die Schulter und
schenkte Hy ein Lächeln, von dem ich hoffte, daß es selbstsicher ausgefallen
war. »Ich gehe jetzt besser.«
    Er trat auf mich zu und legte mir die
Hände auf die Schultern. »Es wird gutgehen. Und ich nehme meinen Teil der Sache
in Angriff.«
    »Ich mache mir keine Sorgen«, log ich.
    »Ich schon«, sagte er und zeigte damit,
daß auch er geflunkert hatte. »Ich weiß nicht, was ich täte, wenn ich dich
verlieren würde.«
    »Du wirst mich nicht verlieren.« Ich
stellte mich auf die Zehenspitzen, berührte seine Lippen leicht mit den meinen.
»Morgen um diese Zeit haben wir alles hinter uns.« Dann eilte ich aus dem
Zimmer, bevor sich all die schlimmen und angsterregenden Möglichkeiten, die
ungesagt zwischen uns standen, zu noch angsterregenderen Wahrscheinlichkeiten
auswuchsen.
     
    Auf dem Weg nach Tijuana hatte es
aufgeklart, und es war heiß geworden. Als ich nun in der
Sonntagnachmittagsschlange vor der Grenze stand, wurde die Hitze erstickend.
Die US-Zöllner schienen die zurückkehrenden Amerikaner noch gründlicher zu
kontrollieren als sonst. Während ich auf den Kontrollpunkt zuschlich und die
Angebote der fliegenden Händler an Blumen, Schmuck und Erfrischungsgetränken
ablehnte, sah ich, daß einige Wagen zur Seite fahren mußten und durchsucht
wurden. Als der Wagen vor mir abgefertigt war, setzte ich mein schönstes
Touristinnenlächeln auf.
    Der Mann in Uniform beugte sich zu
meinem Fenster hinunter und sah mir ohne ein Lächeln ins Gesicht. Sein Blick
wanderte über mein weites, buntes Kleid und den mit Souvenirs vollgepackten
Rücksitz. »Wie lange waren Sie in Baja, Ma’am?«
    »Nur einen Tag, ein bißchen einkaufen.«
Ich zeigte auf die Piñata — in der Form eines unbeschreiblich dumm
dreinblickenden Esels —, die auf dem Beifahrersitz thronte.
    »Und wo waren Sie?«
    »In der Avenida Revolución.«
    »Nicht südlicher als T. J.?«
    »Nein, Sir.«
    »Gehört Ihnen der Wagen?«
    »Es ist ein Leihwagen.«
    »Kann ich den Vertrag sehen?«
    Ich gab ihn ihm.
    »Stimmt diese Adresse in San
Francisco?«
    »Ja. Ich bin hier unten zu Besuch bei
meinem Bruder in Lemon Grove.«
    Der Zöllner gab mir den Vertrag zurück.
»Schönen Tag noch, Ma’am«, sagte er und winkte mich durch.
    Ich wartete, bis ich das blinkende
Warnschild »Achtung! Fußgänger auf dem Freeway!« hinter mir hatte. Dann seufzte
ich tief und erleichtert auf. Die erste Hürde war genommen. Meine nächste
Etappe sollte Gooden’s Photographie sein, hier gab es sogar sonntags einen
Ein-Stunden-Entwicklungsdienst. Danach wollte ich ins nahegelegene Cabrillo
Hospital.
    Das kleine Privatkrankenhaus in einer
ruhigen Seitenstraße zur Sixth Avenue am südwestlichen Rand des Balboa Parks
war ein unauffällig beigefarbener,

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