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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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bilden sich ein, unbesiegbar zu sein. Bully war eines Tages in unser Leben gewatschelt und bei uns geblieben.Wenn ihn etwas stört, tut er so, als würde er ersticken. Milo tut so, als könne er ihn nicht ausstehen, und bringt ihm immer Leckereien mit.
    Jetzt zog er eine Tüte aus seinem Jackett. Getrocknete Leber.
    »It’s tea-time, du Pfannkuchengesicht.«
    Bully saß gespannt da, Milo warf ein Stück in die Luft, der Hund schnappte es im Flug, kaute und schluckte. Die beiden funkelten einander an. Milo streichelte ihm die Schnauze. Bully bellte. Milo brummte und gab ihm noch mehr Leber.
    Schließlich hielt Milo ihm die leere Tüte vor die Nase. Bully schnappte danach, schüttelte den Kopf und sabberte.
    »Jetzt reicht’s«, sagte Ruth. »Die Luftfeuchtigkeit ist hoch genug.«
    Bully blickte mit großen braunen Augen zu ihr hoch. »Platz«, befahl sie leise. Der Hund gehorchte, und sie fügte
hinzu: »Braver Hund.« Sie legte einen Arm um meine Taille und fragte: »Also, wie läuft die Sache, Milo?«
    Das war nicht bloß eine Höflichkeitsfrage. Am Abend zuvor hatten wir ausführlich über den Mord gesprochen.
    »Schleppend«, sagte er. »Ich würde mir Alex gern heute Abend ausleihen. Falls du ihn nicht brauchst.«
    »Ich brauche ihn immer. Also bring ihn mir unverbeult wieder.«
    »Unverbeult, vollgetankt, gewaschen und poliert.«
     
    Nachdem Milo gegangen war, wandte ich mich den Protokollen des Disziplinarausschusses zu.
    Außer Hope Devane hatten noch zwei andere als Richter fungiert: eine Chemieprofessorin namens Julia Steinberger und ein Doktorand in Psychologie namens Casey Locking.
    Die Arbeitsweise des Ausschusses verwunderte mich. Ankläger und Angeklagte wurden von Angesicht zu Angesicht miteinander konfrontiert. Hopes akademische Version einer Talk-Show?
     
    Fall eins:
    Deborah Brittain, eine neunzehnjährige Romanistikstudentin, beschuldigte Patrick Allan Huang, einen Maschinenbaustudenten im ersten Semester, sie in der Uni-Bibliothek verfolgt und ihr gegenüber »schlüpfrige und laszive« Bemerkungen gemacht zu haben. Huang bestritt, irgendein sexuelles Interesse an Brittain zu haben, und behauptete, sie hätte ihn »angemacht«, indem sie ihn bei der Bedienung des Bibliothekscomputers um Hilfe gebeten und wiederholt betont habe, wie clever er doch sei.
    Brittain bestätigte, dass sie Huang tatsächlich um Hilfe gebeten hatte, weil »er so aussah, als verstünde er was von Computern«, und dass sie ihm Komplimente wegen seiner
Fähigkeiten gemacht habe, weil das »höflich war. Kann eine Frau denn nicht nett sein, ohne gleich belästigt zu werden?«
     
    PROF. DEVANE: Haben Sie darauf eine Antwort, Mr. Huang?
    MR. HUANG: Meine Antwort lautet, dass sie eine Rassistin ist, die meint, ein asiatisch aussehender Typ muss ein Technik-Freak sein, und die mich ausgenutzt hat. Sie hat mich genervt, nicht umgekehrt. Erst hat sie ganz freundlich getan, na gut, da habe ich sie gefragt, ob sie mit mir ausgeht. Dann ignoriert sie mich, und als ich nicht mehr für sie den Datensklaven abgeben will, wird sie sauer und beschwert sich über mich.
    MS. BRITTAIN: Er lügt! Er hat mir seine Hilfe angeboten. Ich brauchte bloß ein bisschen Starthilfe, weil ich das Programm nicht kannte, danach bin ich gut klargekommen. Aber jedes Mal, wenn ich ihn gesehen habe, kam er angeschlichen und hat gefragt, ob ich mit ihm ausgehen würde. Er hat mein Nein nicht akzeptiert. Ich habe doch wohl das Recht, Nein zu sagen, oder? Das ging so weit, dass ich schon nicht mehr in die Bibliothek gehen wollte. Was hat er eigentlich da zu suchen. Maschinenbau hat eine eigene Bibliothek. Offenbar kommt er bloß dorthin, um Frauen anzubaggern.
     
    In diesem Stil ging es weiter. Devane stellte die Fragen, Devane fasste zusammen - wies daraufhin, dass Deborah Brittain zu ihr gekommen sei, weil sie »unter extremem Stress litt«.
    Sie bekräftigte, es sei Brittains gutes Recht, überall an der Uni zu lernen, ohne belästigt zu werden, riet ihr freundlich, sich eventueller rassischer Vorurteile bewusst zu werden, die »Missverständnisse begünstigen. Obwohl ich damit nicht sagen
will, das sei im vorliegenden Fall so gewesen, Ms. Brittain.«
    Dann ermahnte sie Patrick Huang, die Rechte von Frauen zu respektieren. Huang erwiderte, das sei ihm klar. Devane empfahl ihm, trotzdem noch einmal darüber nachzudenken, und warnte ihn vor möglichen Konsequenzen, sollte sich noch eine andere Studentin über ihn beschweren. Es wurden keine

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