Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Es fällt ganz von allein so. Nicht wie meines. Meines ist mausgrau und
schrecklich störrisch. Deshalb habe ich mir eines Tages gesagt: Was soll’s!«
Dann ging sie zur Schlußrunde über, verkaufte mir Shampoo, Haarspülung, Spray und
einen Fön mit Diffusor. Ich verließ ihren Salon um zweihundert Dollar ärmer,
aber mit der Gewißheit, daß mich nicht einmal mein eigener Bruder erkennen
würde, wenn ich ihm über den Weg lief.
     
    Diesmal hatte ich mit meinem Anruf in
Sacramento Glück. Ich erreichte Anne-Marie. »Wie geht es dir?« fragte sie.
»Hank sagt, man hätte dir eine Beförderung angeboten, die dir überhaupt nicht
paßt. In meinen Augen ist es eine Beleidigung, und ich kann dir keinen Vorwurf
machen, daß du verschwunden bist, ohne ein Wort zu sagen.«
    »Darüber kann ich jetzt nicht
sprechen.«
    »Falls es dich tröstet, Hank fühlt sich
miserabel deswegen, und das geschieht ihm ganz recht. Wo steckst du?«
    »Auch darüber kann ich nicht sprechen.
Aber ich werde bald alles erklären. Inzwischen brauche ich noch ein paar
Informationen.«
    »Sicher. Aber, Sharon...«
    »Wir besprechen alles ausführlich, wenn
ich nach Hause komme. Aber jetzt... Was weißt du über eine Organisation namens
Terramarine?«
    »Das sind Öko-Terroristen der übelsten
Sorte.«
    »Wie weit würden sie gehen?«
    »Vor ein paar Jahren standen sie unter
Mordverdacht. Das Opfer war ein Kapitän eines Kutters aus einer
Thunfischflotte, die die übliche Schleppnetzkontrolle durch Registrierung in
einem ausländischen Hafen umging. Terramarine konnte allerdings nie etwas
Konkretes nachgewiesen werden.«
    »Ich verstehe das nicht — ich meine die
Registrierung im Ausland.«
    »In den Tiefseebeutelnetzen alter Art,
wie sie von den meisten Kuttern noch benutzt werden, verfangen sich neben
Thunfischen auch Delphine, und die werden darin erdrückt oder sie ertrinken.
Seit dem Erlaß des Gesetzes zum Schutz der Meeressäugetiere müssen die Fischer
neuartige Netze mit einer Vorrichtung einsetzen, die Delphinen eine
Fluchtmöglichkeit bietet. Unsere Flotte gehört zu den am schärfsten überwachten
in der Welt, doch im Ausland registrierte Fischkutter sind von der
Netzkontrolle ausgenommen. Ein Teil unserer Fischindustrie widersetzte sich dem
neuen Gesetz und ließ ihre Flotte einfach im Ausland registrieren.«
    »Und Terramarine brachte diesen Kapitän
um, um ein Exempel zu statuieren?«
    »Das nehmen wir an. Zunächst hatten sie
sich auch dazu bekannt, aber als die Ermittlungen in Gang kamen und die Polizei
sie unter die Lupe nahm, hatte plötzlich jeder ein Alibi.«
    »Wie sieht es mit ihrem Profitinteresse
aus? Würden sie in erpresserischer Absicht auch jemanden entführen?«
    Sie zögerte. »Kidnapping würde ich
nicht ausschließen, aber meiner Meinung nach eher um des Aufsehens als um des
Geldes willen.«
    Das paßte nicht zur
Mourning-Entführung. »Was weißt du über einen mexikanischen Umweltschützer
namens Emanuel Fontes?«
    »Sehr engagiert, hat einen sehr guten
Ruf.«
    Und das wiederum paßte nicht zu der
Information, daß die Kidnapper das Lösegeld über Fontes’ Firma kassieren
wollten.
    »Interessant, daß du Fontes erwähnst«,
fügte Anne-Marie hinzu. »Dieser Thunfischkutter-Kapitän, den die
Terramarine-Leute angeblich auf dem Gewissen haben, hat für Emanuel Fontes’
Bruder Gilbert gearbeitet. Gilbert ist Eigner der Corona Fleet. Deren
Heimathafen war San Diego, bevor Fontes sie kaufte und nach Mexiko verlegte.«
    Mir fiel Gage Renshaws Bemerkung über
die Feindschaft der beiden Brüder ein. »Hältst du es für möglich, daß Fontes
etwas mit Terramarine zu tun hat?«
    »Ganz sicher nicht.«
    »Auch nicht, wenn hinter der Aktion die
Absicht von Terramarine steckte, seinen Bruder in Verruf zu bringen oder
vielleicht Rache für seine umweltfeindliche Haltung?«
    »Nein. Unter gar keinen Umständen würde
Emanuel diese Art von Terrorismus unterstützen. Das weiß ich, weil ich ihn
letztes Jahr auf der Konferenz von Rio kennengelernt habe. Wir haben lang und
breit über die ethischen Aspekte der Umweltpolitik gesprochen.« Ich seufzte.
Einen Moment lang hatte es so ausgesehen, als wäre ich auf einer brauchbaren
Spur. »Nur noch ein paar kurze Fragen, dann lasse ich dich in Ruhe. Hast du im
Zusammenhang mit Terramarine jemals den Namen Brockowitz gehört?«
    »Stan?« Sie klang überrascht. »Gehört
habe ich von ihm, aber nicht im Zusammenhang mit dieser Gruppe.«
    »Wer ist das?«
    »Stan Brockowitz ist ein

Weitere Kostenlose Bücher