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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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tot. Ist in Mexico
City.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    Sie schloß die Augen wieder.
    »Diane, wer sagte das?«
    »...Gilbert... sagte...« Ihre Stimme
verließ sie — oder sie gab es vor.
    »Diane, was hat Gilbert gesagt?«
    Keine Antwort. Ihre Lippen hatten jetzt
weiße Ränder, und ihr Atem ging schneller und flacher. Auf der Stirn erschienen
Schweißtropfen. Ich suchte nach dem Rufknopf und läutete. Die Schwester hastete
ins Zimmer und kümmerte sich um sie.
    »Der Doktor ist ein Idiot, daß er
Besuch erlaubt hat«, sagte sie mir. »Und wenn Sie ihn unterwegs treffen, können
Sie ihm das auch sagen.«
     
    Ich verließ das Krankenhaus mit einem
gewissen Schuldgefühl, daß ich eine schwerverletzte Frau mit meinen Fragen so
bedrängt hatte. Aber schließlich hatte diese Frau die Entführung ihres eigenen
Mannes inszeniert. Außerdem hatte sie mir ein Druckmittel gegen Ann Navarro in
die Hand gegeben, mit dem ich mehr bewirken konnte, als erhofft. Fontes hatte
die Navarro belogen, als er ihr sagte Brockowitz sei in Mexico City, obwohl er
sich im Leichenschauhaus von San Diego befand. Wenn ich Kontakt mit ihr
aufnehmen könnte, würde ich sie sicher überzeugen können...
    Auf dem Weg zu meiner nächsten Etappe
zerbrach ich mir den Kopf über den Schuß auf Diane Mourning. Ein Unfall?
Vielleicht hatte sie jemand für eine Einbrecherin gehalten. Die frühen
Morgenstunden waren keine gute Zeit, um im Haus eines sicherheitsbewußten
Menschen wie Fontes umherzuwandern. Doch so viele Theorien ich auch aufstellte,
eine schlüssige Antwort lieferten sie mir im Augenblick nicht. Zudem erforderte
meine nächste Aufgabe meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Bei Gooden’s waren die Fotos dank des
ruhigen Sonntagsgeschäfts sogar noch schneller fertig geworden als erwartet.
Sie waren scharf und gut belichtet. Anschließend ging ich zur nächsten
Zweigstelle der Bank of America und zog am Geldautomaten mit meiner Scheckkarte
den möglichen Höchstbetrag von zweihundert Dollar. Zusammen mit dem, was ich in
Coronado bei der Einlösung des Barschecks abgehoben hatte, kam ich jetzt auf
etwas mehr als sechshundert Dollar. Ich hoffte, nicht alles zu benötigen.
     
    In Luis Abregos Wohnung in National
City traf ich niemanden an, doch das beunruhigte mich nicht besonders. Wenn ich
ihn auch nicht in Tradewinds fände, wo er auf seinen nächsten Auftrag als Kojote
wartete, konnte ich mich immer noch an Vic im Holiday Market wenden. Ich ließ
meinen Wagen vor dem Haus stehen und ging die wenigen Blocks bis zur Bar zu
Fuß. Es waren kaum Fußgänger auf der Straße, und selbst der Verkehr auf der
Highland floß so spärlich, daß ich schon auf relativ weite Entfernung das
Rattern und Summen der Klimaanlage im Tradewinds hören konnte. Drinnen war es
so dunkel, verraucht und voll wie beim letztenmal. Auch Abrego saß auf
demselben Barhocker und verfolgte beiläufig ein Spiel der Padres auf dem großen
Bildschirm. Und wieder senkte sich der Geräuschpegel deutlich bei meinem
Eintreten. Luis sah sich nach dem Grund dafür um, entdeckte mich, stand auf und
grinste. Sofort verloren die anderen Gäste das Interesse und nahmen ihre Gespräche
wieder auf.
    Ich setzte mich neben Luis auf den
Barhocker. Er lud mich zu einem Drink ein. Ich wählte ein Soda, trank die Hälfte
in einem Zug aus und spürte, wie es mir kalt in den leeren Magen schoß. Wenn
ich den restlichen Tag überstehen wollte, würde ich etwas essen müssen.
Vielleicht in einem Fast-food-Restaurant auf dem Rückweg nach Tijuana.
    »Sie haben sich die Haare schneiden
lassen«, sagte Abrego. »Sie sehen auch besser aus.«
    »Das liegt daran, daß ich meinen Freund
gefunden habe. Lebendig.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Wer ist
dann der Bursche, den Salazar erschossen hat?«
    »Bei Gelegenheit erzähle ich Ihnen die
ganze Geschichte. Jetzt brauche ich eine Information von Ihnen — den Namen von
jemandem in Colonia Libertad.« Das war die ärmste Gegend von Tijuana, wo Dinge
und Menschen billig zu kaufen und zu verkaufen waren.
    »Warum?«
    »Ich brauche jemanden, der ein paar
Leuten hilft, an ihr Ziel zu gelangen.«
    »Ihrem Freund?«
    »Ihm und zwei anderen, vielleicht
drei.«
    Er schien zu verstehen, daß mit einer
der anderen Personen ich selbst gemeint war. »Sie sind Amerikaner. Ihnen dürfte
doch die Grenzkontrolle nichts anhaben können. Oder wollen Sie etwas Illegales
einführen?«
    »Nein, nichts Illegales. Der Zoll macht
uns keine Sorgen. Es könnte uns jemand auf der

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