Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
er - es war lächerlich. Ich
wollte aussteigen, er hat mir die Tür aufgemacht, und ich bin gestolpert.«<
    Sie lachte, aber sie sah dabei aus, als wäre jemand gestorben.
    »Sie sind eine gute Studentin, nicht wahr?«
    Das Mädchen wurde rot. »Ich arbeite viel.«
    »Bei Kenny sieht das anders aus, oder?«
    »Er ist sehr intelligent! Er hat nur noch nichts gefunden, was ihn wirklich fasziniert.« Sie leckte sich die Lippen. »Er braucht einen Antrieb.«
    »Motivation.«
    »Genau. Die Menschen haben unterschiedliche Rhythmen. Ich habe schon immer gewusst, was ich werden wollte.«
    »Und das ist?«
    »Psychologin oder Anwältin. Ich möchte für den Kinderschutz arbeiten.«
    »Gut«, sagte Milo, »solche Menschen können wir gebrauchen.«
    Wir gingen an drei weiteren Parkreihen vorbei. Ein Wagen fuhr an uns vorbei, dessen Fahrerin nicht älter als Cindy war. Wir warteten, bis er ein gutes Stück entfernt war.
    »Dann ist Kenny also in San Diego«, sagte Milo. »Ich dachte, er wollte aufs College in Redlands.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat es sich anders überlegt.«
    »Warum?«
    »Er musste sich erst mal über einiges klarwerden.«
    »Dann geht er also in San Diego nicht zur Uni?«
    »Noch nicht. Er macht ein Praktikum bei einer Immobilienfirma in La Jolla. Ein Freund seines Vaters. Bis jetzt macht es ihm Spaß. Er kann gut verkaufen.«
    »Darauf wette ich.«
    Cindy blieb wieder stehen und fuhr zu ihm herum. »Er hat
mir nichts verkauft, wenn Sie das damit andeuten wollen! Ich bin keine naive Idiotin, und ich würde mich nicht mit einer Beziehung ohne Offenheit und emotionale Fairness begnügen.«
    »Okay.Tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt habe.« Er kratzte sich am Kinn, und wir hatten das Ende des Parkplatzes erreicht. Hinter dem Zaun standen hohe Bäume, durch die eine sanfte Brise wehte.
    Cindy sagte: »Ich bin nur deshalb bereit gewesen, mit Ihnen zu reden, weil ich mich richtig verhalten wollte. Der Mord an Professor Devane war schrecklich, aber mit mir vergeuden Sie wirklich Ihre Zeit. Sie hat keine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Oder in Kennys. Er ist ihr nur dieses eine Mal begegnet, und ich war nur zweimal in ihrer Vorlesung, bevor wir darüber gesprochen haben, dass ich diese Klage einreichen sollte. Sie war nett, aber schon da war ich mir unsicher. In dem Augenblick, als ich da reinkam, wusste ich, es war ein Fehler gewesen.«
    »Warum?«
    »Die Atmosphäre - wie die drei da an einem langen Tisch saßen. Kassettenrecorder und Stifte und Papier. Das Ganze wirkte wie... die Inquisition. Überhaupt nicht so, wie Professor Devane es mir geschildert hatte. Hören Sie, es tut mir leid, dass sie tot ist, und ich habe sie sehr bewundert, aber ich muss sagen, sie hat mich in gewisserWeise... getäuscht.«
    »Wie das?«
    »Sie hat es so dargestellt, als wäre es mehr eine Beratung. Jeder redet über seine Gefühle, versucht, eine Lösung zu finden. Eher eine Art Gesprächsrunde. In dem Augenblick, als ich den Tisch sah, wusste ich, dass ich mich geirrt hatte. Kenny hat gesagt, sie hätten noch schwarze Kerzen auf den Tisch stellen sollen. Und er hat recht. Denen ging es eindeutig darum, Männer zu verurteilen.«

    »In welcher Vorlesung von Professor Devane waren Sie?«
    »Geschlechterrollen und Entwicklung. Ich hatte die Vorlesung noch nicht mal belegt, aber ein paar von meinen Freundinnen waren drin und haben mir dauernd erzählt, wie toll es sei. Dass sie viel über die Geschlechter und menschliches Verhalten lernen würden. Und viel über Männer. Ich hatte dienstags frei, und da hab’ ich mir gedacht, warum nicht?«
    »War Professor Devane eine gute Lehrerin?«
    »Sie war eine fantastische Lehrerin. Faszinierend. DieVorlesung fand in einem großen Saal statt, mit sechshundert Plätzen. Aber man hatte das Gefühl, als spräche sie einen direkt an.Was selten ist, das können Sie mir glauben.«
    »Sie konnte ungemein persönlich wirken«, sagte ich. »So eine Ausstrahlung hatte sie auch im Fernsehen.«
    »Genau. Und sie verstand etwas von ihrem Gebiet. Wirklich eine tolle Lehrerin.«
    »Und Sie waren ein paarmal dort«, sagte Milo.
    »Ja.«
    »Wie kam es dazu, dass Sie sich über Kenny beschwert haben?«
    »Der... der Vorfall war Montagnacht passiert, und am Dienstag war ich noch ziemlich aufgelöst, als ich in die Vorlesung ging.« Sie befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen. »Professor Devane hat über Gewalt in der Ehe gesprochen, und allmählich fing ich an, mich als Opfer zu fühlen. Es

Weitere Kostenlose Bücher