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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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aus Mexiko. Die Firma,
die uns mit den Vögeln beliefert, beschäftigt eine ganze Reihe begabter
Folklorekünstler.« Sie zögerte und betrachtete den Papagei. »Ich könnte Ihnen
ein wenig entgegenkommen. Er steht hier schon eine ganze Weile. Was halten Sie
von fünfundsiebzig Dollar?«
    Ich sah den Vogel an. »Ich weiß nicht
recht. Es ist noch immer eine Menge Geld. Wenn Sie mir Ihre Karte geben, sage
ich Ihnen Bescheid.«
    »Natürlich.« Sie ging zum Ladentisch
und zog eine rechteckige bunte Karte hervor. »The Swallow’s Nest. Exotische Vögel,
die Ihnen bestimmt nicht widersprechen. Ann Navarro.«
    »Sind Sie das?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ann ist die
Besitzerin.«
    Ich runzelte die Stirn und starrte auf
die Karte. »Ann Navarro. Ist die nicht mit Stan Brockowitz verheiratet?«
    »Hm. Kennen Sie ihn?«
    »Aber sicher. Was für ein Zufall. Ich
bin auf dem Weg nach San Clemente, um mich mit ihm über... ein Buch zu
unterhalten, an dem ich schreibe. Es geht um Aktionen gegen die
Umweltbewegung.«
    »Na ja«, sagte die Frau steif, »da
geraten Sie genau an den Richtigen.« Sie ging zu W. C. und richtete ihn auf,
denn er war deprimiert auf seiner Stange zusammengesunken.
    »Sie sind nicht Brockowitz’ Meinung?«
fragte ich.
    »Sagen wir mal so. Ich arbeite hier,
weil ich lebende Vögel hebe, und zwar alle. Stan hat eine Menge Geld
zusammengebracht, um Stimmung gegen ein Gesetz zu machen, das den
Ölgesellschaften strengere Auflagen vorschreibt. Wenn Sie jemals gesehen haben,
was ein Tankerunglück für die Vogelwelt bedeutet...« Sie zuckte mit den
Schultern.
    »Gut, daß Sie mir das sagen. Wissen
Sie, Brockowitz hat keine Ahnung davon, aber ich will in meinem Buch Leute wie
ihn kritisch unter die Lupe nehmen. Vielleicht ahnt er es aber, denn es war
nicht leicht, ihn für das Gespräch zu gewinnen. Er wollte nicht, daß ich ihn zu
Hause aufsuche. Ich soll versuchen, ihn während der Arbeitszeit in seinem Büro
zu erwischen. Dann will er sehen, ob er für mich Zeit hat. Wahrscheinlich hält
er mich so lange hin, bis ich den Abgabetermin für mein Buch verpaßt habe.«
    »Typisch Stan. Unangenehmen Dingen geht
er immer am liebsten aus dem Weg.« Die Frau gab W. C. einen letzten liebevollen
Klaps und ging zurück zum Ladentisch.
    »Sie würden mir wohl nicht zu seiner Privatadresse verhelfen«,
sagte ich. »Ich weiß, es ist viel verlangt, aber schließlich ist es ja für
einen guten Zweck.«
    Sie sah mich nachdenklich durch ihre
Brillengläser an. »Was wollen Sie wirklich von ihm?«
    Ich schwieg und bemühte mich um eine
glaubwürdige Antwort. »Wissen Sie«, fügte sie hinzu, »ich mag Stan nicht. Ich
mag auch Ann nicht besonders. Sie sind Opportunisten, und ich fühle mich ihnen
moralisch nicht verpflichtet. Dennoch wüßte ich gern, worauf ich mich einlassen
würde.«
    Ich nahm meine Brieftasche heraus und
zeigte ihr meinen Ausweis. »Stan hat mit einer Vermißtensache zu tun, in der
ich ermittle.«
    »Ach.« Sie schien enttäuscht, daß mein
Interesse an dem Mann ihrer Arbeitgeberin keine bedrohlicheren Ausmaße hatte.
»Na ja, eigentlich sollte ich es nicht tun, aber es muß ja niemand wissen,
woher Sie die Adresse haben.«
    »Natürlich nicht.«
    Sie klopfte mit den Fingern auf die
Tischplatte, und über ihrer Nasenwurzel erschienen Falten. »In Ordnung«, sagte
sie, »ich gebe sie Ihnen unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Kaufen Sie mir W. C. ab. Ich arbeite
hier auf Provisionsbasis, und wenn ich nicht täglich einen guten Abschluß
mache, setzt Ann mir mein Wochenfixum herab.«
    Ich warf einen Blick auf den kauzigen
alten Papagei, der wieder auf seiner Stange zusammengesackt war. Das war der
beste Handel, den ich je für eine Information abgeschlossen hatte. »Packen Sie
ihn ein, und notieren Sie mir die Adresse«, sagte ich.
    Navarro und Brockowitz wohnten nicht in
San Clemente selbst, sondern weiter östlich in einer ländlichen Gegend in der
Nähe der Grenze zum Riverside County. Es war das Land der Zitrusfrüchte. So
weit das Auge blicken konnte, wuchsen auf den sanften Hügeln Orangen, Zitronen,
Grapefruits und Avocados. So hatte früher einmal das gesamte Orange County
ausgesehen, dachte ich im Vorüberfahren, bevor die Öltürme mit ihren nickenden Häuptern
hier aus dem Boden geschossen waren und Spekulanten ihren Profit aus dem
aufblühenden Wirtschaftszweig zogen. Zwar brachten die Obstbäume mit ihren
glänzenden Blättern nicht annähernd so viel Geld ein, doch sie boten einen

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