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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Angestellte — vor
allem Mitglieder des Sicherheitsdienstes — kennen Dutzende von Verstecken,
Umwegen und Nebenausgängen, deren Benutzung für die Öffentlichkeit nicht
ausgesprochen verboten ist. Ich nutzte sie alle und dankte Gott, daß Huston’s
seit meiner Zeit dort keine Umbauten vorgenommen hatte. Als ich nach etwa zehn
Minuten in eine Seitenstraße hinaustrat, hatte ich meinen Verfolger
abgeschüttelt. Ich mischte mich unter die Passanten und ging ein paar Blocks,
bevor ich den ersten von drei Bussen bestieg, der mich auf seiner Runde nach
Imperial Beach brachte.
    Am Mittwoch war mir an der Palm Avenue
ein Unternehmen aufgefallen, das sich ›Clunkers ‘n’ Junkers Rent-All‹ nannte.
Das Schild hatte nicht gelogen. Hier gab es wirklich alles zu leihen. Der blaue
Buick Skylark, den ich mir für wenig Geld geben ließ, war nicht einmal
besonders alt, aber ziemlich heruntergekommen. Auf der Fahrerseite hatte er
eine Beule. Die Polster waren zerrissen, die Windschutzscheibe zierte ein
gezackter Sprung, und an den Schweißnähten begann sich Rost durchzufressen. Der
Angestellte versicherte mir eilfertig, daß alle Teile funktionierten und keiner
der sichtbaren Schäden am Wagen die Highway Patrol veranlassen würde, mich
anzuhalten. Also hinterlegte ich den Rest des Geldes, das John mir vorgestreckt
hatte, fuhr nach Coronado und hob bei der Bank of America den größten Teil des
Vorschusses von RKI ab. Auf dem Weg nach La Jolla hatte ich in der Tiefgarage
des Horton Plaza gehalten und meinen Koffer aus dem Scout geholt.
    Der zerknitterte Umschlag, den ich
jetzt in der Schublade entdeckte, brachte mich zum Lächeln: Er trug als
Aufdruck nicht den Namen dieses Motels — La Encantadora —, sondern war
offensichtlich aus dem Hotel Del Coronado stibitzt worden. Ich steckte den
Zimmerschlüssel aus dem Bali Kai, Zündschlüssel und die Fahrzeugpapiere des
Scout hinein und klebte ihn zu. Briefmarken hatte ich für Notfälle immer in
einem Fach meiner Brieftasche.
    Die Vorstellung, welchen Wirbel gerade
dieser Umschlag auslösen würde, bereitete mir ein diebisches Vergnügen. Sollten
die RKI-Leute Johns Post abfangen, um mir auf die Spur zu kommen — keine
Schwierigkeit, denn sein Briefkasten stand unten am Beginn der langen, steilen
Auffahrt —, dann würden sie mich wahrscheinlich nicht für so dumm halten, daß
ich ein Kuvert aus dem Haus benutzte, in dem ich mich tatsächlich aufhielt.
Dennoch war es eine Frage der Routine, auch solch eine Adresse zu überprüfen,
besonders wenn es ihnen gelungen sein sollte, über eine Kontaktperson oder den
Zentralcomputer Einblick in mein Konto bei der Bank of America zu bekommen. In
diesem Fall würden sie, nachdem ich in der Filiale in Coronado Geld abgehoben
hatte, natürlich sofort zum Hotel Del eilen. Lächelnd steckte ich den Umschlag
in meine Tasche. Im Schneidersitz setzte ich mich auf das Bett, das Telefon vor
mir. Nun wurde es wieder ernst und Zeit, an die Arbeit zu gehen.
    Vom Anrufbeantworter in Anne-Marie
Altmans Wohnung in San Francisco erfuhr ich, daß sie im Büro der Kalifornischen
Umweltschützer in Sacramento zu erreichen sei. Ich hinterließ keine Nachricht.
Anne-Marie und Hank können nicht zusammenleben, aber sie lieben einander und
wollen verheiratet bleiben. Sie bewohnen zwei getrennte Wohnungen in einem Haus
in Noe Valley, das ihnen beiden gehört. Wenn Anne-Marie außer Haus ist, gießt
Hank ihre Blumen, prüft die eingegangenen Faxe und hört den Anrufbeantworter
ab. Im Interesse seiner Sicherheit wollte ich ihm keinen Hinweis auf meinen
Aufenthaltsort geben oder auf die Angelegenheit, mit der ich gerade zu tun
hatte. Auch Anne-Marie selbst würde ich nur das absolut Notwendige berichten.
    Bei meinem Anruf in Sacramento erfuhr
ich, daß sie in einer Besprechung war. Ich fragte, wie lange die Besprechung
dauern würde, und hinterließ, daß ich wieder anrufen würde.
    Schließlich stieg ich vom Bett herunter
und betrachtete mich kritisch im Spiegel über dem Toilettentisch. Ich trug
Karens Jeans — eines von diesen sackförmigen, locker sitzenden Modellen, die
sie liebte — mit einer pinkfarbenen Bluse, die ich mir selbst bestimmt
ebensowenig gekauft hätte. Unser unterschiedlicher persönlicher Stil stellte
sich als Vorteil für mich heraus: Gage Renshaw hatte mich in den von mir
bevorzugten engen Jeans und einem lockeren Pullover erlebt. Nach diesem Bild in
seiner Erinnerung würde er mich seinen Leuten beschreiben. Ich war nicht

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