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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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kümmern kann, macht das Unternehmen
gefährlicher.«
    Ich hatte ihm fast das ganze Bargeld
versprochen, das ich bei mir hatte, und Kojoten nehmen keine Kreditkarten. »Es
bleibt dabei«, sagte ich entschlossen.
    Mojas verschränkte die Arme und sah
mich an.
    Mourning hatte kein Geld in der Tasche,
und ich war mir ziemlich sicher, daß Hy noch weniger bei sich hatte als ich.
Doch wieviel hatte ich tatsächlich? Ich griff nach der Umhängetasche, die Hy
zusammen mit der Kamera vom Strand vor Fontes’ Villa mitgebracht hatte. Die
Kamera...
    »Hören Sie«, sagte ich, »ich habe nur
noch ungefähr zwanzig Dollar, aber ich kann Ihnen etwas Wertvolles geben als
Ausgleich für die erhöhte Gefahr.«
    Mojas sah auf die Tasche und leckte
sich die Lippen. »Was?«
    Ich holte die Kamera heraus. »Die
können Sie für gutes Geld verkaufen — Objektiv mit Adapter allein bringt über
vierhundert. Oder Sie behalten sie und benutzen sie für Ihre Arbeit. Das Tele
ist nicht so gut wie die Nachtsichtgeräte von la migra, aber es zahlt
sich sicher aus für Sie.«
    Mojas griff gierig nach der Kamera. Er
sah sich durch den Sucher im Raum um und sagte: »O Mann.«
    »Abgemacht?«
    »Abgemacht.« Er stand auf und legte die
Kamera auf einen Schrank hinter sich. Ich sah, wie er sie streichelte, bevor er
sich wieder umdrehte.
    Ich sah Mourning an. Er hatte den Kopf
gehoben und beobachtete Mojas. Für einen Mann, um dessen Leben es ging, war er
merkwürdig ruhig. Vielleicht begriff er gar nicht, welche Gefahren noch vor uns
lagen. Vielleicht war diese Ruhe auch eine Auswirkung der langen
Gefangenschaft. Wie auch immer — dies war jedenfalls nicht der Mann, den die
Zeitungen und Magazine porträtiert hatten.
    Auf der Straße fiel eine Wagentür zu.
Schritte näherten sich. Mojas ging hinaus und kam kurz darauf mit Hy zurück.
    »Tut mir leid, daß ich so lange
gebraucht habe«, sagte er.
    »Hast du dir die Grenzkontrollen
angesehen?« fragte ich.
    »Hm. Salazar habe ich nirgends
entdeckt, aber da, wo es zum US-Zoll geht, lungert ein Kerl herum. Ich könnte
schwören, daß ich ihn an der Island Avenue aus dem Haus kommen gesehen habe.«
    Ich holte tief Luft und atmete langsam
wieder aus. Irgendwie hatte ich noch immer gehofft, wir könnten den
Kontrollpunkt einfach wie rückreisende Touristen passieren.
    Mojas sah uns neugierig an, doch dann
fragte er nur: »Sind das jetzt alle?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Was ist mit der anderen Frau?«
    Hy und ich tauschten einen Blick. Mournings
Kopf hing dicht über der Kaffeetasse. »Sie hat es nicht geschafft«, sagte Hy.
    Mojas stand auf. »Dann wollen wir mal.
Sie kümmern sich um die Figur da.« Er zeigte auf Mourning. Die ganze Zeit,
während wir in seinem Haus waren, hatte er Tim nie direkt angeredet.
    Mourning schien gar nicht zur Kenntnis
zu nehmen, wie Mojas ihn genannt hatte. Er sah Hy an und nickte dann gehorsam.
Hy half ihm aufstehen.
    Ich stand auch auf und griff nach
meiner Umhängetasche.
    »Nein.« Mojas schnippte mit den Fingern
und zeigte auf die Tasche. »Alles, was Sie brauchen, muß in Ihre Hosentaschen.
Und stecken Sie die Pistole so fest, daß Sie sich nicht selbst wegpusten, wenn
Sie mal hinfallen.«
    Ich stellte die Tasche auf den Tisch
und öffnete sie. Stopfte Brieftasche und Ausweis in meine Hemdentasche unter
Hys Pullover. Klemmte die Waffe in den Gürtel. Der Rest des Inhalts — Make-up,
Adressenbuch, Kamm — war entbehrlich. Doch im letzten Moment steckte ich noch
mein Schweizermesser und das Korallenstück, meinen Glücksbringer, in die
Hosentasche.
    Als ich mich wieder aufrichtete, waren
Hy und Mourning bereits auf dem Weg hinaus. Mojas schaute mir ruhig zu und
wandte sich dann ab. Ich folgte ihm — dem Mann, der von sich behauptete, er
bringe alle Leute durch.
     
     
     
    03 Uhr 11
     

31
    Wir kauerten dicht aneinandergedrängt
auf dem harten felsigen Boden, nur wenige Meter vom Grenzzaun entfernt. Auf den
kahlen Hügeln hinter uns waren die Feuer schon seit Stunden erloschen. Es war
eine kalte, mondlose und totenstille Nacht. Nichts bewegte sich, und keiner
sprach ein Wort. Dennoch spürte man die anderen, die hier warteten. Es war wie
eine Welle aus Angst und Sehnsucht, die gegen einen Damm, hier den Grenzzaun,
schlug und uns bald über die Wellblechplatten in die Cañons hinunterspülen
würde, in noch tiefere Dunkelheit, noch größere Gefahren und einige auch in den
Tod.
    Mojas flüsterte heiser: »Es ist nicht
schwer, über die Platten da zu klettern. Man hält

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